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STADT/435: Hamburger Baumfällsaison 2016/17 - Bilanz besorgniserregend (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 22. Februar 2017

NABU wertet Baumfällsaison 2016/2017 aus

Hamburger Stadtbild verliert auch in diesem Jahr mehr Bäume - die meisten davon in Altona


Am 28. Februar endet offiziell die Fällsaison für Bäume in Hamburg. Die Listen der gefällten Bäume in den sieben Bezirken sind bereits veröffentlicht und der NABU Hamburg hat die Angaben ausgewertet.

Insgesamt wurden wieder über 2.500 Straßen- und Parkbäume auf öffentlichen Flächen gefällt (von Oktober 2016 bis Februar 2017). Und wie jedes Jahr verschwinden mehr Bäume als nachgepflanzt werden. Der Bestand der Stadtbäume nimmt dadurch von Jahr zu Jahr stetig ab. Und ein nachgepflanzter junger Baum kann einen alten Baum mit großer Blätterkrone in seinen ökologischen Funktionen nicht vollwertig ersetzen. Für nur knapp 30% der gefällten Bäume sind bisher Nachpflanzungen geplant.


Die Stümpfe von zwei gefällten Bäumen in einer Straße - Foto: © NABU Hamburg/Anett Prill

Gefällte Bäume in der Altonaer Waitzstraße
Foto: © NABU Hamburg/Anett Prill

"Die aktuellen Baumfällstatistiken bereiten uns große Sorge. Denn neben dem Verlust an Grünflächen durch den enormen Bauboom in Hamburg kommt jedes Jahr noch der Verlust von Tausenden von Bäumen hinzu. Bäume in den Straßen und Parkanlagen sind unsere grüne Lunge in der Stadt. Wir fordern ein dringendes Umdenken bei der Stadtentwicklung, die gerade darauf zusteuert, unsere Stadtnatur aus dem Auge zu verlieren", warnt NABU-Vorstand Alexander Porschke.

Schaut man sich die Gründe der Fällungen der Straßenbäume genauer an, spiegeln sich auch hier die Auswirkungen der Bauwut wieder. Bäume, die durch Baumaßnahmen gefällt werden, nehmen einen hohen Anteil ein. Aufgrund von Neubau, Infrastrukturbaumaßnahmen, oder Anfahrschäden liegt die Fällrate bei 22% (entspricht 231 Straßenbäumen). Als konkretes Beispiel lässt sich der Umbau der Waitzstraße im Bezirk Altona nennen (66 Fällungen).


Bilanz der Baumfällsaion 2016/2017 in den Hamburger Bezirken - Grafik: © NABU Hamburg

Grafik: © NABU Hamburg

Erst an dritter Stelle kommen mit 14% Fällungen, die durch Schrägstand oder Wuchs z.B. die Verkehrssicherheit beeinträchtigen. Der meist genannte Grund in den Statistiken ist ein kranker oder absterbender Bestand (58%). Gering fallen hingegen die Fällungen aus Gründen der Bestandspflege mit nur rund 5% aus.

Dr. Katharina Schmidt, Referentin für StadtNatur beim NABU Hamburg, sieht die Entwicklung der Stadtbäume pessimistisch: "Der Verlust der Bäume wird das Stadtbild verändern: Große Häuser, weniger und kleinere Bäume. Im Bezirk Altona liegen einige beliebte Wohnviertel. Man muss sich schon fragen, welche Wohnqualität bleibt, wenn hier immer mehr Wohnungen entstehen, aber man keinen Baum mehr auf der Straße sieht."

Im Bezirk Altona wurden wie in der letzten Fällsaison wieder die meisten Bäume gefällt, nämlich 202 Straßenbäume und 546 Bäume in Parkanlagen. Obwohl Altona im Bezirksvergleich lediglich auf Platz 6 mit seinem Bestand an Straßenbäumen liegt (23.991 in 2015), werden hier im Bezirk Jahr für Jahr die meisten Bäume gefällt. Zu den Nachpflanzungen macht der Bezirk generell keine Angaben.

Die Auswertung für die anderen sechs Bezirke ergibt leider ebenso ein großes Missverhältnis zwischen Fällungen und Ersatz. Die Zahlen lauten im Einzelnen (Fällungen/Nachpflanzungen): Bezirk Altona 748/keine Angaben. Bezirk Bergedorf 430/113. Bezirk Eimsbüttel 78/29. Bezirk Harburg 185/58. Bezirk Mitte 331/187. Bezirk Nord 254/263. Bezirk Wandsbek 509/81. Bei insgesamt 267 Bäumen wurden aufgrund von Dichtstand zu anderen Bäumen oder zu erwartender Naturverjüngung keine Nachpflanzungen eingeplant. (Quelle: Transparenzportal Hamburg, Fälllisten der Bezirke, Stand 20.02.2017)

Fazit: Das traurige Ergebnis der Baumfällsaion 2016/2017: Hamburg verliert weitere 2.535 Bäume - viele davon standen Baumaßnahmen im Weg. Für nur 731 Bäume sind bisher Nachpflanzungen geplant.



+++ AKTIV FÜR HAMBURGS STADTNATUR +++

Der Schutz von Pflanzen und Tieren darf nicht an den Grenzen von Schutzgebieten enden. Unter dem Motto "Aktiv für Hamburgs StadtNatur" macht sich der NABU Hamburg stark für die vielfältigen Lebensräume der Stadt. Der Eisvogel jagt an renaturierten Bächen, Fledermäuse bewohnen alte Bunker, Spechte finden Nahrung in abgestorbenen Bäumen, Spatzen und Mauersegler bauen Nester an Wohn- und Industriegebäude. Verkehrsinseln werden zu Schmetterlingswiesen, Gartenteiche zu Amphibienbiotopen. Ein grünes Netz entsteht. Werden Sie aktiv für Hamburgs StadtNatur. Gartenbesitzer, Kleingärtner, Hausbesitzer, Unternehmen und Bezirke - alle können mitmachen.

Infos unter www.NABU-Hamburg.de

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Quelle:
Pressemitteilung pm 19/17, 22.02.2017
Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Landesverband Hamburg e.V.
Klaus-Groth-Straße 21, 20535 Hamburg
Tel.: 040/69 70 89-0, Fax: 040/69 70 89-19
E-Mail: info@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2017

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