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WALD/156: Es brennt! (ROBIN WOOD magazin)


ROBIN WOOD magazin - Nr. 139/4.2018

Es brennt!
Gefährliche Monokultur - Waldumbau jetzt!

von Jana Ballenthien


Anfang September, kurz nachdem die letzten Meldungen über die Waldbrände in Brandenburg in den Medien abklangen, besuchte ich die verbrannten Flächen gemeinsam mit meinem Vorgänger Dr. Rudolf Fenner und László Maráz, dem Koordinator der Dialogplattform Wald im Forum Umwelt und Entwicklung. Mit dem Förster der Stadt Treuenbrietzen, Dietrich Henke, konnten wir sowohl die vom Brand betroffenen munitionsbelasteten Flächen, als auch einen verbrannten Privatwald besichtigen. Wobei das Wort "besichtigen" in diesem Zusammenhang einen zu kleinen Teil der menschlichen Wahrnehmung abdeckt. Die verbrannte Umgebung mit allen Sinnen erfassen - das trifft es besser.


Zuerst der Blick durch die Scheibe des Autos. Schwarze, kahle, hohe Stangen bis zum Horizont, an dem die Stangen sich optisch überlappen. Sie fliegen vorbei und vermitteln ein skurriles Endzeitgefühl. Symmetrisch in Reih und Glied. Von der Dramatik des Brandes gezeichnet, voller Tragik und makaberer Ästhetik.

Dann steigt ein Geruch in die Nase. Die Tür des Autos geht auf und die Intensität des Geruchs ist überwältigend. Wie riecht eine verbrannte Kiefernmonokultur? Anders als das altbekannte Lagerfeuer oder die Ofenheizung. Es riecht verkohlt und drückend. Es riecht allumgebend und ohne einen Ort der Konzentration. Es riecht endgültig - als würde es für immer so weiter riechen.

Am Rande des Waldweges versinken die Sohlen in einer zentimeterdicken Schicht aus unberührtem Ruß, der wie schwarzer Schnee aussieht, jedoch von ungekannter Konsistenz ist. Die verkohlte Borke zerfällt in den Fingern zu feinem Staub und knistert dabei eigentümlich. Geräusche rücken ins Bewusstsein, bzw. die Stille wird hörbar. Jedes Geräusch hallt matt. Ab und zu ist ein Vogel zu hören - eine zwitschernde Fanfare der Einsamkeit - bevor er seinen Irrtum erkennt und wieder in unverbrannte Gefilde zurückkehrt.

Langsam holt das Auge auf in der Wahrnehmung und Details rücken in den Fokus. Kleine Grashalme trauen sich bereits durch die Schwärze ans Licht, ihre helle grüne Farbe sticht hervor. Dann der Blick nach oben. Die oberen Enden der schwarzen Stangen heben sich kupferfarben ab von der schwarz verkohlten Borke weiter unten. Sie sehen unbetroffen aus und sind es vielleicht auch. Die Nadeln in den Wipfeln darüber zeigen sich fahlgelb geröstet. Später der Gang durch eine junge Monokultur. Die niedrigem, komplett geschwärzten Bäume geben den Blick frei auf betroffene und unbetroffene großen Bäume. Nun ist deutlich die farbliche Differenz zu erkennen zwischen denen, die im Feuer standen, und denen die unberührt blieben. Vereinzelt sind Ameisen untenwegs.

Es gibt Orte auf der Welt, da gehören Waldbrände zum natürlichen Ökokreislauf. Beispielsweise in der Taiga, in der es so kalt ist, dass die Streu am Waldboden nur unvollständig verrottet, und die Nährstoffe nicht in den Boden zurück gelangen. Dort braucht es einen Waldbrand, um den Nährstoffkreislauf in Gang zu bringen. Doch selbst in diesen Gegenden waren im Dürrejahr 2018 die Waldbrände verheerend. Schweden, ein Land, das sich eigentlich damit rühmt, jeden Brand innerhalb eines Tages unter Kontrolle zu bekommen, war überfordert. Das Land entzündete auf unbetretbarem, militärischem Gelände sogar eine Bombe, um dem Feuer Sauerstoff zu entziehen. Trotz dieser Bemühungen verlor Schweden dieses Jahr 30.000 Hektar an die Flammen. Gerade an diesem Beispiel wird die Besonderheit der diesjährigen Waldbrände deutlich. Und doch sind wir als Umweltorganisation keineswegs überrascht von diesem Ausmaß. Was ist passiert, dass eine solch große Fläche Kiefernwald in Flammen stand, trotz des technologisch aufwendigen Feuerwarnsystems der Region? Gerade erst im April 2018 wurde die Aufrüstung des FireWatch Systems verkündet. Vier Minuten für den Scan von 70.000 Hektar und ein beeindruckender menschlicher Einsatz bei allen Löschbeteiligten. Und trotzdem eine Feuersbrunst, bei der am Ende 692 Hektar abbrannten.

Das dramatische Leben von Nadelholz-Monokulturen

Ja, Nadelholz-Monokulturen sind brandgefährlich. Aber um das zu verstehen, braucht es einen umfassenden Blick auf die vielen Nachteile von Monokulturen.

Sturm: Ein Laubmischwald hat viel Unterwuchs und ein dichtes Dickicht an seinen Rändern. Wind macht ihm so in der Regel wenig aus. Die unterschiedlich tiefen und verzweigten Wurzelsysteme stabilisieren den Stand der Bäume in einer gemischten Waldgesellschaft. Eine Nadelholz-Monokultur ist nicht so standfest. An ihrem Rand wächst kaum Buschwerk, das als Windbrecher wirken könnte. Auch sind keine jüngeren oder älteren Nachbarbäume zu finden, die bei Wind eine stabilere Struktur bedeuten würden. In Monokulturen stehen die Bäume in Reih und Glied und sind alle gleich alt und gleich hoch.
Eine Monokultur ist ein intensiv bewirtschafteter Wald und hat entsprechend viele Rückewege für die Forstmaschinen. Sie dienen dem Sturm nun zusätzlich als Einfallstore. Entwickelt sich ein Sturm nach einem Starkregen, ist der Boden so aufgeweicht, dass die Wahrscheinlichkeit eines Sturmwurfes steigt.

Schädlinge: Schadinsekten für Bäume gibt es viele. Für die Kiefer sind dies beispielsweise verschiedene Bockkäfer wie der Kiefernzweigbock, Schmetterlinge wie die Kieferneule oder Blattwespenarten wie die Kiefernbuschhornblattwespe. Auch einige Borkenkäferarten tun sich gütlich an der Kiefer. Und jegliche Monokultur ist für jeden Schädling eine Art Schlaraffenland. Kommen dann frische Sturmschäden hinzu, vermehrt sich der Borkenkäfer noch besser. Der Baum kann dann seinen Abwehrmechanismus, das klebrige Harz, kaum nutzen, um sich zu verteidigen. Dennoch ist der Baum frisch genug, um für den Borkenkäfer geeignet zu sein. Die geübte Nase kann vom Borkenkäfer betroffene Waldgebiete beim Waldspaziergang erschnuppern, habe ich mir sagen lassen.

Dürre und Hitze: Wenn, wie dieses Jahr, in vielen Regionen über Wochen kein Tropfen Regen fällt, hat selbst der Laubmischwald zu kämpfen. Dabei speichert sein Boden durch die zersetzte Humusauflage sehr viel mehr Feuchtigkeit als der des Nadelwaldes. Die Durchschnittstemperatur ist im Laubmischwald bis zu sieben Grad kälter als die Umgebung. Dieses Mikroklima entsteht durch andere Verhältnisse im Wasserkreislauf. Nadelbaumkulturen haben eine starke Verdunstung im Kronen und Bodenbereich. Im Laubwald dagegen fließt Wasser über die Blätter am Stamm entlang in den Boden. Die Verdunstung aus dem Boden und die Transpiration aus den Blättern haben eine kühlende Wirkung. Das Blätterdach hält die Feuchtigkeit und Kühle im Wald.

Der Boden in Nadelbaumkulturen speichert aufgrund der geringen Humusschicht weniger Wasser. Zudem fehlt Unterwuchs, der die Austrocknung mindern könnte. Nadelbäume tragen am Ende eines Sommers wie diesem auch ohne ein Feuer viele irreparablen Dürreschäden davon. Ihre Anfälligkeit für Stürme und Schädlingsbefall ist nun noch höher als vor den ersten Stürmen des Jahres.

Klimawandel schwächt den Wald

Wie wir sehen, ist es für die Nadelwälder dramatisch, wenn mehrere potentiell negative Ereignisse innerhalb eines Jahres aufeinandertreffen. Sie verstärken sich wechselseitig und können einen Wald nahezu zerstören. Aus der Perspektive der Waldwirtschaft ist das fatal. Profit geht verloren mit jedem zu sehr angeschlagenen oder gestorbenen Baum. Mit der Nadelholz-Monokultur ist aber das erhöhte Risiko frei gewählt. Die vorherrschende Risikowirtschaft wird zuvor kalkuliert. Nur eins bleibt bei dieser Kosten-Nutzen-Bilanz unberücksichtigt: der Klimawandel. Er ist angekommen in unseren Wäldern - das äußert selbst Umweltministerin Svenja Schulze in diesen Tagen ganz offen.

Inzwischen erleben wir den zweiten Jahrhundertsommer in diesem Jahrhundert. Weitere sind zu erwarten. Spürbare Momente des Wandels sind eine zunehmende Anzahl an Extremwetter-Ereignissen wie Sturm, Starkregen und langanhaltende Hitzeperioden. Damit steigt das Risiko weiter und die Nadelmonokultur wird zur Hochrisikowirtschaft. Der Klimawandel schwächt unsere Wälder. Geschädigte oder zerstörte Wälder wiederum beschleunigen den Klimawandel! Denn ein beschädigter Wald speichert weniger CO2.

Mehrwert des Waldes

Werfen wir einen Blick auf weitere Kategorien, die den Mehrwert eines Waldes für die Gesellschaft bestimmen. Eine dieser Kategorien wäre der Artenreichtum. Je nachdem, wie viele und vor allem wie viele seltene Arten ein Ökosystem beheimatet, desto wertvoller ist es für das gesamte Ökosystem Erde und die menschliche Zivilisation. Das sind große, aber wahre Worte, die wir als Maßstab anlegen müssen, wenn wir über die Qualität unserer Wälder sprechen. Eine Nadelholz-Monokultur bietet herzlich wenig Artenvielfalt. Sie ist aufgeräumt und fokussiert darauf, dass die Bäume erntereif werden. Andere Arten spielen keine Rolle oder stören womöglich noch den geraden Wuchs der Stämme. Damit ist der Schutzwert einer Monokultur gleich null.

Eine weitere für den Menschen wichtige Kategorie für die Qualität von Wäldern ist der Erholungswert, den der Wald beim Wandern, Joggen oder Verweilen bietet. Viele Studienergebnisse deuten daraufhin, dass ein aufgeräumter Wirtschaftswald tatsächlich zum Teil einen höheren Erholungswert hat, als das undurchdringliche Dickicht, vor dem sich der Stadtmensch möglicherweise ein wenig gruselt. Die darauf hin untersuchten Wirtschaftswälder hoben sich in ihrer Vielfältigkeit jedoch ab von den in Reih und Glied gepflanzten monokulturellen Plantagen. Es deutet vieles darauf hin, dass hier der Erholungswert eher niedrig ist.

Waldbrandgefahr in Monokulturen

Wenn wir uns der Brandgefahr widmen, so ist dies nur eine weitere Ausprägung des instabilen Ökosystems von Monokulturen. Wohin wir schauen, überall brennen sie schnell und unkontrollierbar. Ob nun die Eukalyptusplantagen in Portugal oder die Kiefernplantagen in Spanien. Die Anzahl der Waldbrände hat sich in Europa in den letzten 10 Jahren ungefähr verdreifacht. Die Waldbrandsaison hat sich insgesamt von zwei auf fünf Monate pro Jahr verlängert.

Richten wir unser Interesse wieder auf die von mir besuchten Kiefernmonokulturen in Brandenburg. Dass es nun gerade dort brannte, ist schon statistisch betrachtet alles andere als eine Überraschung. Schließlich ist Brandenburg das Bundesland, in dem seit Jahrzehnten mit Abstand die meisten Brände pro Jahr mit der größten verbrannten Fläche zu finden sind. In diesem Jahr waren es 280 Bränden auf 692 Hektar. Auch für Brandenburg eine stattliche Zahl. Nach 1975 war fünf Mal die jährlich verbrannte Fläche größer, allerdings gab es auch noch kein Feuerwarnsystem.

Damit ein Waldbrand ausbricht, braucht es brandbegünstigende Faktoren. Der erste Funken muss auf leicht Entzündbares (trockene Bodenvegetation, Reisig oder Nadelauflage) treffen. Auch muss ein trockenes Mikroklima im Wald vorherrschen. Je mehr Sauerstoff das Feuer bekommt, desto schneller und stärker breitet es sich aus.

Wenn wir diese Faktoren mit den Eigenschaften einer Nadelholz-Monokultur vergleichen, fällt auf, dass wir hier genau die Verhältnisse vorfinden, die sehr förderlich für Brände sind: Sie haben keinen Unterwuchs und einen geringen Buschbewuchs der Waldränder, der die Flammen ausbremsen könnte oder Feuchtigkeit speichert. Sie haben kein Blätterwerk, keine geschlossene Kronendecke, die die Luftzufuhr mindern würden.

Die Nadel- und Moosauflage in Nadelwäldern brennt wie Zunder. Die Rückewege haben in der Kombination mit dem wenigen Buschwerk den Effekt, dass dort die Luft wie in einem Kamin besonders schnell strömt und das Feuer schnell weitertransportiert. Das Fehlen des temperatursenkenden Effekts, den Laubmischwälder haben, begünstigt zusätzlich ein Feuer. Ein weiterer, nicht unerheblicher Faktor kommt bei Nadelwäldern hinzu: Sie haben mit ihrem Harzanteil und ihren vielen ätherischen Ölen einen Brandbeschleuniger schon in ihrem Organismus integriert. Aus diesen Gründen brennen in Brandenburg und anderswo jedes Jahr Nadelholz-Monokulturen. Kommt nun noch eine Dürreperiode hinzu, sind diese Brände schnell verheerend.

Der nun existierende verkohlte Bestand ist nur noch als Hackschnitzel oder gar nicht mehr nutzbar. Nach Schätzungen ist in diesem Jahr in Brandenburg ein Holzverlust im Wert von 1,2 bis 1,5 Millionen Euro zu erwarten.

ROBIN WOOD fordert einen Waldumbau!

Ökologisch sieht die Perspektive allerdings sehr viel besser aus. Ein Waldbrand ist eine große Chance für die Zukunft des Ökosystems. Der Boden ist durch die Asche hervorragend gedüngt. Es bietet sich die Chance, unterschiedliche Mischwaldkonzepte zu erproben und sich ein für alle Mal von instabilen Monokulturen zu verabschieden.

ROBIN WOOD fordert den Umbau zu arten- und strukturreichen, also naturnahen Mischwäldern. Denn das sind anpassungsfähige Waldökosysteme, die gegen Extremwetter- lagen nicht nur viel besser gewappnet sind, sondern darüber hinaus diesen auch entgegenwirken - zum Beispiel als CO2-Senke oder auch indem sie durch ihr kühles Mikroklima lokal das wärmere Klima abdämpfen. Zudem wehren sie Schädlinge besser ab und haben einen höheren Erholungswert für den Menschen als Monokulturen. Für den Brandenburger Standort ist ein Mischwald mit einem hohen Eichenanteil anzustreben. Ja, auch die Kiefer würde dort ihren Platz behalten. Hierzu sei aber angemerkt, dass die Kiefer, trotz ihrer inzwischen Jahrhunderte alten Tradition in der Region, einst Vom Menschen angepflanzt wurde, nachdem dieser Kahlschlag betrieben hatte. Ursprünglich gehört sie tatsächlich nicht zur potentiellen natürlichen Vegetation der Region.

  • Wir fordern den Waldumbau zu beschleunigen.
  • Wir fordern eine bedingungslose Bewahrung der Altholzbestände über 100 Jahre.
  • Wenn wir keine 150 Jahre mehr warten wollen, bis wir allumfassend stabile Wald-Ökosysteme in der Region haben, so gilt es, die Waldbesitzer*innen bei ihren Wegebaumaßnahmen zu unterstützen, sie zu beraten und ihnen Geld zur Verfügung zu stellen. Hier ist auch der Deutsche Forstwirtschaftsrat gefragt, seine Mitglieder in die richtige Richtung beraten und zu leiten.
  • Alle monetären Anreize, inkl. der Entschädigungszahlungen nach Dürren und Waldbränden, müssen an ökologische Kriterien gekoppelt sein, die auch langfristig kontrolliert werden.

Neben diesen Anreizen fordern wir mehr regulative Instrumente und bessere ökologische Mindeststandards der Waldbewirtschaftung. Juristisch existieren bereits gute Ansätze, die aber insbesondere gegenüber Privatwaldbesitzer*innen nicht durchgesetzt werden. So gibt das Bundesnaturschutzgesetz eine sogenannte "gute fachliche Praxis" vor: "Bei der forstlichen Nutzung des Waldes ist das Ziel zu verfolgen, naturnahe Wälder aufzubauen und diese ohne Kahlschläge nachhaltig zu bewirtschaften." (§ 5 Absatz 3). Auch wenn diese Formulierung zu offen formuliert ist und einer Konkretisierung bedarf: In Brandenburg ist bei der seit Generationen etablierten monokulturellen Plantagenwirtschaft wahrlich rein gar nichts zu finden von dem Ziel, naturnahe Wälder aufzubauen. Das liegt vor allem daran, dass das brandenburgische Waldgesetz für Privatwaldbesitzer*innen im Grunde keine ökologischen Kriterien formuliert. Ganz im Gegenteil, ein Gesetz, das Roden unter zwei Hektar nicht als Kahlschlag definiert, ist ein Affront gegen alle ökologischen Bestrebungen.

Die am schlimmsten durch die Waldbrände gebeutelte Kommune Treuenbrietzen ist gerade dabei, ihren Wald zu verkaufen. Vermutlich an private Hand. Wir fordern das Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft mit seinem derzeitigen Minister Vogelsänger und die Stadt Treuenbrietzen auf, sich dafür einzusetzen, dass der Wald weiterhin in öffentlicher Hand bleibt, oder zumindest nur an Privat zu verkaufen, wenn ein bindendes Konzept zum ökologischen Waldumbau vorliegt.

Die Stellen im Forstbetrieb, die einen Waldumbau leisten könnten, werden immer weiter abgebaut. Wir fordern einen Kurswechsel zu einem Ausbau der Forstbetriebe. Mit Blick auf Brandenburg stellen wir fest, dass zwar eine geplante Forstreform, die viele Stellen gekostet hätte, im Zuge der Brände zum Glück eingestellt wurde. Nun aber wird uns eine viel zu geringe Zahl an neuen Stellen präsentiert, die nach letzten Kenntnissen eher auf einem internen Hin- und Hergeschiebe der vorhandenen Forstangestellten beruht.

Wie geht es weiter?

Am Ende unseres Besuchs auf den Brandenburger Waldbrandflächen fragen wir den Förster, was er denn nun als nächstes plant. Er werde bis zum nächsten Frühling abwarten, denn dann erst werde sichtbar, welche Bäume es vielleicht doch geschafft hätten und neu austreiben. Ein wenig Hoffnung ist spürbar in seinen Worten. Bis dahin wird die Brandfläche ein Mahnmahl unseres gesellschaftlichen Versagens im Umgang mit dem Wald sein. Wenn Schnee liegt, werde ich mich erneut auf den Weg machen und den Ort fotografisch dokumentieren. Ich habe gehört, dass wenige Zentimeter um die schwarzen kahlen Stämme herum der Schnee als erstes schmilzt, weil die Schwärze etwas Wärme abstrahlt, und sich in diesen kleinen Kreisen die ersten Anzeichen neuen Lebens auf dem Waldboden zeigen werden. Darauf bin ich sehr gespannt.

Man sei nur einmal in einer Försterbiografie mit einem Waldbrand solchen Ausmaßes konfrontiert, sagt Förster Henke. Hoffen wir, dass er Recht behält. Unsere politischen Forderungen und Aktionen werden ihren Teil dazu beitragen.


Plantage oder Wald?

Ist eine strukturarme Monokultur ohne nennenswerte Altersdurchmischung überhaupt als ein Wald zu bezeichnen? Nach dem Bundeswaldgesetz schon, denn sie ist eine "mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche" (§ 2). Legen wir aber einmal ökologische Kriterien an: Statt einer stabilen Waldgesellschaft sehen wir Gleichförmigkeit Auch das natürliche Mikroklima, das ein Wald in mitteleuropäischen Gefilden normalerweise bereithält, ist bei einer Monokultur nicht vorhanden. Bis zu 7° Celsius kälter ist es in Laubmischwäldern im Vergleich zur sonstigen lokalen Temperatur. Also ist die Monokultur doch kein Wald? Der Aspekt, dass es sich bei den hiesigen Monokulturen um stark bewirtschaftete Flächen handelt, eröffnet die Möglichkeit, sich einem Wort aus der Landwirtschaft zu bedienen: dem der Plantage. Vielleicht sollten wir beginnen, diesen viel zutreffenderen Begriff für Baum-Monokulturen zu nutzen.


Autorin Jana Ballenthien ist Waldreferentin bei ROBIN WOOD in Hamburg wald@robinwood.de


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

  • Der Förster der Stadt Treuenbrietzen führt uns durch die verbrannten Kiefernwälder
  • Noch schwelt es an einigen Stellen, an anderen treiben erste grüne Helme durch den zentimeterdicken Ruß
  • Nadelholz-Monokulturen sind brandgefährlich: Sturm, Schädlinge, Dürre und Hitze setzen ihnen besonders zu
  • Im Sommer 2018 brannten in Brandenburg 692 Hektar Kiefernwald
  • ROBIN WOOD fordert, den Waldumbau zu arten- und strukturreichen, also naturnahen Mischwäldern, zu beschleunigen
  • In Zukunft: Naturnahe Laubmischwälder statt leichtendzündliche Kiefernstangenforsten

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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 139/4.2018, Seite 18 - 23
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Dezember 2018

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