Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → FAKTEN


BILDUNG/592: UNESCO-Programm "Bildung für Nachhaltige Entwicklung für 2030" startet (GW)


KlimaKompakt
Der Klima-Newsletter von Germanwatch - Nr. 93 / Dezember 2019

Gewachsene Ansprüche an eine politischere Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Das UNESCO-Programm "Bildung für Nachhaltige Entwicklung für 2030" (ESD for 2030) startet in 2020


Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

mit dem letzten KlimaKompakt im Jahr 2019 wollen wir Sie auf das am 1.1.2020 anlaufende neue UNESCO Programm zu Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE für 2030) aufmerksam machen. Das auslaufende UNESCO BNE-Weltaktionsprogramm 2014-19 forderte: "to empower learners to transform themselves and the society they live in". "BNE für 2030" baut darauf auf und geht weiter. Es drängt auf eine Bildung, die dazu befähigt, politisch aktiv zu werden, um die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) umzusetzen: "Alle BNE Aktivitäten tragen zur Umsetzung der SDGs bei" (5.3). Damit verfolgt es einen klar politischen Ansatz. Es spricht von transformativer BNE und sagt: "BNE in Aktion ist Bürger-ein in Aktion" (4.7).

Im kommenden, politisch sehr spannenden Jahr 2020, können diese Impulse auf lokaler, regionaler, staatlicher EU- oder internationaler Ebene umgesetzt werden. Die Kommunalwahlen in NRW oder die deutsche EU-Ratspräsidentschaft, in dessen Zentrum die Umsetzung des "European Green Deal", klimapolitische Zielerhöhungen und Verhandlungen mit China, Indien, Südafrika usw. für die gemeinsame Umsetzung der Klima- und Nachhaltigkeitsziele stehen, bedürfen des unterstützenden Drucks und Engagements der Bürger_innen.

Dieses bürgerschaftliche Engagement ist auch zentral für den UN-Klimaprozess, wo jetzt die Implementierungsphase in den Fokus rückt - und damit auch das Engagement von Kommunen, Wirtschaft und Bürger_innen.

Vor diesem Hintergrund setzt sich Germanwatch dafür ein, dass die Impulse aus "BNE für 2030" in der Bildungslandschaft "verdaut" und umgesetzt werden. Gelebte Freiheit besteht darin, dass sich Bürger_innen aktiv in die Gesellschaft und Politik einbringen.

Ihr Team von Germanwatch


Eine ganz kurze Geschichte der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Empowerment: Der Weg zur transformativen BNE

Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) war durch Ausrufung der Weltdekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (2005-2014) auf dem Weltgipfel Rio + 10 in Johannesburg 2002 weltweit auf die bildungspolitische Agenda gesetzt worden. Beim globalen Nachhaltigkeitsgipfel (Rio+20) wurde 2012 in Rio die Relevanz von BNE als wesentlicher Bestandteil einer qualitäts-orientierten Bildung und als Schlüsselfaktor für eine nachhaltige Entwicklung anerkannt. Im Anschluss an die Dekade wurde das UN-Weltaktionsprogramm BNE 2014-2019 mit einem Fokus auf konkreten Aktionen und der Verbreitung und Weiterentwicklung von BNE umgesetzt.

Das neue UNESCO-Programm "Bildung für Nachhaltige Entwicklung für 2030" hat die Laufzeit 2020 bis 2030. "BNE für 2030" wurde in einem weltweiten Online-Konsultationsprozess kommentiert und in internationalen UNESCO Fachgruppen Treffen und Symposien weltweit vorangetrieben. Im Frühling 2019 hat der UNESCO-Exekutivrat dem Positionspapier für die inhaltliche Ausgestaltung des Nachfolgeprogramms zugestimmt, im November 2019 hat die UNESCO-Generalkonferenz schließlich "ESD for 2030" formal verabschiedet. Der offizielle Start von "ESD for 2030" wird auf der UNESCO-Konferenz vom 2.-4. Juni in Berlin sein.

Mit dem Start der Agenda 2030 und der SDGs in 2015 wurde die Notwendigkeit von Bildung und insbesondere BNE zur Umsetzung betont. Im Globalen Nachhaltigkeitsziel 4 "Hochwertige Bildung" (SDG4, konkret 4.7) wurde BNE konkret als Ziel für alle Menschen benannt. Deutschland hat bis Ende 2020 einen Sitz in der UNESCO Steuerungsgruppe SDG 4 Bildung 2030 inne, dort gilt es das neue Verständnis einer transformativen BNE breit zu diskutieren und sowohl für die Bildungslandschaft, wie für ein weiterentwickeltes, transformativeres BNE-Verständnis zu entwickeln. Die Kultusminister-Konferenz (KMK) hat zwar am 17.10.2019 die Bedeutung und Rolle von BNE zur Umsetzung der SDGs betont und die bisherige "Übereinstimmung" der Bildungspolitik der Länder zur globalen Agenda Bildung 2030 hervorgehoben, doch obwohl der Entwurf von "ESD for 2030" schon zur Abstimmung vorlag hat die KMK darauf nicht Bezug genommen. Dies gilt es nachzuholen. Angesichts der Dringlichkeit eines Umsteuerns gilt es, nicht-nachhaltige Strukturen in der Gesellschaft und im Bildungssystem zu benennen und anzugehen sowie transformative BNE im Sinne von "BNE in Aktion ist Bürger-sein in Aktion" (ESD for 2030 4.7) in Deutschland auf den Weg zu bringen. Ziel bleibt es, durch das Engagement vieler, Rahmenbedingungen auf verschiedensten Ebenen so zu verändern, dass nachhaltiges Verhalten für alle zum Standard wird.

Der erweiterte und konkretisierte Auftrag an BNE wird u.a. in 4.10 deutlich: "BNE hat die nicht-nachhaltigen Produktionsweisen der derzeitigen Wirtschaftsstrukturen direkter zu beeinflussen." (ESD also has to affect ...) Dies ist Auftrag und Herausforderung an alle Bildungsakteure. Hier liegt die Chance zu neuen Formen des Lernens und Engagements zu kommen, wie etwa im Gespräch mit Entscheidungsträgern und an neuen Lernorten, wie Orte an denen Transformation schon stattfindet oder an Orten wo politische Entscheidungen verhandelt werden. Aufbruch in transformative BNE heißt jetzt verstärkt Aufbruch zu spannenden Selbstwirksamkeitserfahrungen.

Stefan Rostock


Education for Sustainable Development: Towards achieving the SDGs: ESD for 2030

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) für die Umsetzung der Agenda2030 / SDGs bis 2030

Am 1.1.2020 startet das neue UNESCO-Bildungsprogramm: "Bildung für nachhaltige Entwicklung zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs): BNE für 2030"

Germanwatch übersetzt hier Auszüge aus dem bisher nur auf Englisch vorliegenden Dokument: Education for Sustainable Development: Towards achieving the SDGs (ESD for 2030).

Drei Säulen bleiben (a-c): Die fünf prioritären Handlungsfelder und Aktivitäten der Partnernetzwerke werden fortgeführt und die Bedeutung des UNESCO-Japan-Preises betont (11):

a) Um eine strategische Fokussierung zu ermöglichen und das Engagement der Akteure zu fördern, hatte das Weltaktionsprogramm fünf prioritäre Handlungsfelder identifiziert:
1. Politische Unterstützung
2. Ganzheitliche Transformation von Lehr- und Lernumgebungen
3. Kompetenzentwicklung bei Lehrenden und Multiplikatoren
4. Stärkung und Mobilisierung der Jugend
5. Förderung nachhaltiger Entwicklung auf lokaler Ebene

Diese fünf Prioritäten sollen systematisch weiterentwickelt werden.

b) Die nationalen und internationalen Partnernetzwerke und ihre Aufgaben werden in ein inklusives Partnernetz zusammengeführt.
Über 90 Organisationen und Unternehmen aus der ganzen Welt treiben Aktivitäten zu den Handlungsfeldern des Weltaktionsprogramms in bisher fünf internationalen Partnernetzwerken voran. Die Partnernetzwerke entwickeln gemeinsame Leuchtturm-Projekte und (...) inspirieren Akteure.

c) Der "UNESCO Japan Prize for Education for Sustainable Development" zeichnet seit 2015 weltweit Projekte von Individuen, Institutionen oder Organisationen aus, die BNE besonders gelungen umsetzen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf innovativen und transformativen Ansätzen, die individuellen und sozialen Wandel vorantreiben, und dabei die ökologische, wirtschaftliche und soziale Dimension von Nachhaltigkeit im Blick haben.

Education for Sustainable Development (ESD) - beyond 2019; Annex I

1-6 (...), das übergeordnete Ziel von BNE für 2030 ist es, durch das Erreichen der Globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) eine gerechtere und nachhaltigere Welt zu bauen. Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE/ESD) für 2030 setzt sich dafür ein die Bedeutung von BNE für (die Zielerreichung) alle SDGs zu stärken, mit einem besonderen Fokus auf das vierte Nachhaltigkeitsziel (SDG4): Hochwertige Bildung - die Bildungsagenda 2030 betont die gewachsene Rolle von Bildungsinhalten und der Art und Weise des Lernens für das Überleben und das Wohlergehen der Menschheit.

Der Ansatz "BNE für 2030"

7. Transformatives Handeln: BNE sollte mehr Aufmerksamkeit auf die transformativen (Handlungs-) Prozesse des Einzelnen legen und wie sie funktionieren. Erstens: Transformation benötigt einen gewissen Grad an Umbrüchen (disruption) in Kombination mit Mut und Entschlossenheit. Zweitens: Es gibt verschiedene Transformations-Stadien/Phasen: Mit dem Zuwachs an Wissen werden Realitäten bewusst; mit kritischer Analyse entsteht Bewusstsein über Zusammenhänge und Komplexitäten; erlebnispädagogisches Eintauchen (experiental exposure) kann über empathische Verbindungen zu unterschiedlichen Realitäten führen; sind diese Realitäten dann relevant für das eigene Leben, entsteht in Situationen des Umbruchs (Kippmomenten) Mitgefühl und Solidarität. Dieses Verständnis von Transformation beinhaltet nicht nur formelle, sondern auch (...) Bürgerbildung und politische Bildung.

8. Struktureller Wandel: Es ist notwendig, dass sich BNE mehr mit den tieferen strukturellen Ursachen für nicht-nachhaltige Entwicklung beschäftigt, insbesondere mit der Beziehung zwischen Wirtschaftswachstum und nachhaltiger Entwicklung. BNE sollte (...) dabei die Werte von Bewahrung, Selbstbegrenzung (Suffizienz), Mäßigung und Solidarität beachten. BNE im Kontext von extremer Armut und anderen Herausforderungen für das Überleben (...) sollte die Lebensbedingungen im Blick haben und Fähigkeiten vermitteln, die dem Leben in Würde dienen.

9. Die Rolle der Technologien für die Zukunft: Technologische Weiterentwicklungen können Lösungen für einige der "alten" Nachhaltigkeitsprobleme liefern (...). Aber die technologischen Lösungen selber können auch neue Herausforderungen beinhalten oder bergen die Illusion, dass damit das ursprüngliche Problem gelöst sei. BNE und seine Betonung des kritischen Denkens wird hier umso wichtiger. BNE wird sich öffnen (...) um Menschen mit den nötigen grünen (technologischen) Qualifikationen auszustatten. (...) bietet die Möglichkeit für die BNE-Gemeinschaft enger mit technologischen Schlüsselakteuren aus Wirtschaft und Handwerk zusammenzuarbeiten. (...)

Education for Sustainable Development (ESD) - Towards achieving the SDGs: ESD for 2030; Annex II

In den Punkten 1-3 wird die Geschichte und die Ausrichtung von ESD for 2030 beschrieben

4. Notwendige Reflektionen: Der BNE für 2030 Ansatz

4.1 Transformative Aktion: Wie können Lernende ermutigt werden transformative Aktivitäten durchzuführen (...)? 4.2 BNE sollte mehr Aufmerksamkeit auf die transformativen Prozesse des Einzelnen legen und wie sie funktionieren. 4.4 Daraus ergeben sich vielfältige pädagogische Auswirkungen. (...) Es ist wichtig für Lernende Räume zur Verfügung zu stellen, um mit "disruptiven" Ideen zu experimentieren. (...) dies geschieht auch in intergenerationalem lebenslangem Lernen in Gemeinschaften/im kommunalen Umfeld (...). 4.5 (...) BNE wird gebraucht, um Lernende Formen kritischen Denkens zu vermitteln, um individuelle Werte, Einstellungen, Gewohnheiten und gewählte Lebensstile zu reflektieren. 4.6 (...) In Gemeinschaften, welche physisch aber auch virtuell, sozial, politisch oder kulturell sein können, können sich Lernende mit Gleichgesinnten zusammenschließen. Dies ermöglicht Solidarität und gemeinsame transformative Aktionen und eine Kultur der Nachhaltigkeit. 4.7 BNE in Aktion ist Bürger-sein in Aktion "ESD in action is basically citizenship in action". (...) Gegründet auf den Menschenrechten und Prinzipien, wie Teilhabe, Nicht-Diskriminierung und Verantwortungsübernahmen, interagiert BNE mit dem sozialen sowie kulturellen Milieu der Gemeinschaft und regt soziales Lernen darin an. Kulturelle Identität kann eine wichtige Rolle spielen. Um engeres gemeinschaftliches Handeln zu ermöglichen, sollten Schulen eine größere Autonomie bekommen eigene Curricula zu erstellen und umzusetzen. BNE in Aktion benötigt eine neue Perspektive auf die Rollen und Funktionen von Schule.
4.8 Struktureller Wandel: Es ist notwendig, dass sich BNE mehr mit den tieferen strukturellen Ursachen für nicht-nachhaltige Entwicklung beschäftigt, 4.9 (...) insbesondere die Beziehung zwischen Wirtschaftswachstum und nachhaltiger Entwicklung. Immer raschere Produktion und Konsum beutet natürliche Ressourcen aus, produziert nicht mehr zu bewältigende Mengen von Müll und führt zum Anstieg der globalen Temperatur. Viele lobenswerte und ernstgemeinte Initiativen (...) gibt es bereits, aber ihr Effekt ist bisher begrenzt. 4.10 BNE ermutigt Lernende (...) Erfahrungen zu sammeln, die eine Alternative zu Konsumgesellschaft bieten, wie Selbstbegrenzung (Suffizienz), Fairness und Solidarität. Das wachsende Interesse an Kreislaufwirtschaft und einer Wirtschaft des Teilens gehören zu solchen Alternativen. (...) BNE hat die nicht-nachhaltigen Produktionsweisen der derzeitigen Wirtschaftsstrukturen direkter zu beeinflussen. Das bedeutet, dass Menschen ermächtigt (empowered) werden, sich direkt im politischen Prozess zu engagieren und sich politisch bzw. gesellschaftlich einzusetzen (to advocate), zum Beispiel für angemessene Umweltpolitik für Unternehmen. 4.11 BNE im Kontext von extremer Armut und anderer Herausforderungen für das Überleben (...) 4.12. BNE sollte die Lebensbedingungen (in Armut) im Blick haben und Fähigkeiten vermitteln, die dem Leben in Würde dienen. 4.13 Extreme Armut ist unter migrantischen Gruppen stärker verbreitet. Die "Mitglieder" dieser Gruppe sind künstlich zusammengewürfelt ohne inneren Zusammenhalt oder gemeinsamer Identität. Gruppen in Flüchtlings- oder anderen Konfliktsituationen teilen oft ähnliche Schicksale. Für solche Gruppen, die eine gute Plattform für gemeinsame Aktionen bilden, sollte die Frage der Gruppenidentität besonders im Fokus stehen. 4.14 Bildungsansätze für Gruppen in extremer Armut benötigen den Blick auf Grundlegendes. Die Sicherung von menschlicher Würde und angemessener Lebensstandards sind die Ausgangspunkte. Zugang zu notwendigen Kompetenzen insbesondere (Über-) Lebenskompetenzen um aus extremer Armut herauszukommen, ist die Priorität. Dies kann nicht geschehen, ohne den politischen, historischen, sozialen und wirtschaftlichen Kontext zu adressieren, der ihr Leiden verursacht hat und weiterhin verursacht.

4.15 Die Rolle der Technologien für die Zukunft: (...) BNE für die Zukunft kann es sich nicht erlauben, die Auswirkungen des technologischen Zeitalters nicht zu adressieren. 4.16 Die allgegenwärtige Verbindung des Internet mit unserer (technischen) Umwelt wird helfen unseren Energieverbrauch besser sichtbar zu machen und zu steuern. (...) es entstehen neue Chancen für BNE, zum Beispiel kann BNE den Übergang zu grüneren Technologien durch die Vermittlung von "grünen" Fertigkeiten beschleunigen. 4.17 (...) BNE für die Zukunft sollte kommende Generationen darauf vorbereiten wachsam zu sein für "neue" Probleme (z.B. Müll durch 3D-Druck etc.) 4.18 Es ist wichtig einen kritischen Blick auf traditionelle "Nachhaltigkeits-Werte" zu werfen. Mit Sensoren ausgestattete Gebäude regeln Licht eigenständig, der Wert das Licht auszuschalten wird überflüssig, doch der Wert Energie zu sparen bleibt relevant. Paradoxerweise wird die Aufgabe Nachhaltigkeit zu vermitteln immer herausfordernder, weil zunehmen Technologien genutzt werden, die vorgaukeln die Mehrheit der Nachhaltigkeitsprobleme zu lösen oder lösen zu können. 4.19 (...) Es ist für BNE-Akteure von vordringlichster Bedeutung mit den technologischen Schlüsselakteuren aus Wirtschaft und Handwerk in Verbindung zu kommen. BNE so auszurichten, dass es die Umsetzung der SDGs unterstützt, bietet genau die Möglichkeit mit diesen Akteuren enger zusammen zu arbeiten, die die Hauptakteure und Treiber in diesem Feld sind.

5. Rahmen zur Umsetzung

5.1 Titel: Der vorgeschlagene Name lautet: Bildung für nachhaltige Entwicklung: Beitrag zur Umsetzung der SDGs (BNE für 2030) (Education for Sustainable Development: Towards achieving the SDGs (ESD for 2030)).
Es macht die Kontinuität zum Weltaktionsprogramm BNE deutlich und betont den Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 und den SDGs. 5.2 Ziel: BNE für 2030 (ESD for 2030) zielt darauf ab, eine gerechtere und nachhaltigere Welt durch die Stärkung von BNE zu bauen und zur Umsetzung der SDGs beizutragen. BNE für 2030 will dies durch einen dreifachen Ansatz erreichen: die fünf Prioritätsfelder, der Partnerschaftsansatz und der UNESC Japan-Preis.
5.3 Alle BNE-Aktivitäten tragen zur Umsetzung der SDGs bei. (...) 5.4 Doch wird eine proaktivere Rolle für BNE zur Umsetzung der SDGs angestrebt. Kommunikation und Lobbyaktivitäten mit Bezug auf die SDGs im Rahmen von Bildungsmaßnahmen sind dafür gute Beispiele. (...) Diese BNE-Aktivitäten sind von großer Notwendigkeit, da sie sowohl Lernende und die breite Öffentlichkeit über die SDGs aufklären, als auch die Rolle von Bildung darin, diese zu erreichen. 5.5 (...) BNE kann kritische Fragen zu den Zusammenhängen und Spannungen zwischen verschiedenen SDGs stellen. (...) 5.6 SDG 12: "Nachhaltige/n Konsum und Produktion sicherstellen", zum Beispiel beinhaltet strukturellen Dilemmata mit Ziel 8 "Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum"; diese Dilemmata gilt es zu lösen. (...)
5.7 (...) Ausgehend von der Dekade für Nachhaltige Entwicklung über die Umsetzung der laufenden Phase des Weltaktionsprogramms BNE, ist die Umorientierung von Gesellschaften hin zu nachhaltiger Entwicklung das oberste Ziel von BNE geblieben. Die 17 SDGs, welche die Themen von Nachhaltigkeit und Entwicklung in einem Rahmenwerk zusammenfassen, bieten der Weltgemeinschaft eine erneuerte Gelegenheit (window of opportunity) diese grundlegende Funktion von BNE zu verstärken.
5.8 (...) BNE ist ein Schlüsselbestandteil einer qualitativ hochwertigen Bildung. (...) Sein besonderer Fokus auf Schlüsselkompetenzen, wie Empathie, Solidarität und konkretes Handeln ("Action taking") bedeutet einen Beitrag zur Weiterentwicklung von SDG 4, damit Bildung nicht nur einen Beitrag zum Erfolg einzelner, sondern zum Überleben der Gemeinschaft und Wohlergehen der globalen Gemeinschaft beiträgt.
Es trägt auch dazu bei, dass die Bildungsagenda sich löst von der Fokussierung auf Fragen nach Zugangs- und Qualitätsmessung sowie auf Lernerfolge, hin zu einer Betrachtung der Lerninhalte und ihrem Beitrag zur Menschlichkeit.

[5.9 bis 5.12. behandeln die Strukturen der fünf Prioritätsfelder, der Partnernetzwerke und den UNESCO Japan Preis. 5.13 bis 5.18 behandeln die Aktivitäten der UNESCO Mitgliedsstaaten zu den 5 Prioritätsfeldern. 5.20 bis 5.33 beschreibt die Aktivitäten der UNESCO.]

Quelle: "ESD for 2030":
https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000370215


Ein Ausblick - UNESCO: "Bildung für Nachhaltige Entwicklung für 2030" (ESD for 2030)

Den gewachsenen Ansprüchen an eine politischere Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) gerecht werden

Ausgehend vom neuen "BNE für 2030" Programm sind hier einige Gedanken zur Umsetzung angerissen.

"BNE für 2030" wird nicht ohne Konsequenzen für andere Bildungsprozesse bleiben. Er ist relevant
a) sowohl für die entwicklungs- und umwelt- als auch sozialpolitische Bildungsarbeit. Hier gilt es, alle (Bildungs-) Akteure auf dem anspruchsvollen Weg mitzunehmen;
b) für den nationalen Aktionsplan BNE und seine Fachforen;
c) für den internationalen Klimaprozess - hier insbesondere die Umsetzung der Action for Climate Empowerment (Art. 12).

Alle Staaten in der Klimarahmenkonvention betonen die herausragende Rolle von Bildung für den Klimaschutz, sie haben sich verpflichtet ihre Bürgerinnen und Bürger in Form von Bildungsangeboten, Öffentlichkeitsarbeit und bewusstseinsbildenden Maßnahmen über den Klimawandel zu informieren. Dieser Prozess wird auch "Action for Climate Empowerment" (ACE) genannt. Im UN-Klimaabkommen von Paris 2015 wird die Rolle von Bildung als essenziell angesehen. Artikel 12 des Abkommens setzt die im Rahmen der Klimarahmenkonvention begonnene Arbeit zu ACE fort und gibt ihr Raum in den Klimaverhandlungen. Ein Ziel ist es, dass alle Länder in ihren Klimaplänen (NDCs) über ihre Aktivitäten zu ACE berichten und eigene ACE-Strategien entwickeln. Dies wird nun im anspruchsvolleren Licht von "ESD for 2030" geschehen müssen.

Weiterzuentwickeln gilt es das in "ESD for 2030" benannte Verständnis von disruptiven Prozessen und von transformativen Prozessen des Einzelnen. Hier sollte deutlich herausgearbeitet werden, dass die Umstellung des Lebensstils - so wichtig dies für die Nachhaltigkeitsbildung und den Einzelnen sein kann - keinen transformativen Charakter hat, wenn nicht der Handabdruck des gesellschaftlichen und noch transformativer des politischen Engagements hinzukommt.

Stefan Rostock


Action for Climate Empowerment (ACE):
https://unfccc.int/sites/default/files/resource/1%20Adriana%20Valenzuela%20FINAL_ACE_7th%20Dialogue.TT_.pdf und
https://unfccc.int/topics/education-and-outreach/resources/ace-guidelines


Links und weitereQuellen:

Zur KMK:
https://www.kmk.org/aktuelles/artikelansicht/kultusministerkonferenz-bekraeftigt-ihren-einsatz-fuer-die-ziele-der-agenda-bildung-2030-der-vereinten.html und https://www.unesco.de/bildung/bildungsagenda-2030

Zu BNE nach 2019:
https://www.bne-portal.de/de/weltweit/esd-2030-%E2%80%93-mit-bne-die-zukunft und https://www.bne-portal.de/de/weltweit/internationale-partnernetzwerke

Zum UNESCO Japan Preis:
https://www.bne-portal.de/de/weltweit/unesco-preis-f%C3%BCr-bne

BNE for 2030 - 2.-4. Juni 2020 Auftaktkonferenz in Berlin:
https://en.unesco.org/events/ESDfor2030

Graphiken im Dokument stammen aus dem Originaltext ESD for 2030 (*):
https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000370215

Gefördert von Engagement Global im Auftrag des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Mit Unterstützung von Brot für die Welt.
Für den Inhalt dieser Publikation ist allein Germanwatch verantwortlich.

PS: Diese Ausgabe finden Sie auch auf der Germanwatch-Website unter:
https://www.germanwatch.org/de/17566


(*) Anmerkung der SB-Redaktion:
Bilder und Grafiken wurden nicht in den Schattenblick übernommen.

*

Quelle:
KLIMAKOMPAKT Nr. 93
Stand: Dezember 2019
Herausgeber: Germanwatch e.V.
Büro Bonn:
Kaiserstr. 201, D-53113 Bonn
Tel. +49 (0)228 / 60 492-0, Fax -19
Büro Berlin:
Stresemannstr. 72, D-10963 Berlin
Tel. +49 (0)30 / 2888 356-0, Fax -1
E-Mail: info@germanwatch.org - Internet: www.germanwatch.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Februar 2020

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang