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VERBAND/323: NABU-Rangliste der Bezirks-Patenschaften für mehr Artenvielfalt (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 8. April 2009

Wandsbek Top! Harburg Flop!

NABU: Bezirke nur zögerlich beim Schutz ihrer Patentiere und -pflanzen / kein ausreichender Stellenwert für den Erhalt der Artenvielfalt in der Politik


Im Vorfeld der internationalen Konferenz zum Erhalt der biologischen Vielfalt im Mai 2008 in Bonn übernahm jeder der sieben Hamburger Bezirke eine Patenschaft über seltene Tiere, Pflanzen oder Lebensräume. Der NABU zieht nun Bilanz der Bezirksaktivitäten zu diesen Patenschaften und präsentiert eine Rangliste der Bezirke: 1. Wandsbek (Forellenbach) 2. Bezirk Mitte (Haussperling), 3. Bergedorf (Eisvogel), 4. Eimsbüttel (Großer Abendsegler), 5. Altona (Kiebitz), 6. Nord (Gagelstrauch und Winterlibelle) und 7. Harburg (Grasfrosch). Die wesentliche Erkenntnis dieser Bilanz sei aber, dass nach massiven Kürzungen im Naturschutz den Bezirken bei dem Kampf gegen das Artensterben die Hände gebunden sind, so der NABU.

"Bei der Bilanzierung muss man berücksichtigen, dass den Bezirken die Patenschaften von oben verordnet wurden, ohne dafür zusätzliche finanzielle und personelle Mittel bereitzustellen", kritisiert Stephan Zirpel, Geschäftsführer des NABU Hamburg. "Außerdem hat sich die Situation für den Naturschutz auf Bezirksebene nach der Bezirksverwaltungreform und der Zerschlagung der Naturschutzreferate insgesamt verschlechtert." Der anhaltende Flächenfraß konterkariere zudem jegliche Bemühungen der Bezirke um ihre Patenschaften. "Solange die Bezirke weiterhin Grün- und Freiflächen bebauen und damit Lebensräume für Tiere und Pflanzen zerstören, wird das Artensterben nicht zu stoppen sein", ist sich Zirpel sicher. "Wir brauchen daher auf politischer Ebene den unbedingten Willen, die biologische Vielfalt zu erhalten. Dieser fehlt zurzeit aber noch in der notwendigen Konsequenz." Trotz der schwierigen Ausgangslage haben einzelne Bezirke für ihre Patenschaft aber doch einiges in die Wege leiten können. Der Bezirk Wandsbek ist dabei eindeutig Spitzenreiter der NABU-Rangliste. "Wandsbek hat bereits lange vor der Übernahme der Patenschaft erhebliche Schritte unternommen, um für die Forelle naturnahe Gewässer zu entwickeln", erklärt Zirpel: "Damit ist dieser Bezirk mit seinen Aktivitäten der Leuchtturm unter den Bezirken." Der Bezirk Mitte hat dagegen aus dem Stand heraus auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Untersuchung ein Spatzenschutzkonzept erstellt, das er nun Schritt für Schritt umsetzen. Gleich danach folgt der Bezirk Bergedorf, der für sein Patentier, den Eisvogel, bereits einen Brutcontainer aufgestellt hat und nun jedes Jahr einen weiteren errichten möchte. Darüber hinaus will Bergedorf seine Gewässer möglichst naturnah gestalten und so den Lebensraum für den Eisvogel verbessern. Der Eisvogel soll auch in Zukunft Patentier bleiben. Auch der Bezirk Eimsbüttel hat bereits gehandelt: Er hängte 10 Fledermauskästen für den Großen Abendsegler auf. "Das sind die Top vier unserer Rangliste", sagt Zirpel. "Darunter sucht man bei den Bezirken die Aktivitäten für ihr Patentier oder ihre Patenpflanze mit der Lupe." Weder Altona (5) noch Nord (6) und Harburg (7) glänzten mit einem entschiedenen Vorgehen für ihre Schützlinge. Manche Bezirke ruhen sich auf bisherige Maßnahmen aus wie Wandsbek (Forellenbach) und Harburg (Grasfrosch), andere wie Altona (Kiebitz) versuchen, über Vereinbarungen zum Beispiel mit Landwirten etwas für ihr Patentier zu erreichen. Dem 5. bis 7. Platz gemeinsam ist, dass diese Bezirke von vornherein keine Maßnahmen zum Schutz ihrer Patentiere und Patenpflanzen geplant hatten.


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Quelle:
Pressemitteilung 62/09, 08.04.2009
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Hamburg
Osterstraße 58, 20259 Hamburg
Tel.: Tel. 040/69 70 89-12, Fax 040/69 70 89-12-19
E-Mail: NABU@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. April 2009