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MELDUNG/468: Hungrige Igelmütter unterwegs! (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 4. September 2018

Hungrige Igelmütter unterwegs!
Trockenheit setzt den Igeln schwer zu - Igelbabys oft nur scheinbar verlassen - Handaufzucht nur im Notfall


Hilpoltstein, 04.09.18 - Die meisten Igelkinder in Bayern werden im Spätsommer geboren. Für die Aufzucht brauchen die Igelmütter nun besonders viel Energie. Der Regen der letzten Tage ist daher höchst willkommen, denn die lange Trockenheit zuvor erschwerte ihnen die Nahrungssuche. Die Würmer verzogen sich in tiefere und feuchtere Erdschichten und der Boden war und ist teils immer noch zu hart zum Scharren nach Nahrung. Trotz erstem Regen ist es gerade jetzt wichtig, den Igelmüttern im heimischen Garten zu helfen. Frisches Wasser und eine kurzfristige Fütterung unterstützen den stacheligen Gartenbewohner. Doch Vorsicht! Bei unvorsichtiger Gartenarbeit laufen die Igelnester Gefahr, zerstört zu werden. "Ein Igelnest ohne Mutter ist noch kein Grund zur Sorge. Ist das Nest jedoch definitiv verlassen, benötigen verwaiste Igelbabys sofort Hilfe und eine artgerechte Versorgung", erklärt die LBV-Igelexpertin Martina Gehret.


Igelfamilie unterwegs - Foto: © Dieter Hopf / LBV

Foto: © Dieter Hopf / LBV

Während der Trockenheit mangelt es dem Igel nicht nur an Wasser, sondern oft auch an Boden-Nahrungstieren. Regenwürmer und Co. ziehen sich in feuchtere Bodenschichten zurück und sind damit für den Igel nicht zu erreichen. Als Folge müssen die Igelmütter weitere Strecken laufen, um satt zu werden oder ihren Durst zu stillen. "Es gibt viele Gründe, warum eine Igelmutter das Nest verlässt. So lässt sie beispielsweise ihre Jungen im geschützten Nest zurück, solange sie auf Nahrungssuche geht", weiß Martina Gehret. Ein scheinbar verlassenes Igelnest ist also noch kein Grund zur Sorge. "Wichtig ist es zu wissen, wann ein Nest wirklich verlassen ist. Flüchtet die Mutter, weil das Nest durch Gartenarbeiten zerstört wurde, kommt sie vielleicht zurück und quartiert ihren Nachwuchs um", erklärt die LBV-Igelbeauftragte. Frisch geborene Igelkinder können ohne Probleme zwei Stunden ohne Mutter überstehen, ältere Igelkinder können sogar sechs Stunden ohne Nahrung auskommen. Erst wenn die Igelmutter in dieser Zeitspanne nicht zurückkommt, gelten die Igelkinder als verwaist und brauchen Schutz, Wärme und Nahrung.

Im August und September kommen die meisten Igelkinder zur Welt. Nach 35 Tagen Tragzeit werden durchschnittlich vier bis sechs Igelsäuglinge mit gerade mal 12 Gramm Körpergewicht geboren. Zu diesem Zeitpunkt sind die Leichtgewichte jedoch noch blind und taub und werden von der Mutter beschützt und gesäugt. "Die Entwicklung der Igelbabys kostet die Igelmutter viel Kraft", so Gehret. Ständig sind die Jungen auf der Suche nach den Zitzen der Mutter und wollen gesäugt werden. Auch die Igelmutter hat während der Jungenaufzucht einen riesigen Hunger und geht nachts selbst auf Beutefang.

Die Aufzucht verwaister Igelsäuglinge ist ein 24-Stunden-Job und sehr anstrengend. Niemand kann das besser als die Igelmutter. Die Aufzucht sollte daher nur übernommen werden, wenn definitiv feststeht, dass die Mutter nicht zurückkommen wird. "Am besten wendet man sich an einen Tierarzt oder eine Igelstation", empfiehlt Martina Gehret. Detaillierte Informationen zur Aufzucht von Igelsäuglingen sind unter www.igel-in-bayern.de zu finden.

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Quelle:
Presseinformation, 04.09.2018
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. September 2018

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