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KOHLEALARM/543: Klimakampf und Kohlefront - unaustauschbar ... ("Alle Dörfer bleiben!")


Bündnis "Alle Dörfer bleiben!" - Pressemitteilung vom 23. Januar 2019

Tagebau-Betroffene: Zwangsumsiedlungen waren noch nie sozialverträglich

Bündnis "Alle Dörfer bleiben" stellt vier Forderungen an die Kohlekommission


Erkelenz. Anlässlich der Abschlussverhandlung der Kohlekommission betont das bundesweite Bündnis "Alle Dörfer bleiben", dass eine sozialverträgliche Zwangsumsiedlung nicht möglich ist. Damit reagiert das Bündnis auf eine Veröffentlichung des Energiekonzerns RWE, laut der Umsiedlungen am Tagebau Garzweiler "sozialverträglich" und im Interesse der Dorfgemeinschaft seien. Das Bündnis kritisiert diese Darstellung scharf und fordert den Erhalt aller vom Braunkohleabbau bedrohten Dörfer.

"RWE will gegen unseren Willen unseren Ort abreißen. Es ist nicht sozialverträglich, wenn seit Jahrzehnten gezielt Keile zwischen Nachbarn und Freunde getrieben werden, um Widerstand zu verhindern. Unsere Dorfgemeinschaft wird systematisch zerstört." sagt Britta Kox aus Berverath. Für ältere Menschen ist die Situation sogar lebensbedrohend: "Ich möchte lieber sterben als mit ansehen zu müssen, wie mein Haus, meine Heimat und meine gesamte Vergangenheit vernichtet werden." so Marlene Kopp (81) aus Kuckum.

Marita Dresen aus Kuckum fügt hinzu: "Unabhängig davon, dass ich mein Zuhause nicht aufgeben werde, ist es eine bodenlose Frechheit zu behaupten, die Umsiedlung sei in irgendeiner Weise sozialverträglich. Ich lebe mit meiner gesamten Familie auf einem 15.000qm großen Bauernhof, auf dem wir Hühner und Pferde halten. RWE bietet mir im neuen Ort ein winziges Grundstück mit max. 2.000qm und besitzt auch noch die Dreistigkeit zu behaupten, dass wir unsere Tiere ja wohl abschaffen könnten - es sei schließlich nur ein Hobby."

Auch die Bewohner der Grubenranddörfer klagen über mangelnde Sozialverträglichkeit. "Die geplanten Tagebau-Abstände von 100m in Wanlo und 80m in Kaulhausen sind eine Zumutung. Die Anwohner sind an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr einem Industriebetrieb ausgeliefert, für den es keinerlei Grenzwerte zu Lärm- und Lichtemissionen gibt. Immobilien erleiden einen immensen Wertverlust, denn wer will schon direkt neben so einem Drecksloch wohnen?" fragt Birgit Cichy aus Wanlo.

"Zwangsumsiedlungen sind nicht sozialverträglich und das Weltklima verhandelt nicht. Deshalb darf die Kohlekommission - und insbesondere die Umweltverbände darin - nur dann Beschlüsse fassen, wenn sie den Pariser Klimazielen entsprechen sowie den Erhalt der bedrohten Dörfer, des Hambacher Waldes und deutlich höhere Abstände zu den Grubenranddörfern beinhalten." so Christopher Laumanns, der über die Klimagerechtigkeitsbewegung bei "Alle Dörfer bleiben" aktiv ist.

Die Kritik von "Alle Dörfer bleiben" wird untermauert durch das Urteil des OVG Münster zum Rodungsstopp im Hambacher Wald. Darin wurde festgehalten, dass weder RWE noch das Land NRW in der Lage sind darzulegen, dass die Braunkohleverstromung für die Energiesicherung Deutschlands überhaupt noch notwendig ist.

Das Bündnis

"Alle Dörfer bleiben" ist ein deutschlandweites Bündnis, in dem Betroffene aller Braunkohle-Reviere und die Klimagerechtigkeitsbewegung gemeinsam gegen Zwangsumsiedlung und Klimazerstörung kämpfen.

Informationen zum Bündnis gibt es unter
https://www.alle-doerfer-bleiben.de/

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Quelle:
Pressemitteilung vom 23. Januar 2019
"Alle Dörfer bleiben!"
Internet: www.alle-doerfer-bleiben.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Januar 2019

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