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VÖGEL/640: Kraniche und Wildgänse über Nordrhein-Westfalen (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 4. November 2010 / NABU-Beobachtungstipp

Kraniche und Wildgänse über Nordrhein-Westfalen

NABU: Highlights des Vogelzugs im November


Düsseldorf - Schon den ganzen Oktober über haben Millionen Zugvögel Deutschland verlassen und sich auf den Weg in ihre Winterquartiere gemacht. "Weitere Millionen so genannter Durchzügler aus Osteuropa, Sibirien oder Skandinavien haben Deutschland auf dem Weg in den Süden zudem bereits überquert", erklärt Bernd Jellinghaus vom Landesfachausschuss Ornithologie und Vogelschutz im NABU NRW. Unter anderem auch Tausende Kraniche, die seit Anfang Oktober in größeren und kleineren Trupps ihre Sammelplätze verließen und auf ihrer Zugroute auch Nordrhein-Westfalen überfliegen. Doch noch warteten an den drei Hauptrastplätzen über 100.000 Kraniche auf günstige Windverhältnisse. Damit stehe der Hauptzug der Kraniche in ihre Winterquartiere noch aus.

Die größten Kranichsammelplätze vor dem gemeinsamen Flug ins Winterquartier liegen in der Rügen-Bock-Region am vorpommerschen Bodden, außerdem an der unteren Oder, an der Mecklenburgischen Seenplatte, im Rhinluch und im Havelländischem Luch sowie seit einigen Jahren auch in der Oberlausitz. "Bei günstiger Witterung brechen die Kranichschwärme von ihren Sammelplätzen in den frühen Morgenstunden auf und ziehen beiderseits am Harz vorbei. Der Hauptzug überfliegt dabei Osnabrück, Hannover und Göttingen, erreicht dann das Weserbergland, um beim Weiterflug mit 80 Stundenkilometer das östliche Ruhrgebiet zu streifen und entlang des Rheins nach Bonn zu gelangen", so Jellinghaus weiter. Eine etwas westlichere Zugroute ermögliche Beobachtungen am Niederrhein und in der Eifel. Von hier aus gehe es weiter über Nordfrankreich bis nach Spanien und Portugal.

Im Flug bilden Kraniche eine V-förmige Formation mit kräftigen, erfahrenen Tieren an der Spitze. Es folgen Familien mit durchschnittlich zwei Jungtieren. "Bei konstanten Flugbedingungen können die Tiere ohne Halt bis nach Südeuropa fliegen. Sie legen aber oft eine Pause ein und manches Mal hält sie schlechtes Wetter und Nebel tagelang am Boden", so der NABU-Vogelexperte. Auf der westeuropäischen Zugroute überwinterten heute rund 70.000 Kraniche in Spanien, 30.000 in Frankreich sowie jeweils wenige tausend Vögel in Portugal und Nordwestafrika. Hauptüberwinterungsregion sei zurzeit mit etwa 50.000 Kranichen die Extremadura in Westspanien.

Während sich die letzten Kraniche auf den Weg nach Süden machen, sind im Gegenzug die ersten Wintergäste in Nordrhein-Westfalen eingetroffen. Bläss- und Graugänse aus Sibirien versammeln sich alljährlich in großen Scharen am Niederrhein. "Mit nur wenigen Gramm Fett als ,Treibstoff' legen sie ebenfalls Tausende von Kilometern zurück und tanken hier neue Energie", erklärt Jellinghaus. Die ersten Wildgänse zählte die NABU-Naturschutzstation Kranenburg bereits Ende September. Seitdem sind zahlreiche neue Trupps eingeflogen. Zurzeit halten sich bereits weit über 10.000 Tiere am Niederrhein auf. In den nächsten Wochen wird ihre Zahl auf rund 180.000 Wintergäste ansteigen.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 54, 04.11.2010
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. November 2010