Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ARTENSCHUTZ

VÖGEL/749: Die Dohle - Vogel des Jahres 2012 (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 17. Oktober 2011

Die Dohle - Vogel des Jahres 2012

NABU kürt 42. Vogel des Jahres / gesellige Kulturfolger suchen Wohnraum / rund tausend Paare in Bremen / Kirchtürme beliebt / "Pastors schwarze Taube" / Infopaket


(Bremen, den 17/10/11) NABU und Landesbund für Vogelschutz, NABU-Partner in Bayern, haben die Dohle zum "Vogel des Jahres 2012" gekürt. "Damit beleuchten wir eine der intelligentesten heimischen Vogelarten, die trotz ihrer Anpassungsfähigkeit immer weniger Nistmöglichkeiten findet", erklärt NABU-Vizepräsident Helmut Opitz, "mit der Ernennung zum Vogel des Jahres wollen wir uns verstärkt für die geselligen Dohlen einsetzen, denn ihre Lebensräume werden immer mehr eingeengt." Die vielseitigen Stimmtalente müssten besser geschützt werden, denn Dohlen stehen bereits in mehreren Bundesländern auf der Roten Liste der gefährdeten Arten oder auf der Vorwarnliste.

"Um die tausend Brutpaare", schätzt der Bremer NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann den Bestand im kleinsten Bundesland ein. "Bei der 'Stunde der Gartenvögel', der bundesweit größten ehrenamtlichen Zählaktion, findet man die Bremer Dohlen stabil zwischen dem 15. und 20. Platz." Damit seien die Dohlen in Bremen deutlich stärker vertreten, als in Hamburg und Berlin.

Das typische "Kjäk-Kjäk" sei besonders zum Winter hin ein häufig zu hörender Laut. "Viele Dohlen kommen als Wintergäste zu uns. Sie schlafen dann oft mit Saatkrähen zusammen auf den gleichen Bäumen", weiß Hofmann zu berichten. Für die Brut benötigen die intelligenten Tiere dagegen große Baumhöhlen oder noch lieber: Schornsteine. Die großen Winterschwärme seien kein Zeichen einer übermäßigen Vermehrung der Rabenvögel, so der NABU: "Viele Tiere kommen aus Skandinavien und Schleswig-Holstein zu uns, das war schon immer so. Früher waren die Rabenvögel allerdings durch die sinnlose Ballerei der Jäger mißtrauischer und lebten heimlicher."

Als Kulturfolger hatten sich die ursprünglichen Steppenbewohner in der menschlichen Nachbarschaft gut eingerichtet: Hohe Gebäude boten ihnen vorzüglichen Unterschlupf und Weiden, Felder und Wiesen einen reich gedeckten Tisch mit Käfern, Heuschrecken, Würmern und Schnecken. Für die Landwirtschaft waren sie nützliche Helfer bei der biologischen Schädlingsbekämpfung und so lebten Mensch und Dohle jahrhundertelang einträchtig miteinander.

"Doch nun versiegeln wir immer mehr Grünflächen und setzen für den großflächigen Anbau von Energiepflanzen - vor allem Mais und Raps - flächendeckend Pestizide ein. Damit verschwindet auch die Nahrungsgrundlage der Dohlen. Zugleich finden die Dohlen in unseren Städten und Dörfern immer weniger Nistmöglichkeiten", erklärt NABU-Vizepräsident Opitz. So ist der Dohlenbestand in Deutschland auf geschätzte 100.000 Brutpaare gesunken. Größere Dichten erreicht die Art nur noch regional, etwa am Niederrhein.

Zum Rückgang der Dohlen tragen aktuell auch viele Gebäudesanierungen bei, die zwar wichtigen Energiesparzielen dienen, aber den Dohlen Brutplätze in Nischen, Mauerlöchern und Dachstühlen versperren. Wegen ihrer Vorliebe für Kirchtürme nannte man sie früher "des Pastors schwarze Taube", doch die Türme vieler Gotteshäuser wurden inzwischen zur Taubenabwehr vergittert. Mit dem Projekt "Lebensraum Kirchturm" weisen NABU und LBV auf die Gefährdung von tierischen Kirchturmbewohnern hin und setzen sich für deren Schutz ein. Seit 2007, als der Turmfalke Vogel des Jahres war, haben NABU und LBV bereits 500 Kirchengemeinden mit einer Plakette für ihr vorbildliches Engagement ausgezeichnet. Im Dohlen-Jahr sollen es noch mehr werden.

Ein Infopaket zum Vogel des Jahres 2012 mit Dohlenbroschüre, Poster und Tipps zum naturnahen Garten gibt es gegen 7 Euro in Briefmarken beim NABU, Stichwort "Dohle", Contrescarpe 8, 28203 Bremen.


*


Quelle:
Pressemitteilung, 17.10.2011
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Contrescarpe 8, 28203 Bremen
Tel. 0421/3 39 87 72, Fax 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Oktober 2011