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STADT/264: Berliner Verkehrsbetriebe fahren mit umweltschonenden CO2-Klimaanlagen (DUH)


Deutsche Umwelthilfe e.V. - 2. Juli 2010

Die klimafreundliche Kühlung: Berliner Verkehrsbetriebe fahren mit umweltschonenden CO2-Klimaanlagen

Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) rüsten Busse mit umweltfreundlichen Klimaanlagen aus - Die BVG ist das erstes Verkehrsunternehmen weltweit, das natürliches Kältemittel CO2 in Linienbussen verwendet - Umweltbundesamt und Deutsche Umwelthilfe e.V. appellieren an Bushersteller und Verkehrsunternehmen, nun möglichst zügig auf klimafreundliche, natürliche Kältemittel umzustellen


Berlin, 2. Juli 2010: Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) demonstrieren einmal mehr ihre besondere Verantwortung für den Klimaschutz. Nachdem die BVG bereits vor Jahren, als Pionier im Bereich der Abgasreinigung, ihre Busse mit Dieselrußfiltern ausrüstete, setzt sie heute mit Fahrzeugklimaanlagen neue Maßstäbe. Sieben Linienbusse kühlen jetzt mit dem natürlichen Kältemittel CO2. Es sorgt für angenehme Temperaturen in den Berliner Bussen und ersetzt das klimaschädliche Kältemittel R134a, das bisher in den Klimaanlagen verwendet wurde. Dieses chemische Kältemittel ist mitverantwortlich für den Klimawandel. In Europa ist es deswegen ab Januar 2011 für Klimaanlagen in neuen Pkw-Typen verboten. Unter den schwierigen Verkehrsbedingungen in der Hauptstadt erproben die sieben Busse, wie belastbar die umweltfreundlichen CO2-Klimaanlagen sind. Sind die Ergebnisse positiv, könnten Linienbusse zukünftig generell mit dieser Technik ausgestattet werden.

Henrik Falk, Finanzvorstand der BVG führt aus: "Aufgrund der positiven Erfahrungen mit einem Fahrzeug während eines gemeinsamen Testes mit der Firma Konvekta, wurden im Mai 2010 sechs weitere Fahrzeuge mit CO2-Klimaanlagen ausgestattet, so dass die BVG nunmehr über sieben "LowEntry" Fahrzeuge des Modells Citaro verfügt. Mit dem Einsatz dieser Klimaanlagen trägt die BVG einen wichtigen Teil zum Beweis der Serientauglichkeit dieser Technologie bei und wird dem Ruf eines umweltfreundlichen, technologisch fortschrittlichen Unternehmens gerecht. Die Fahrzeuge werden auf unterschiedlichen Linien eingesetzt, wie z. B. auf den Linien 164 (Köpenick), 160 (Schöneweide) und 162 (Adlershof)."

Das Umweltbundesamt (UBA) lobte die BVG, die freiwillig auf das natürliche Kältemittel CO2 setzt. Anders als bei Pkw gibt es für Busklimaanlagen von der EU bislang noch keine Regelungen, die Kältemittel mit hohem Treibhauseffekt verbieten. "Für Busse gibt es noch keine direkte gesetzliche Regelung. Daher finde ich es besonders bemerkenswert, dass die BVG trotzdem schon jetzt die Entscheidung für das zukunftsfähige, natürliche Kältemittel CO2 getroffen haben. Das Unternehmen beweist damit Weitblick", so Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes. Das UBA betreibe selbst seit über einem Jahr ein Dienstfahrzeug mit einer CO2-Klimaanlage und habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

Zwei Drittel aller neuen Stadtbusse haben schon heute eine Klimaanlage, die zu steigenden Emissionen von klimaschädlichen Kältemitteln führt. Mit der Wahl des natürlichen Kältemittels CO2 kann dieser Trend aufgehalten werden. "Die Busfahrzeughersteller sollten CO2-Klimaanlagen möglichst bald als Standard anbieten", erklärte der UBA-Präsident.

Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) sieht einmal mehr die Berliner BVG als Trendsetter der Automobilindustrie. Als vor zehn Jahren die Automobilindustrie grundsätzlich gegen den Partikelfilter ankämpfte rüsteten die Berliner Verkehrsbetriebe alle Busse mit ebensolchen nach. "Das Beispiel BVG zeigt, dass natürliche Kältemittel nicht nur in stationären Kühlgeräten und Versuchslaboren sondern auch in der Praxis funktionieren. Wir wünschen uns, dass sich die deutschen Bushersteller die im harten Buseinsatz gesammelten Ergebnisse genau ansehen und zukünftig alle Linien- und Reisebusse damit ausstatten", sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH heute in Berlin "Das natürliche Kältemittel CO2 ist die einzige Alternative zu den chemischen Treibhausgasen in Fahrzeugklimaanlagen ". Er appellierte an die deutsche Automobilindustrie, diese Technik auch bei Pkw- Neufahrzeugen standardmäßig einzusetzen. "Der öffentliche Nahverkehr kann mit dem Einsatz der innovativen Technik Maßstäbe im Klimaschutz setzen und damit den Vorsprung im Umweltschutz weiter ausbauen", sagte Resch.


Hintergrund Treibhausgase in Klimaanlagen

Ein Klimakiller in Autos, Lastern, Bahnen und Bussen sitzt als Kältemittel in der Klimaanlage. Bislang wird das chemische Kältemittel R134a (Tetrafluorethan) eingesetzt. Es zählt zu den im Kyoto-Protokoll aufgeführten Treibhausgasen, die reduziert werden müssen. R134a hat ein klimaschädliches Treibhauspotential, das um den Faktor 1.430mal höher ist als das von CO2. Die Klimaschädlichkeit eines Stoffes wird als GWP-Wert (Global Warming Potential) angegeben. Die EU hat R134a ab Januar 2011 für neu zugelassene Fahrzeugtypen bei Pkw und kleineren Nutzfahrzeugen verboten. Die neuen Kältemittel dürfen den GWP-Wert von 150 dann nicht mehr überschreiten.

Neue Reisebusse sind zu 100% klimatisiert. Bei Stadtbussen waren in Deutschland im Jahr 1993 nur 5% aller neuen Stadtbusse klimatisiert, im Jahr 2008 bereits 64%. Da Fahrzeugklimaanlagen keine hermetisch geschlossenen Systeme sind, entweicht während der gesamten Lebensdauer eines Fahrzeugs permanent Kältemittel und erhöht so den Treibhauseffekt. Die durchschnittliche Leckagerate von R134a bei neuen Bussen beträgt 13,3% Kältemittel pro Jahr für Reisebusse und 13,7% für Linienbusse. Aus Bussen emittierten im Jahr 2008 deutschlandweit fast 100 Tonnen Kältemittel R134a. Die freigesetzte Menge an Kältemittel aus Bussen entspricht 140.000 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr. Das entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von 90.000 sparsamen Kleinwagen bei durchschnittlicher Fahrweise.


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Quelle:
DUH-Pressemitteilung, 02.07.2010
Deutsche Umwelthilfe e.V.
Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell
Tel.: 0 77 32/99 95-0, Fax: 0 77 32/99 95-77
E-Mail: info@duh.de
Internet: www.duh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2010