Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ARTENSCHUTZ

VÖGEL/469: Warum Enten auf dem Eis nicht festfrieren - Wärmetauscher in den Beinen (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 2. Februar 2009

Wärmetauscher in den Beinen

Warum Enten auf dem Eis nicht festfrieren / "Wundernetz" als Wärmetauscher / Infobroschüre über Vögel im Garten


(Bremen, den 02.02.09) Kaum friert es wieder, fragen besorgte Naturfreunde beim NABU an, ob denn die Tiere nicht unter den winterlichen Temperaturen leiden. Nicht nur aufgeplusterte Meisen in den Baumwipfeln erregen Mitleid. Diejenigen, die es allmorgendlich barfuß auf eisigen Badfliesen schaudert, fragen sich, warum denn die auf dem Eis watschelnden oder im Wasser paddelnden Enten keine kalten Füße bekommen oder womöglich über Nacht fest frieren.

"Die Vögel sind zwar 'barfuß', aber das macht ihnen wenig aus", beruhigt Sönke Hofmann, Geschäftsführer vom NABU Bremen, "damit sie auch an den federlosen Körperteilen nicht auskühlen, haben einige Vogelarten ein raffiniertes Energiesparprogramm. In den Vogelbeinen befindet sich das sogenannte 'Wundernetz', das wie ein Wärmetauscher funktioniert." Im "Wundernetz" liegen feine Blutgefäße sehr dicht beieinander. Das arterielle Blut strömt darin vom knapp 40 Grad warmen Körper Richtung Füße. Dabei fließt es sehr nah an den Venen vorbei, die das abgekühlte Blut aus den Füßen wieder zum Körper transportieren. "Im 'Wundernetz' wärmt nun das warme Blut das kalte im Gegenstromprinzip. Es geht kaum Wärme verloren und das Tier kühlt selbst bei stundenlangem Gewatschel auf dem Eis nicht aus", erklärt der Naturschützer die faszinierende "Erfindung" der Natur. "Die Füße sind mit relativ kaltem Blut durchströmt, darum schmilzt das Eis unter den Füßen der Enten auch nicht."

Die Vogelkörper sind aber auch ansonsten hervorragend gegen Kälte isoliert. "Über den wärmenden Daunen tragen die Vögel wetterfeste Deckfedern, die sie immer gut einfetten. Dafür benutzen die Vögel ein öliges Sekret, das in der Bürzeldrüse am Stoß produziert wird. Mit dem Schnabel verteilen sie dieses Fett über das ganze Gefieder", so der NABU-Vertreter. Bei Polarvögeln kann der Unterschied zwischen Körperinnerem und Umgebung über 80 Grad betragen.

Einzig der Kormoran hat kein gefettetes Gefieder - es würde ihn bei seinen oft 20 Sekunden langen Tauchgängen nach kleinen Fischen behindern und wie einen Korken an die Oberfläche treiben. "Deshalb sitzen die geschickten schwarzen Fischjäger nach jeder Mahlzeit mit 'traurig' hängenden Flügeln auf einem Poller. Sie trocknen sich und sehen dabei oft aus als wären sie Opfer einer Ölpest" schmunzelt Sönke Hofmann. "Es mag uns Menschen zwar unangenehm erscheinen, in der Kälte sitzen zu müssen - unsere heimischen Tiere haben sich im Laufe von 'zig Jahrtausenden daran angepasst", beruhigt der gelernte Förster. So fliehen die Zugvögel auch nicht in wärmere Gebiete, weil sie die Kälte bei uns nicht überstehen, sondern weil sie hier keine Nahrung mehr finden. "Als ausgeprägte Zugvögel bleiben manche Weißstörche dennoch hier, wenn sie durch den Winter gefüttert werden", so der NABU-Geschäftsführer.

Der beste Schutz für heimische Singvögel sei der naturgerechte Garten.Hier gibt der NABU Tipps mit einer Broschüre rund um die beliebten Piepmätze, ihre Lebensraumansprüche und empfehlenswerte Pflanzen. Die Broschüre gibt es für 4 Euro in Briefmarken beim NABU, Contrescarpe, 28203 Bremen.


*


Quelle:
Pressemitteilung, 02.02.2009
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Contrescarpe 8, 28203 Bremen
Tel. 0421/3 39 87 72, Fax 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Februar 2009