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INITIATIVE/569: Was tun gegen die Plastikflut (BUND MAGAZIN)


BUND MAGAZIN - 1/2020
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

BUND AKTIV
Plastikbewusst

von Severin Zillich


Um die Plastikkrise zu bewältigen, können wir alle etwas tun. BUND-Gruppen von Warnemünde bis Lindau zeigen, was möglich ist. Hier eine kleine Auswahl - zur Nachahmung empfohlen.


Schon einmal vom Beutelrabatt beim Bäcker gehört, oder von den Potsdamer Plastikpiraten? Um weniger Plastik zu verschwenden, müssen wir nicht auf Wirtschaft und Politik warten. Vielfältig sind die Aktivitäten, mit denen sich BUND-Gruppen gegen die Plastikflut stemmen: ein Paradebeispiel für ehrenamtlichen Umweltschutz.

Plastik vermeiden
Logisch: Am besten ist der Müll, der gar nicht erst entsteht. Tipps und Aktionsideen, die Plastikmüll zu vermeiden helfen, haben viele BUND-Gruppen gesammelt. Wer online ein wenig auf die Suche geht, findet sie: allgemeine Verbrauchertipps wie »Plastikfrei leben« von der oberbayerischen Ortsgruppe Baierbrunn oder »Schluss mit Plastik!« vom Landesverband Baden-Württemberg. Oder konkrete Einkaufstipps wie die der BUND-Gruppe Föhr. Sie führt auf, wo es welche Lebensmittel auf der Insel ohne Plastik zu kaufen gibt. In die gleiche Richtung zielte der BUND Görlitz im September mit seiner Aktionswoche »Plastikfrei - ich bin dabei«. Über 30 Händler*innen schlossen sich an. Anlaufpunkte für Umweltbewusste listet die Ortsgruppe seither auf ihrer Webseite, etwa die Bäckerei Tschirch mit ihrem »Beutelrabatt« (Beutel = ostdt. auch Tüte).

Einen Umweltrabatt gewährt auch die Linden-Apotheke im Thüringer Wartburgkreis: Unter dem Motto »Bringen Sie doch Ihren Alten mit« ruft der Inhaber dazu auf, gebrauchte Einkaufsbeutel wiederzuverwenden. 10 Cent gibt es dafür, und selbst händigt das BUND-Mitglied nur noch Baumwolltaschen aus.

In Düsseldorf verteilte die Kreisgruppe 500 umweltfreundliche BUND-Mehrwegtaschen, recycelt aus alten PET-Flaschen - im Tausch gegen Plastik- oder Papiertüten. Ein Infoflyer rundete diesen Tütentausch ab.

Einweg statt Mehrweg
Beim Essen und Trinken »to go« fällt besonders viel Plastikmüll an. Wie lassen sich Einwegverpackungen bei Take-away-Angeboten vermeiden? Das erprobt der BUND Bremen derzeit mit über 60 gastronomischen Betrieben der Stadt. Die Resonanz der Presse auf den Start des Projekts »Klimaschutz is(s)t Mehrweg« war groß.

In Weimar hat der BUND eine Initiative zu Mehrwegbechern gegründet. Ein Flyer soll mögliche Vorurteile in der Kulturstadt ausräumen, etwa was die Hygiene betrifft. Eine Ausweitung auf ganz Thüringen ist schon in der Diskussion.

»Ausgebechert« heißt ein Projekt vom BUND-Regionalverband Ostwürttemberg. Er will die Müllflut der Coffee-to-go-Becher durch nachhaltige Mehrwegmodelle stoppen - unter anderem mit praktischen Tipps für Kund*innen und Verbrauchsstellen.

Gegen das Einweg-Plastik engagiert sich zum Beispiel auch die BUND-Gruppe im Rhein-Pfalz-Kreis. Mit einem Aktionsstand auf dem Wochenmarkt bietet sie Interessierten an, ihr Wissen zu vertiefen: mit Spielen, Mitmach-Ideen und einem Materialpaket zur Müllvermeidung.

Meer und Küste
Besonders vielfältig ist der BUND am Meer gegen den Plastikmüll aktiv, koordiniert von den Landesverbänden in Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. So sammelt die Kontaktstelle »Knotenpunkt plastikfreie Küste« des BUND-Meeresschutzbüros gute Beispiele von Müllvermeidung auf kommunaler Ebene und berät die Gemeinden. Hierzu tauscht sich auch ein Netzwerk der Inselgemeinden Föhr, Juist, Norderney, Spiekeroog und Zingst aus. Im Sinne einer »plastikarmen« Umwelt hilft man sich gegenseitig, damit möglichst wenig Kunststoff in die Natur gelangt - gemeinsam mit den Kurverwaltungen, lokalen Betrieben oder den Nationalparkhäusern.

Ein besonderes Anliegen sind »plastikbewusste« Ferienunterkünfte, wie sie die BUND-Inselgruppe Föhr-Amrum seit 2017 fördert. 200 Unterkünfte konnten hier bereits ausgezeichnet werden. Nun sollen auch Häuser an der Westküste Schleswig-Holsteins und in Niedersachsen unter die Lupe genommen werden.

Sogar geforscht wird auf Föhr zum Thema Plastik: Die BUND-Aktiven untersuchen alle zwei Wochen den Spülsaum und zählen und dokumentieren den angeschwemmten Müll.

Umweltbildung
Das Bewusstsein bestimmt das Sein - zumindest beim Plastik. Darum sind viele BUND-Aktivitäten der Umweltbildung gewidmet. So qualifiziert die BUNDjugend in NRW mit einem Bildungs- und Mitmachangebot »Plastik-Aktivist*innen«. Diese sollen für einen »bewussten Umgang mit Kunststoffen sensibilisieren, Handlungsalternativen aufzeigen und zum Aktiv-Werden animieren«.

In Baden-Württemberg haben diverse Gruppen auf Infoabenden den Film »Die Plastikbedrohung« gezeigt. Der Landesverband hat die Vorführrechte gekauft und verleiht die 45-minütige Doku.

Eng arbeiten die »Potsdamer Plastik-Piraten« und die BUNDjugend Brandenburg zusammen. Ihre Mission: die Grünflächen der Landeshauptstadt von »Plaste und Co« zu befreien. Dazu informiert man an Schulen über das Ausmaß der Plastikkrise, von lokal bis global. Und trifft sich regelmäßig zum Müllsammeln.

Müllsammeln und mehr
Womit ein letzter Schwerpunkt von BUND-Plastikaktionen angesprochen ist. Nicht nur in Potsdam, sondern in vielen Orts- und Kreisgruppen sind solche Sammeltage jedes Jahr im Terminkalender verankert. Oft sind es Bach- und Flussufer, die vor Beginn der Brutzeit abgesucht werden. So fischte die oberfränkische Ortsgruppe Ebensfeld zu Fuß und vom Schlauchboot aus schon mehrfach viel Unrat (vor allem Plastik) aus dem Main und seiner Uferböschung. Zum Frühjahrsputz »Bremen räumt auf« schwärmen alljährlich BUND-Aktive an die städtischen Gewässer. Auch Strände werden häufig gereinigt. Und egal, ob auf Norderney oder Föhr oder in Warnemünde, immer bildet Plastik den größten Anteil.

Schließlich ist Müllsammeln mit Jugendlichen auch ein Teil des Projekts »It's not plastic - it's fantastic!« der BUNDjugend Mecklenburg-Vorpommern. Projekttage für Kinder werden hier ebenso angeboten wie Workshops für alle, die einen nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen ausprobieren wollten. Für so viel Einsatz im Kampf gegen den Plastikmüll gab es Ende September im Schweriner Schloss den Jugendumweltpreis und 5000 Euro für die weitere Arbeit. Chapeau!


AKTIONSPAKET

Seinen Aktiven bietet der BUND ein kostenloses Aktionspaket an. Gruppen und Ehrenamtliche erhalten es über freiwilligen-management@bund.net, Tel. 030 / 27586-545.


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MEHR INFORMATIONEN
Aus Platzgründen werden in diesem Beitrag keine Links veröffentlicht. Alle Projekte sind über die Stichwortsuche online rasch zu finden. Auch stehen den BUND-Gruppen bei vielen Projekten tolle Partner zur Seite, finanziell und organisatorisch. Sie hier jeweils aufzuführen, hätte ebenfalls den Rahmen gesprengt.

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Quelle:
BUND MAGAZIN 1/2020, Seite 20 - 21
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
E-Mail: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net/bundmagazin
 
Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2020

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