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VÖGEL/1037: Frühe Rückkehr der Störche - NABU Thüringen berichtet über aktuelle Weißstorchbeobachtungen (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - Hannover, 1. März 2016

Frühe Rückkehr der Störche

Der NABU Thüringen berichtet über aktuelle Weißstorchbeobachtungen - Partnertreue und starke Horstplatzbindung bei beringten Störchen nachgewiesen


Jena - Laut des Naturschutzbundes (NABU) Thüringen kehren die ersten Weißstörche aus ihren Winterquartieren nach Thüringen zurück. Mittlerweile ist dies keine Seltenheit mehr. In den zurückliegenden Jahren waren schon oft im Februar die Störche verfrüht zurück. Der NABU deutet dies als eine Folge der allgemeinen Klimaerwärmung. Das derzeitige Winterwetter stellt für die Tiere kein großes Problem dar.


Weißstorchbrutpaar im Nest - Foto: © Klaus Schmidt

Das Storchennest bei Merkers war schon im Februar besetzt. Horstbesitzer ist seit 2011 ein in Stuttgart als Nestling beringter Adebar. Die Partnerin des inzwischen 8jährigen Storches ist nicht beringt. Sie haben in den zurückliegenden fünf Brutperioden immer zwei oder drei Junge aufgezogen.
Foto: © Klaus Schmidt

Normalerweise galt der Weißstorch früher als ein klassisches Beispiel für einen Zugvogel. "Ich erinnere mich noch genau, dass ich vor rund 50 Jahren immer Anfang April gemeinsam mit Familie Ranft und anderen Anwohnern in Immelborn auf die Ankunft der Störche wartete", sagt Klaus Schmidt NABU-Mitglied aus Barchfeld. Der Ornithologe erklärt weiter: "Immelborn gehörte damals neben Gerstungen und Tiefenort zu den einzigen Orten, wo in der Werraaue Weißstörche nisteten. Inzwischen hat sich die Situation geändert. Die Störche kommen infolge der allgemeinen Klimaerwärmung deutlich früher und wir hatten im Vorjahr insgesamt sechszehn bewohnte Horstplätze in der thüringischen Werraaue, weitere vier Horststandorte gibt es im hessischen Abschnitt." In diesem Jahr sind die angestammten Brutnester in Westthüringen bereits Ende Februar zu 69 Prozent besetzt.

Erster Rückkehrer war ein altbekannter Storch mit einem Metallring einer französischen Beringungszentrale. Dieser wurde als Jungstorch im Jahr 2005 bei Colmar in Frankreich beringt. Er ist ein ausgesprochener Kenner der Werraniederung, denn er war schon in etlichen Horsten ansässig, so in Bad Salzungen, Leimbach, Tiefenort, Lauchröden und die letzten Jahre in Gerstungen. "Zuerst war er als erfolgloser Storchenmann und aufgrund seiner ständigen Brutplatzwechsel unter den Storchenfreunden bekannt. Nach nun mehrfachen erfolgreichen Bruten hält er Gerstungen die Treue. Er kehrte als erster sehr frühzeitig am 6. Februar nach Gerstungen zurück und fand schnell eine Partnerin", berichtet Klaus Schmidt.

Sehr zeitig kamen auch die Storchenpaare in Immelborn und in Wasungen an. Bei diesen beiden Paaren sind jeweils beide Partner beringt. Über die Ringaufschriften, die Storchenkenner mit Fernrohren ablesen, war zu entnehmen, dass diese beiden Paare eine besondere Partnertreue und eine feste Brutplatzbindung auszeichnen. Die Wasunger Störche haben soeben ihre achte und die Immelbörner ihre siebte gemeinsame Brutperiode begonnen. An zwei Nestern fehlt jeweils noch ein Brutpartner und an vier Brutorten sind noch keine Störche erschienen.

In Vacha sind am 1. März zwei Störche auf dem Storchenturm erschienen. In den nächsten Tagen wird überprüft, ob auch der Storchenvater von Vacha dabei ist, der seit 2006 dort ansässig war und mit seinen 13 Jahren zu den ältesten Brutstörchen in Thüringen zählt.

Das wechselhafte Wetter ist für die Störche nicht gerade angenehm. Aber wie Beobachtungen der letzten Jahre zeigten, wird selbst eventuell noch einsetzendes Winterwetter kein Problem sein. Große Kälte vertragen sie gut, nur die spärlichen Nahrungstiere auf dem Erdboden dürfen nicht völlig zugeschneit sein. Laut NABU Thüringen fliegen Weißstörche wieder in wärmere Gefilde, wenn sie zu wenig Nahrung finden. Verhungert ist in Thüringen noch kein Storch. Generell befinden sich alle Thüringer Brutplätze in den milderen Niederungsgebieten.

Während in Westthüringen die Stelzvögel ihre Nester ausbessern und sich auf die Brut vorbereiten, sind die Horste in Nord- und Ostthürigen noch größtenteils verweist. Das liegt daran, dass die Brutstörche der Werraaue fast ausschließlich Westzieher sind, die schon in Spanien überwintern, während in den östlichen Landesteile verstärkt Ostzieher leben, die über den Balkan und Ägypten bis nach Südafrika fliegen und wegen der vierfachen Flugstrecke verspätet im Frühjahr zurückkehren.

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Quelle:
Pressemitteilung 28/16, 01.03.2016
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
Telefon: 05 11 / 9 11 05 - 27, Fax: 05 11 / 9 11 05 - 40
E-Mail: Info@NABU-Niedersachsen.de
Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2016

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