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KOHLEALARM/268: Klimakampf und Kohlefront - umdenken ... (Divest Aachen)


Initiative Divest Aachen - Pressemitteilung vom 18. Mai 2016

RWTH AIMS in the wrong direction


Am 18. und 19. Mai findet an der RWTH (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule) Aachen AIMS, das Aachen International Mining Symposium statt. Auf dieser Konferenz der internationalen Minenindustrie wird u.A. die Zukunft des Braunkohleabbaus und der klimazerstörerischen Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen behandelt. Anstatt jedoch die Konferenz für die Suche nach Alternativen zu nutzen und den programmatisch seit der UN-Klimakonferenz unausweichlichen Kohleausstieg technologisch zu fördern, setzen RWTH und Konferenzteilnehmende offenbar in weiten Teilen auf die Sicherung des fossilen Industriezweigs.

Die Veranstaltung wird als Meilenstein in der Weiterentwicklung der Minenindustrie hin zu verantwortlichem und umweltbewusstem Handeln beworben, jedoch versprüht das Programm den kohlestaubigen Charme längst vergangehner Zeiten. So hält beispielsweise am Donnerstag der RWE-Mitarbeiter Gero Vinzelberg einen Vortrag zur Zukunft des Kohleabbaus in NRW. "Es dürfte klar sein, welche Interessen ein Konzern wie RWE zu diesem Thema verfolgt und vertritt", kommentiert Gary Evans von der Initiative Divest Aachen.

Divest Aachen forderte gemeinsam mit Greenpeace bereits vor Monaten die RWTH auf, ihre Verbindungen zu RWE offenzulegen. Sowohl ihre möglicherweise bestehenden Investitionen in den Konzern soll die Hochschule unverzüglich rückgängig machen, zudem forderte die Initiative aber auch eine Neuausrichtung von Forschung und Lehre. "Es gibt genug Forschungsbedarf im Bereich erneuerbarer und sauberer Energieen. Die RWTH, die sich auf die Fahnen schreibt, die Zukunft zu denken, muss sich viel mehr in diesem Bereich engagieren, anstatt die rückwärtsgewandte Energiegewinnung aus Kohle und Erdöl zu unterstützen", erklärt Gary Evans. "Und das muss die Hochschule auch den Ingenieurinnen und Ingenieuren von morgen mit auf den Weg geben: Das Klima unseres Planeten ist nur noch zu retten, wenn wir die Kohle im Boden lassen", unterstreicht er die Forderung, die ganz aktuell hunderte Klimaaktivistinnen und -aktivisten im Rahmen der Ende Gelände Aktionen in der Lausitz vertreten haben.

Im Dezember 2015 haben sich in Paris 195 Staaten dazu verpflichtet, eine Begrenzung der Klimaerwärmung auf 1,5°C anzustreben. Deshalb fordern Fossil Free und Greenpeace in Nordrhein-Westfalen seit Anfang des Jahres gemeinsam verschiedenste Institutionen auf, ihre Investitionen in die zweihundert größten Kohle-, Öl- und Gasunternehmen zurückzunehmen. Viele Kommunen, aber auch Hochschulen in NRW besitzen RWE-Aktien im Wert von mehreren Millionen Euro. RWE ist neben Eon und Vattenfall einer der größten CO2-Emittenten in Deutschland. Im Februar startete Divest Aachen mit Greenpeace bereits Kampagnen für ein Divestment der Städteregion und der Sparkasse Aachen und sucht seitdem immer wieder den konstruktiven Dialog.

In den letzten Monaten konnte die Divestment-Bewegung auch in Europa wichtige Erfolge verzeichnen. So beschloss nicht nur der große norwegische Pensionsfonds, sondern auch die Allianz-Versicherung, ihre Investitionen aus der fossilen Industrie abzuziehen. Im November bekannte sich die Stadt Münster als erste deutsche Kommune zu ethischen und ökologischen Investitionskriterien und damit folgerichtig zum Divestment. Nun ist es an der Zeit, dass auch Bildungseinrichtungen nachziehen, und zwar nicht nur, indem sie divestieren, sondern auch, indem sie ihr inhaltliches Handeln und ihren Bildungsauftrag hinterfragen.

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Quelle:
Initiative Divest Aachen
Internet: https://www.facebook.com/divestaachen/


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Mai 2016

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