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INITIATIVE/458: Eine neue Zielgruppe wird entdeckt - das Türkisch-Deutsche Umweltzentrum (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 160 - Februar/März 2011
Die Berliner Umweltzeitung

Umweltschutz von und für Migrant/-innen
Eine neue Zielgruppe wird entdeckt - das Türkisch-Deutsche Umweltzentrum

Von Anna-Lin Karl


In deutschen Umweltverbänden sind Menschen mit Migrationshintergrund kaum vertreten - weder als Mitglieder noch als Fachkräfte. Dem tritt seit zwei Jahren das erste Türkisch-Deutsche Umweltzentrum (tdu) in Berlin Kreuzberg entgegen und spricht explizit Migrant/-innen für den Umweltschutz an.

Turgut Altug ist Initiator des Projektes, das unter dem Dach des Türkisch-Deutschen Zentrums (tdz) geführt wird. Mit seinen Mitarbeiter/-innen holt Altug einerseits den Wissensrückstand in ökologischen Fragen seitens der Berliner Migrant/-innen auf. Andererseits will das in seiner Art einmalige Umweltzentrum der Entsolidarisierung der Gesellschaft entgegenwirken, denn Altug vertritt die Meinung, dass Umweltschutz zur verstärkten Partizipation und Teilhabe von Migrant/-innen beiträgt. Für sein Engagement wurde er folgerichtig im Dezember letzten Jahres mit der Integrationsmedaille geehrt.

Altugs Ideal ist eine ökologische Gesellschaft, für die er nach dem bekannten Motto "Global denken, lokal handeln" arbeitet. In der Tat fällt im Gespräch mit ihm auf, dass diskursive Kritik am generellen Ausschluss von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, vor der auch Umweltverbände nicht gefeit sind, ihn wenig beschäftigt. Vielmehr startet das Team des Türkisch - Deutschen Umweltzentrums konkrete Aktionen im Sinne sozialer und ökologischer Gerechtigkeit.

Neben dem vom tdu geleiteten Interkulturellen Garten in Kreuzberg, geht das Team um Turgut Altug in Grundschulen und Kitas und sensibilisiert für Umweltthemen wie Energie und Klimaschutz. In dem Projekt "Sonnenkinder", das in Kooperation mit dem Unabhängigen Institut für Umweltfragen e.V. (UfU) lief, lernen die Kinder die Sonne als Energiequelle kennen und schätzen. Ein anderes Projekt, "Natur als Zweitsprache", führt Kinder mit und ohne Migrationshintergrund spielerisch und erlebnispädagogisch an die Natur heran. In der Begegnung der Kinder untereinander verbessert sich die Sprachkompetenz und ein Gemeinschaftsgefühl entsteht. Auch in Migrant/-innenvereinen leistet das tdu ökologische Integrationsarbeit; zum Beispiel wird im Rahmen des so genannten Klimafrühstücks für einen klimabewussten Konsum geworben.

Die Resonanz ist positiv, die Migrant/-innen fühlen sich nicht belehrt, wozu auch der Kommunikationsstil der tdu-Mitarbeiter/-innen beizutragen scheint. Diese bauen auf Anerkennung und Begegnung auf gleicher Augenhöhe und nehmen die soziokulturellen Zusammenhänge als auch die bestehenden Umweltkompetenzen ihrer Zielgruppe wahr. Das heißt, die Mitarbeiter/-innen sind interkulturell geschult, kennen und wissen um den kulturellen Background ihrer Klientel und sprechen deren Sprache. In diesem Sinne erscheint auch die Migrant/- innenUmweltZeitschrift, kurz MUZ (auf Türkisch: Banane), zweisprachig. Das kommt gut an.

umweltzentrum.tdz-berlin.de
www.tdz-berlin.de


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Quelle:
DER RABE RALF - 21. Jahrgang, Nr. 160 - Februar/März 2011
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2011