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VÖGEL/722: Nächtliches Rufen - Nachwuchs der Waldohreulen bettelt (NABU RP)


NABU Landesverband Rheinland-Pfalz - 13. Juli 2011

Rätselhafte nächtliche Rufe: Nachwuchs bei den Waldohreulen


In den letzen Tagen mehren sich die Anrufe beim NABU Rheinland-Pfalz: Jeden Abend bei Einbruch der Dämmerung seien im Garten, im Park vor der Haustür oder in der weiteren Nachbarschaft bis tief in die Nacht gedehnte, kläglich fiepende Rufe zu hören. Manchmal könne man im Halbdunkel auch einen oder mehrere größere Vögel sitzen oder abfliegen sehen.

Auch wenn es ungewöhnlich erscheint, ist die Antwort eindeutig: 'Waldohreulen sind die Verursacher der nächtlichen Ruhestörung' so Olaf Strub, Naturschutzreferent des NABU Rheinland-Pfalz. Genauer gesagt - es sind die jungen Ästlinge der Eulen, die nun ab späten Nachmittag um Futter betteln.

"Piiiiiüüüh!', fiebt es aus der Baumkrone, dann zehn Sekunden Pause. 'Piiiiiüüüh!', da wieder. 'Piiiiiüüüh!' Pause. 'Piiiiiüüüh!', so geht es die ganze Nacht. Die Jungen der Waldohreulen betteln verstreut in den Bäumen nach Einbruch der Nacht um Futter.

'Die Waldohreulenbrut hat dieses Jahr erst spät im April begonnen', erklärt Strub. Nach vier Wochen Brutzeit schlüpfen im Mai vier bis sechs Junge, die zunächst im Nest von den Eltern versorgt werden. 'Für Waldohreulen sind alte Krähennester lebenswichtig, denn sie bauen kein eigenes Nest. Das sollte man bei den unsinnigen Forderungen nach Krähenbekämpfung auch bedenken', mahnt Strub. Nun seien die Küken bereits Ästlinge, flauschige Federbälle, die den Tag unauffällig im Geäst verschlafen und ab spätem Nachmittag umso auffälliger nach Futter betteln. Zwar fangen die Jungeulen bald auch mit den ersten Flugübungen und Jagdversuchen an, aber bis Mitte August kann die nächtliche Ruhestörung noch weitergehen, erst dann suchen sie sich ein eigenes Revier in einigen Dutzend Kilometern Entfernung. 'Wir haben jedes Jahr Anrufe von entnervten Menschen und Nachfragen, was das Gefiepe denn sei', schmunzelt Olaf Strub, 'wenn die lieben Kleinen die ganze Nacht vor dem offenen Schlafzimmerfenster betteln, stört das natürlich gewaltig.' Dennoch bittet der Naturschützer um Verständnis, denn die Jungen hätten schließlich nur Hunger. Das Vertreiben der Tiere sei nicht zulässig.


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Quelle:
NABU Rheinland-Pfalz, 13.07.2011
Frauenlobstraße 15-19, 55118 Mainz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juli 2011