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ÖKOSYSTEME/035: Gletscherrückgang beeinflusst die mikrobielle Biodiversität (idw)


Universität Wien - 15.03.2013

Gletscherrückgang beeinflusst die mikrobielle Biodiversität



Ein Team um den Limnologen Tom J. Battin von der Universität Wien untersuchte den Einfluss von Gletscherrückgang auf die Mikroorganismen in Gletscherbächen. Dabei konnten die Wissenschafterinnen Linda Wilhelm und Katharina Besemer erstmals zeigen, wie Gletscherrückgang die Gemeinschaften mikrobieller Biofilme in Gletscherbächen beeinflusst. Erstaunlich ist, dass Mikroorganismen ähnlich wie höhere Organismen auf Gletscherrückgang reagieren: Ein Verlust der Biodiversität ist die Folge. Die Ergebnisse werden aktuell in der Fachzeitschrift "The ISME Journal-Multidisciplinary Journal of Microbial Ecology" veröffentlicht.

Foto: © Department für Limnologie

Sonnblick-Kees: Gletscherzunge und See des Sonnblick-Gletschers
Foto: © Department für Limnologie

Gebirgsgletscher schmelzen weltweit beträchtlich mit der Folge, dass sich die Umweltbedingungen vor allem in Gletscherbächen rasch und stark verändern. Die Post-docs Katharina Besemer und Gabriel Singer sowie die PhD-Studentinnen Linda Wilhelm und Christina Fasching untersuchten die Gemeinschaften von Mikroben im Eis und in den Bächen von 26 Gletschern in den österreichischen Alpen. Das Team um Tom J. Battin, Professor für Limnologie an der Universität Wien, konnte nun erstmals zeigen, dass auch Mikroben auf das Schmelzen der Gletscher reagieren. Bislang war nur bekannt, dass höhere Organismen auf diese Änderungen reagieren.

Mit Hilfe hochauflösender Sequenziermethoden konnten Linda Wilhelm und Katharina Besemer die Diversität und Identität der Mikroben bestimmen. Erstaunlich war die außerordentlich große Vielfalt an Mikroben, die trotz unwirtlicher Bedingungen in Gletscherökosystemen vorkommen. Die WissenschafterInnen konnten zeigen, dass die Vielfalt der Mikroben in Gletscherbächen mit der Seehöhe der Gletscher abnimmt. Außerdem fanden sie, dass Gletscherrückgang verstärkt zu einem Verlust von mikrobieller Biodiversität auf regionaler Ebene führen kann.

Foto: © Department für Limnologie

Linda Wilhelm (Mitte) und Gabriel Singer (rechts) von der Universität Wien mit Barbara Post (links) von der Universität Innsbruck bei der Probenahme an einem der 26 untersuchten Gletscher
Foto: © Department für Limnologie

In einem neuen Ansatz verknüpften die ForscherInnen ökologische Theorie mit mikrobieller Ökologie, um diese Biodiversitätsmuster, wie sie auch von höheren Organismen bekannt sind, zu verstehen. So zeigten die WissenschafterInnen erstmals, dass mikrobielle Biodiversität und Artenzusammensetzung auch in Gletscherökosystemen von Bedeutung sind und zunehmend durch das Abschmelzen der Gebirgsgletscher bedroht sind.

Die Forschungsarbeit wurde durch das START-Programm des FWF finanziert und am Department für Limnologie durchgeführt. Biofilmökologie und Ökosystemökologie bilden einen Forschungsschwerpunkt am Department für Limnologie der Universität Wien.

Publikation in "The ISME Journal - Multidisciplinary Journal of Microbial Ecology":
L. Wilhelm, G. A. Singer, C. Fasching, T. J. Battin and K. Besemer.
Microbial biodiversity in glacier-fed streams.
The ISME Journal - DOI: 10.1038/ismej.2013.44
http://www.nature.com/ismej/journal/vaop/ncurrent/full/ismej201344a.html

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news523877
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution84

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Wien, Alexandra Frey, 15.03.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. März 2013