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MELDUNG/546: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie stellt wesentliche Aufgaben des Jahres 2022 vor (BSH)


Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie - Hamburg, 17. Januar 2023

BSH stellt wesentliche Aufgaben des Jahres 2022 vor


Hamburg, 17.01.2023 - Die Fortschreibung des Flächenentwicklungsplans, der die Ziele der Bundesregierung zum Ausbau der Offshore-Windenergie unterstützt, beherrschten 2022 die Arbeit des BSH ebenso wie die Auswirkungen des sehr warmen Sommers auf Nordsee und Ostsee. Weitere Themen waren die Untersuchungen von Schiffsemissionen sowie der Auswirkungen des Waschwassers aus Abgasreinigungssystemen auf die Meeresumwelt. Eine wichtige Rolle spielten auch Weiterentwicklungen in der Vermessung des Meeresbodens für eine immer sichere Nutzung der Meere.

Für die Nordsee war der Sommer 2022 der wärmste Sommer seit 1997. Die Oberflächentemperaturen lagen insgesamt mehr als 1 Grad über dem langjährigen Mittel. An der BSH-Messstation "Feuerschiff Deutsche Bucht" registrierte das BSH im Juni über acht Tage eine marine Hitzewelle, bei der die Temperaturen in 3 Meter Wassertiefe bis zu 2 Grad über dem langjährigen Mittel lagen.

In der Ostsee lagen die Oberflächentemperaturen im Sommer 2022 großflächig 1,5 Grad über dem langjährigen Mittel. An der BSH-Messstation "Leuchtturm Kiel" wurde jeweils eine Hitzewelle im Juni/Juli und im August/September registriert. Die erste dauerte 10 Tage an, die zweite 19 Tage. Die Temperaturen in 0,5 Metern Wassertiefe lagen dabei bis zu 3 Grad über dem langjährigen Mittel.

Auch die Zahl der Sturmfluten war 2022 ungewöhnlich hoch. Vom 30. Januar bis 7. Februar ereigneten sich sechs Sturmfluten, davon zwei schwere. Kurz danach folgte aufgrund des Sturms Zeynep mit sieben Sturmfluten die längste Sturmflutkette seit 1990. Am 19. Februar trat mit 3,75 Metern über MHW eine sehr schwere Sturmflut in Hamburg auf.

Drohnen-Messkampagne zu Überwachung von Schiffsemissionen

Um die Einhaltung des Grenzwertes 0,10 Prozent Anteil von Schwefel in Schiffskraftstoffen zu überprüfen, startete das BSH eine Messkampagne mit Drohnen über der Kadetrinne und dem Fehmarnbelt, zwei der sehr stark befahrenen Schifffahrtswege der Ostsee. Während 89 Flügen maß die Drohne 210 Abgasfahnen. Fast 98 Prozent der überprüften Schiffe hielten die Grenzwerte ein. Um die Kontrolle von Schiffsemissionen sowohl methodisch weiterzuentwickeln als auch räumlich auszubauen, arbeitet das BSH eng mit europäischen Staaten wie Belgien, den Niederlanden, Dänemark, Frankreich, Schweden und Finnland, die vergleichbare Messungen durchführen, sowie der Europäischen Seesicherheitsagentur EMSA zusammen. Eine ähnliche Kampagne ist 2023 in der Nordsee geplant.

Auswirkungen von Waschwasser von Scrubbern auf die Meeresumwelt

Auch die Auswirkungen des Waschwassers aus Scrubbern (Abgaswäscher) auf die Meeresumwelt untersuchte das BSH. Die Ergebnisse zeigen, dass die Proben sauer sind und Schadstoffe wie Schwermetalle, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Ölrückstände enthalten. Ökotoxikologische Untersuchungen ergaben, dass die Proben als mäßig bis sehr toxisch mit potentiell chronischen Auswirkungen einzustufen sind. Um die Umweltwirkung der mit Schadstoffen belasteten Abwässer besser qualitativ und quantitativ bewerten zu können, entwickelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein hydrodynamisch- biogeochemische Modellsystem des BSH für die Nordsee und die Ostsee weiter. Das BSH unterstützt mit dieser Forschung die Diskussionen zum Umgang mit Waschwasser aus Scrubbern in nationalen, regionalen und internationalen Gremien.

Vorlage des Entwurfs der Flächenentwicklungsplans 2023

2022 hat das BSH den Entwurf des Flächenentwicklungsplans (FEP) 2022 vorgelegt. Seine Veröffentlichung ist für den 20.01.2023 geplant. Mit dem FEP hat das BSH bereits jetzt die Grundlagen für den zukünftigen Ausbau der Windenergie auf See sowie der zugehörigen Netzanbindungen gelegt, um die Erhöhung der Ausbauziele für die Windenergie auf See, die von der Bundesregierung beschlossen wurden, umzusetzen.

Automatische Detektion von Steinen

Um Steine am Meeresboden automatisch zu lokalisieren, hat das BSH mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft Methoden und Verfahren der künstlichen Intelligenz entwickelt, die auf geschichteten neuronalen Netzwerken basieren. Damit können die Steine effektiv und objektiv kartiert werden, sodass eine zuverlässige und reproduzierbare Datengrundlage für diverse ökonomische und ökologische Fragestellungen zur Verfügung steht. Größere Steine können eine Gefährdung für die Schifffahrt darstellen. Nach internationalen Standards ist deren sichere Detektion entlang aller Hauptschifffahrtsrouten verpflichtend. Ebenso sind gemäß EU-Richtlinien die europäischen Anrainerstatten verpflichtet, Riffe aus Steinen, Geröll und Felsen auszuweisen, diese unter Naturschutz zu stellen und den ökologischen Zustand zu überwachen. Auch bei Planfeststellungsverfahren für Offshore-Infrastruktur sind zuverlässige Aussagen über Steinvorkommen unverzichtbar.


Das BSH, eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) ist die maritime Behörde und maritime Ressortforschungseinrichtung der Bundesrepublik Deutschland. An den beiden Dienstsitzen in Hamburg und Rostock sowie auf fünf Schiffen arbeiten rund 1.000 Beschäftigte aus über 100 Berufen. Meereskundliche Untersuchungen, Wracksuche, Seevermessung, Erstellung der amtlichen Seekarten, die Unterstützung des Aus- und Aufbaus der Offshore-Windenergie in der deutschen AWZ von Nordsee und Ostsee gehören ebenso wie Förderung, Sicherheit und Überwachung der Seeschifffahrt zu seinen Aufgaben. Als deutsche Flaggenstaatsverwaltung und Dienstleister für die maritime Wirtschaft unterstützt das BSH diese mit Genehmigungen, Haftungsbescheinigungen, Produktprüfungen, Zulassungen und Bereitstellung von Daten. In der anwendungsorientierten Forschung arbeitet es an der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Verbesserung des Wissens zu nachhaltiger Nutzung und Schutz der Meere. Das BSH unterstützt mit seiner Arbeit die Umsetzung der Ziele der Ozeandekade.

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Quelle:
Pressemitteilung, 17.01.2023
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)
Presse / Öffentlichkeitsarbeit
Bernhard-Nocht-Straße 78, 20359 Hamburg
Internet: www.bsh.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 17. Januar 2023

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