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MELDUNG/099: Eingangstor zum Rhein für Lachs & Co. geöffnet (DNR)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
Pressemitteilung 15-2011 - Bonn, 29. Juni 2011

Eingangstor zum Rhein bleibt für Lachs & Co nun doch nicht versperrt!


Nach massiven internationalen Protesten, unter anderem des Deutschen Naturschutzringes (DNR), hat gestern Abend das niederländische Parlament den Beschluss der Regierung bestätigt, die Haringsvliet-Schleusen teilweise zu öffnen. Diese positive Entscheidung ist für die ganzen Rheinanlieger von großer Bedeutung, betonte der DNR.

An der Nordsee trennen Dämme und ein riesiges Schleusen-Bauwerk die Rheinmündung vom offenen Meer. Die Haringvliet-Schleusen schützen die Küste vor Sturmfluten. Für Wanderfische, wie dem Lachs, sind sie ein unüberwindbares Hindernis. Dies soll sich jetzt endlich ändern.

Der Atlantische Lachs kann nicht anders. Ist er laichreif, folgt er einem angeborenen Wandertrieb und schwimmt vom Ozean flussaufwärts an seinen Geburtsort. Die Haringvliet-Schleusen sind für Wanderfische wie Lachs, Meerneunauge und Meerforelle das wichtigste Eingangstor zu den Flusssystemen von Rhein und Maas. Auch Aale nutzen diesen Wanderweg, allerdings in umgekehrter Richtung. Sie laichen im Salzwasser.

Eine teilweise Schleusenöffnung, bei der Tore unter Wasser ständig einen Spalt breit geöffnet bleiben, hatten die Niederlande bereits mehrfach beschlossen. Dass der niederländische Staat die fischfreundliche Schleusenregulierung immer wieder aufgeschoben hat, dürfte vor allem an den hohen Folgekosten liegen. Denn sobald sich Salz- und Süßwasser wieder vermischen dürfen, müssten Trinkwasserbrunnen und landwirtschaftliche Flächen im Rheindelta gegen Versalzung abgesichert werden.

2007 auf der Rheinministerkonferenz schien es endgültig geschafft. Die teilweise Öffnung war Bestandteil der internationalen Vereinbarungen des "Wanderfischprogramms Rhein" geworden und zuletzt auf den Dezember 2010 datiert.

Umso bestürzender waren die niederländischen Meldungen in der 2. Jahreshälfte 2010, als die gerade frisch gewählten Koalitionspartner in den Niederlanden in ihrem Koalitionsvertrag die Rücknahme des Beschlusses zur teilweisen Öffnung der Haringvliet-Schleusen beschlossen.

Die Folge war eine Flut von Beschwerden und Briefen aus allen Rheinanliegerstaaten, dass die niederländische Regierung doch an der internationalen Vereinbarung festhalten solle. So auch die Resolution des DNR vom 27.11.2010: http://www.dnr.de/downloads/resolution-zur-teilweisen-oeffnung-der-haringv.pdf

Daraufhin informierte die niederländische Regierung, dass sie innerhalb eines halben Jahres nach Alternativen suchen wolle, um dann noch vor der Sommerpause zu entscheiden.

Inzwischen ist die Suche nach einer Alternative abgeschlossen und alle Experten kamen überein, dass es zu der teilweisen Öffnung der Haringvliet-Schleusen keinerlei ernstzunehmende Alternative gibt.


HINTERGRUND

Was ist das Haringvliet?

1971 wurde ein Teil des Rheindeltas, das Haringvliet, zum Schutz vor Sturmfluten mit dem Haringvlietdamm und einem integrierten Sperrwerk von der Nordsee getrennt. Das Sperrwerk besteht aus 17 doppelseitigen Toren auf einer Länge von 1050 Metern und einem maximalen Durchfluss von 23.000 Kubikmetern pro Sekunde.

Blieben die Schleusen geschlossen, würde die entlang des Rheins international abgestimmte Wiederansiedlung der Wanderfische gefährdet. Im Vertrauen auf die Schleusenöffnung haben die Rheinanliegerstaaten bereits etliche Millionen Euro in Fischpässe und Wasserreinhaltung investiert. Weitere Ausgaben sind geplant. Doch der Erfolg hätte mit der Zurücknahme des Beschlusses zur teilweisen Öffnung der Schleusen auf dem Spiel gestanden. Nach Ansicht der Umweltverbände verstößt der Verzicht auf die Schleusenöffnung darüber hinaus gegen die Ziele und Vorgaben der verbindlichen europäischen Wasserrahmenrichtlinie.


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Quelle:
Pressemitteilung, 29.06.2011
Deutscher Naturschutzring
Dachverband der deutschen Natur- und
Umweltschutzverbände (DNR) e.V.
Koblenzer Straße 65, 53173 Bonn
Tel.: 0228/3590-05, Fax: 0228/3590-96
E-Mail: info@dnr.de
Internet: www.dnr.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juli 2011