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VÖGEL/857: Der NABU Thüringen stellt die Storchenbilanz für 2012 vor (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Jena, 16. November 2012

Rekordjahr für den Weißstorch in Thüringen

Der NABU Thüringen stellt die Storchenbilanz für 2012 vor



2012 ist das erfolgreichste Storchenjahr der letzten 100 Jahre im Freistaat. Während in West- und Mittelthüringen eine weitere Zunahme zu verzeichnen ist, ist der Storchenbestand in Ostthüringen fast zusammengebrochen. Erfreuliche Nachrichten gibt es von den Störchen in Thüringen. Mit 36 ansässigen Weißstorchpaaren gab es 2012 die bisher größte Anzahl brütender Weißstörche seit über 100 Jahren, berichtet der Naturschutzbund (NABU) Thüringen. Die erneute Zunahme sei aber nicht vordergründig mit guten Lebensbedingungen in Thüringen zu erklären, sondern hauptsächlich mit dem Zuzug fremder Störche der westeuropäischen Population. Wie Ornithologen beim Ablesen von Fußringen ermittelten, gab es Zuwanderer aus Frankreich, Baden-Württemberg, Südhessen und Bayern.

"Bezüglich der Bruthäufigkeit gibt es in den einzelnen Landschaften des Freistaates deutliche Unterschiede. Während der Storchenbestand in Ostthüringen fast zusammengebrochen ist und nur zwei Bruten im Altenburger Land stattfanden, gab es in der Werraaue in Südwestthüringen sowie in Mittelthüringen eine weitere leichte Zunahme an besetzten Horsten", erklärt NABU-Mitglied Klaus Schmidt, der ehrenamtlich schon über vier Jahrzehnte als Weißstorch-Landesbetreuer tätig ist.

Der Bestandsanstieg von 25 Brutpaaren im Jahr 2009 bis heute auf 36 Paare darf nicht darüber hinweg täuschen, dass in den letzten Jahren die mittlere Nachwuchsrate mit weit unter 2,0 Jungen je Brutpaar zu niedrig war. Nester mit vier oder fünf flüggen Jungstörchen werden immer mehr zur Ausnahme. Die in diesem Jahr deutlich höheren Nachwuchsraten führen die Naturschützer auf die erhöhte Feldmausdichte im Sommer zurück. "Der populationsdynamisch bedingte Feldmausbestand kam den Störchen wie auch Eulen und Greifvögeln zugute. Mit einer Nachwuchsrate von 2,76 jungen Störchen pro Horstpaar ist dies ein gutes Ergebnis", freut sich Klaus Schmidt. Der Anteil der erfolglosen Bruten war mit 19,4 Prozent ebenfalls erfreulich niedrig. In den Nestern von Wasungen und Vacha wurden jeweils vier Junge flügge. Erstmals seit Jahren konnte sogar wieder eine Brut mit fünf flüggen Jungstörchen verzeichnet werden, in Großbrembach im Landkreis Sömmerda. Insgesamt ermittelten landesweit die Storchenfreunde 80 flügge Jungstörche in diesem Jahr. Dennoch ist der NABU besorgt, denn Wiesen und Weiden bieten trotz vielfältiger Landwirtschaftsförderprogramme in der Regel nicht ausreichend kleinere Nahrungstiere für die Aufzucht des Nachwuchses.

Foto: © Klaus Schmidt

Weißstorchpaarung Tiefenort
Foto: © Klaus Schmidt

"Die Beobachtungsergebnisse der letzten Jahre lassen uns aber hoffen, dass der seit drei Jahren bestehende Populationsdruck aus Südwest-Europa auch in den nächsten Brutperioden anhält. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden sich dann weitere Weißstörche in Thüringen ansiedeln wollen", zeigt sich Klaus Schmidt optimistisch. Er empfiehlt, überall dort, wo sich zur Brutzeit über mehrere Wochen Weißstorchtrupps als Nichtbrüter aufhielten oder wo Nistversuche stattfanden, neue Horstunterlagen zu errichten.

Beobachtungen zu Weißstörchen, z.B. von überwinternden Vögel, können dem NABU unter www.NABU-Thueringen.de gemeldet werden.

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Quelle:
Pressemitteilung, 16.11.2012
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2012