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PREIS/227: Nominierung der Deutschen Bank blamiert "Sustainable Banking Awards" (urgewald)


Dachverband Kritische Aktionäre - Klima-Allianz - urgewald

Donnerstag, 4. Juni 2009 09:58

Nominierung der Deutschen Bank blamiert "Sustainable Banking Awards"


Am heutigen 4. Juni verleihen Financial Times und die Weltbanktochter IFC in London zum vierten Mal Preise an "nachhaltige Banken", die so genannten "Sustainable Banking Awards".

In diesem Jahr steht die Deutsche Bank auf der Liste für den Preis "Nachhaltigkeitsbank des Jahres".

"Bereits die Nominierung der Deutschen Bank als Nachhaltigkeitsbank des Jahres ist ein Skandal. Mit dem Preis sollen Banken ausgezeichnet werden, die bei der Integration von Sozial- und Umweltaspekten in ihre Geschäftspraktiken innovative Wege gehen. Das ist bei der Deutschen Bank nicht der Fall - weder hinsichtlich ihrer eigenen Geschäftsrichtlinien noch in der Praxis", konstatiert Markus Duffner vom Dachverband Kritische Aktionäre.

In der Öffentlichkeit stellt sich die Deutsche Bank als Nachhaltigkeitsvorreiter dar. Vergleichsstudien zu Banken stellen der Deutschen Bank jedoch ein schlechtes Zeugnis aus, wie z.B. der "Mind the Gap"- Bericht des NRO-Netzwerkes BankTrack. Darin werden die Nach- haltigkeitsbemühungen von 45 Großbanken kritisch unter die Lupe genommen. "Die Deutsche Bank schnitt dabei sehr schlecht ab - sie gehört eindeutig zu den internationalen Schlusslichtern auf dem Gebiet der Umwelt- und Sozialstandards. Anders als viele ihrer internationalen und mittlerweile auch nationalen Wettbewerber weigert sie sich bis heute, hochwertige Sektorstandards einzuführen oder ihre Umweltrichtlinien auch nur zu veröffentlichen", kommentiert Barbara Happe von der Umweltorganisation urgewald.

Die fehlenden Standards schlagen sich in der Finanzierungspraxis nieder: "Die Deutsche Bank schreckt selbst vor der Unterstützung von Umweltsündern und Menschenrechtsverletzern nicht zurück. Sie finanziert Unternehmungen wie die berüchtigten Bergbaugiganten Vedanta und Freeport, die ihren Abraum einfach ins Meer kippen oder systematisch Umweltgesetze brechen. Bei anderen Finanzdienstleistern stehen diese Konzerne deshalb längst auf dem Index", erörtert Esther Vandenbroucke von der Nicht-Regierungsorganisation Netwerk Vlaanderen, die im letzten Jahr eine Studie zu gefährlichen Bankengeschäften veröffentlicht hat.

Das "grüne Image" der Deutschen Bank erhält aber auch im eigenen Land immer tiefere Risse. Aktuell plant die Bank die Finanzierung des Kohlekraftwerks Mainz-Wiesbaden. "Mit der Modernisierung ihrer Firmenzentrale in Frankfurt nach ökologischen Standards präsentiert sich die Deutsche Bank als Umweltvorreiter. Das geplante Kohlekraftwerk würde jedoch 750mal soviel CO2 ausstoßen wie durch den Umbau der Banktürme eingespart wird. Die Ankündigung, bis 2012 CO2- frei sein zu wollen, ist zutiefst unglaubwürdig, wenn sich dieses Ziel nicht auch in der Kreditpolitik widerspiegelt", erläutert Elias Perabo von der Klima-Allianz.

Angesichts dieser schwachen Umwelt- und Sozialbilanz der Deutschen Bank wenden sich die Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen an die Juroren: "Wenn dieser Nachhaltigkeitspreis ein Gradmesser für vorbildliches Handeln sein will, darf die Deutsche Bank ihn unter keinen Umständen erhalten. Bekommt sie ihn, führt sie den Preis ad absurdum" .


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Quelle:
Pressemitteilung, 04.06.2009
Herausgeber: Urgewald e.V.
Von-Galen-Straße 4, 48336 Sassenberg
Tel.: 02583/1031, Fax: 02583/4220
Internet: www.urgewald.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juni 2009