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VERKEHR/1197: Neue Treibstoffvorschrift für Schiffe lässt giftiges Schweröl weiter zu (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 30. Dezember 2019

NABU: Neue Treibstoffvorschrift für Schiffe lässt giftiges Schweröl weiter zu

Miller: Verbrennung dieses Sondermülls auf See muss endgültig ein Riegel vorgeschoben werden


Berlin - Am ersten Januar tritt weltweit eine neue Treibstoffvorschrift für die Schifffahrt in Kraft. Schiffe dürfen dann prinzipiell kein giftiges Schweröl mehr verbrennen. Der NABU begrüßt die Neuregelung, kritisiert aber die im Gesetz eingeräumte Ausnahme zur möglichen Reinigung der Abgase, die zur teilweise unkontrollierbaren weiteren Verwendung dieses giftigen und billigen Treibstoffs führt.

Ab 2020 dürfen Schiffe nur noch Treibstoffe verwenden, die höchstens 0,5 Prozent Schwefel enthalten. Bisher waren bis zu 3,5 Prozent erlaubt, das sind dreitausendfünfhundert Mal mehr als beim Straßendiesel. An Land sind 0,001 Prozent die Obergrenze. Der Schwefelgehalt gilt als grober Gradmesser der Treibstoffqualität. Ist der Schwefelanteil hoch, sind auch viele andere Giftstoffe im Treibstoff enthalten. Die Reeder dürfen ab 2020 leider weiterhin das giftige Schweröl nutzen, wenn der Schwefel nach der Verbrennung aus dem Abgas gewaschen wird. Die anderen Giftstoffe landen trotzdem in der Luft, und wenn nicht dort, dann über das Waschwasser im Meer, das auf den meisten Schiffen über Bord gegeben wird.

"Der Verbrennung dieses Sondermülls auf See muss endgültig ein Riegel vorgeschoben werden. Nicht nur die Gesundheit, die Gewässer und das Klima werden unnötig belastet, auch die Gefahr einer verheerenden Ölpest fährt auf jedem dieser Kähne mit. Die grausamen Bilder toter Vögel und Fische und verdreckter Strände müssen endlich der Vergangenheit angehören", so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Mit dem neuen Gesetz sollte eigentlich das Schweröl aus den Tanks verbannt werden. Die Ausnahmeregelungen bringen nicht nur neue Gefahren für die Gewässer mit sich, wie eine neue Studie des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie im Hinblick auf die Schadstoffeinträge ins Meer zeigt, auch die Luftschadstoffemissionen werden nicht so stark gesenkt wie beim vollständigen Verzicht auf Schweröl.

Der NABU sieht in der neuen Vorschrift dennoch einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einer sauberen Schifffahrt. Schweröl wird nicht mehr der allgegenwärtige Treibstoff auf See sein. Der Großteil der Flotte wird auf Schiffsdiesel umstellen, der deutlich sauberer verbrennt. Zudem ermöglicht der sauberere Treibstoff auch den Einsatz von Partikelfiltern. Diese sind auf See allerdings bisher nicht vorgeschrieben.

"Die Verschärfung der Vorschriften für die Schiffstreibstoffe ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die Schifffahrt verfügt aber weiterhin über riesige Verschmutzungsprivilegien. Während Partikelfilter und Katalysatoren an Land längst Standard sind, verbrennen Schiffe ihre Treibstoffe weiterhin zumeist ohne Filter. Schiffe sind dadurch für riesige Mengen umwelt- und gesundheitsschädlicher Stickoxide, Feinstaub und anderer Luftschadstoffe verantwortlich", so NABU-Schiffsexperte Sönke Diesener. "Der Anteil der Seefahrt an Schadstoff- und Treibhausgasemissionen wird wachsen. Wenn in der Schifffahrt nicht schnellstens umgesteuert wird, bleibt sie der letzte große Luftverschmutzer." Die neuen Treibstoffregelungen sind eine Vorbedingung um genauso wie auf der Straße den Partikelfilter und Katalysator zum Standard zu machen. Für neue Schiffe müssten aber schon heute komplett emissionsfreie Antriebe und Treibstoffe in Anwendung gebracht werden, um neben der Luftreinhaltung auch die Klimaschutzziele zu erreichen.

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Quelle:
NABU Pressedienst, Nr. 142/19, 30.12.2019
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Januar 2020

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