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EUROPA/566: UN-Nachhaltigkeitsziele - EU fernab der Umsetzung (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - 28.06.2019 / Politik & Recht

UN-Nachhaltigkeitsziele: EU fernab der Umsetzung


Die europäische Statistikbehörde Eurostat hat einen Monitoringbericht veröffentlicht, diesem zufolge die EU nach wie vor nicht auf Kurs ist, die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung umzusetzen.

Zwar sind sowohl der CO2-Ausstoß als auch die Energie- und Ressourcenintensität (relativ zum Wachstum des europäischen BIP) zurückgegangen. Demgegenüber aber stehen ein zunehmender absoluter Verbrauch von Materialen und Energie sowie ein Anstieg nicht-mineralischer Abfälle. Darüber hinaus setzt sich der dramatische Artenverlust ungebremst fort.

Beim Nachhaltigkeitsziel (SDG) 7 'Saubere und erschwingliche Energie' hat sich die Situation im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Zurückzuführen ist dieser Trend laut Eurostat vorrangig auf den wachsenden Verbrauch von Primär- und Endenergie seit 2014. Die EU wird ihre 2020-Ziele für Energieeffizienz sehr wahrscheinlich verfehlen.

Mit Blick auf SDG 12 'Verantwortungsvoller Konsum und Herstellung' stellt Eurostat bei Material- und Energieverbrauch nur eine relative Abkopplung vom Wirtschaftswachstum fest. Trotz Bemühungen, eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren, stieg die absolute Menge an Abfall in der gesamten EU. Negativ ist auch der Anstieg von CO2-Emissionen neuer Pkws und leichter Nutzfahrzeuge. Erfreulich sei der rückläufige Einsatz giftiger Chemikalien, wodurch Umwelt und menschliche Gesundheit weniger stark belastet würden.

Beim SDG 13 'Klimaschutz' gleichen sich positive und negative Entwicklungen aus. Treibhausgasemissionen gehen zurück. Dafür sind kaum Fortschritte bei Energieeinsparungen zu verzeichnen und der Ausbau der erneuerbaren Energien hat sich 2018 weiter verlangsamt.

Auch SDG 15 'Leben an Land' zeigt ein gemischtes Bild. Auf der einen Seite schreitet der Verlust von Biodiversität - gemessen an der Bestandsentwicklung von Vögeln und Wiesenschmetterlingen - weiter voran. Auch nahm der Flächenverbrauch zugunsten menschlicher Siedlungen weiter zu. Auf der anderen Seite verbesserte sich der Zustand von Flüssen und Grundwasser. Auch wuchs die Waldfläche in der EU.

Für SDG 6 'Sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen', SDG 14 'Leben unter Wasser' und SDG 16 'Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen' konnte Eurostat keine Berechnungen anstellen aufgrund mangelhafter Daten.

Das europäische Büro des WWF bewertete den Eurostat-Bericht als Enttäuschung, da auch fast vier Jahre nach Unterzeichnung der Agenda 2030 kein nennenswerter Fortschritt für deren Umsetzung passiert sei. Darum forderte der WWF einen umfassenden, konkreten Plan, wie die EU die SDGs in allen Politikbereichen berücksichtigen könne.

Erst Mitte Juni hatte der Europäische Rechnungshof (ECA) die EU-Kommission dafür kritisiert, dass es große Lücken bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung bei allen EU-Organen gebe (EU-News vom 13.06.2019 [1]). [aw]


Monitoringbericht von Eurostat
https://ec.europa.eu/eurostat/documents/3217494/9940483/KS-02-19-165-EN-N.pdf/1965d8f5-4532-49f9-98ca-5334b0652820

Reaktion WWF EU
http://www.wwf.eu/?uNewsID=349211

[1] https://www.dnr.de/eu-koordination/eu-umweltnews/2019-politik-recht/das-bruesseler-berichtsloch-fuer-nachhaltige-entwicklung/

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Quelle:
Pressemitteilung, 28.06.2019
Deutscher Naturschutzring
Dachverband der deutschen Natur-, Tier-
und Umweltschutzverbände e.V. (DNR) e.V.
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Tel.: 030/6781775-70, Fax: 030/6781775-80
E-Mail: info@dnr.de
Internet: www.dnr.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2019

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