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MELDUNG/117: Dramatische Klimabilanz für Österreich - Bankrotterklärung der Bundesregierung (Global 2000)


GLOBAL 2000 / Friends of the Earth Austria - Wien, 31. August 2017

Dramatische Klimabilanz: GLOBAL 2000 sieht Bankrotterklärung der Bundesregierung in Sachen Klimaschutz

Klimaschutzbericht für Österreich zeigt, dass CO2-Emissionen seit 1990 leicht gestiegen statt stark gesunken sind - und keine Besserung in Sicht


Während der Sommer 2017 von Wetter- und Klimakapriolen geprägt ist, zeigt der aktuell veröffentlichte Klimaschutzbericht des Umweltbundesamts, dass Österreich beim Klimaschutz nicht vom Fleck kommt. Im Jahr 2015 sind die CO2-Emissionen gegenüber dem Vorjahr um 3,2% oder 2,5 Mio. Tonnen CO2 gestiegen und liegen damit leicht über dem Niveau von 1990.

"Diese Bilanz kommt einer vernichtende Bankrotterklärung der österreichischen Bundesregierung beim Klimaschutz gleich. Die Verantwortlichen treten planlos auf der Stelle und ignorieren die Herausforderungen in fahrlässigster Weise. Eine Strategie für die Umsetzung der notwendigen Energiewende fehlt völlig, obwohl man zahlreiche ExpertInnen tausende Stunden daran arbeiten ließ. Es gibt somit keine gemeinsam geteilte Vorstellung, wie der Umbau hin zu nachhaltiger Mobilität, zu erneuerbaren Energien und einem sparsamen Umgang mit Energie funktionieren soll. In wesentlichen Bereichen konnten keine nennenswerten Fortschritte erzielt werden", zieht Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von GLOBAL 2000 eine ernüchternde Bilanz.

Österreichs gesamte Treibhausgasemissionen liegen in der Folge leicht über dem Niveau von 1990, obwohl man sich bereits in der ersten Verpflichtungsperiode des 2012 abgelaufenen Kyoto-Protokolls eine Reduktion klimaschädlicher Gase um 13% gegenüber 1990 vorgenommen hatte. Heute, fünf Jahre später, entfernt man sich noch weiter von diesem Ziel während EU-weit die Treibhausgasemissionen in diesem Zeitraum um ein Viertel gesunken sind. Die wichtigsten Probleme sind bekannt und dürfen nicht länger ignoriert werden:

  • Im Verkehr sind die CO2-Emissionen seit 1990 um dramatische 60% gestiegen. Beim PKW-Verkehr ist ein Anstieg der Fahrleistung um 66% der Hauptgrund dafür. Die gestiegene Fahrleistung erklärt sich dadurch, dass längere Strecken zurückgelegt werden und pro Fahrzeug weniger Personen befördert werden, auch die PS-Stärke steigt stetig. Eine wirksame Strategie für umweltfreundliche und leistbare Mobilität fehlt.
  • Im Gebäudebereich ist ein völliger Einbruch der Sanierungsaktivitäten erfolgt. Umfassende Sanierungen halbierten sich von 1% des Gebäudebestands im Jahr 2010 auf 0,5% im Jahr 2015, obwohl eine Steigerung der thermischen Sanierungsrate auf 3% notwendig ist. Statt Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wurden die Mittel für den Bundes- Sanierungsscheck von der Bundesregierung halbiert.
  • Ölheizungen werden nach wie vor völlig ungehindert von der Mineralölindustrie gefördert, obwohl es das klimaschädlichste Heizsystem ist, das heute noch eingebaut wird. Viele gut gemeinte Initiativen der Bundesländer werden so unterminiert. Eine wirksame Ausstiegsstrategie aus fossiler Energie im Raumwärmebereich fehlt völlig.
  • Das WIFO errechnete, dass etwa 4,5 Milliarden Euro an umweltkontraproduktiven Subventionen pro Jahr in Österreich gewährt werden. Der größte Posten ist die geringere Besteuerung von Diesel gegenüber Benzin. Die Ausarbeitung eines Reformplans wurde unterlassen.

"Die Folgen einer sich anbahnenden Klimakrise werden nahezu täglich immer spürbarer und erfordern entschlossenes Handeln. Es geht um unsere Zukunft und unsere Lebensgrundlagen. Die Bevölkerung hat sich nachhaltige und leistbare Mobilität, saubere Energie und eine weitsichtige Politik verdient. Einige Ankündigungen der letzten Tage, wie zum Beispiel die Arbeit an dem Ziel emissionsfreie Mobilität zur Durchsetzung zu verhelfen, geben Anlass zur Hoffnung. Diesen Ankündigungen müssen aber auch entschlossene Taten folgen.", so Johannes Wahlmüller abschließend.


Link zum Klimaschutzbericht 2017 des Umweltbundesamts:
http://www.umweltbundesamt.at/aktuell/publikationen/publikationssuche/publikationsdetail/?pub_id=2215

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Quelle:
Presseinformation, 31.08.2017
Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000
Neustiftgasse 36, A-70 Wien
Tel: +43/1/812 57 30, Fax: +43/1/812 57 28
E-Mail: office@global2000.at
Internet: www.global2000.at


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. September 2017

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