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CHEMIE/278: EU-weites Verbot für Bisphenol A in Babyflaschen ab Juni 2011 (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Freitag, 26. November 2010 / Chemie & Nanotechnologie

EU-weites Verbot für Bisphenol A in Babyflaschen ab Juni 2011


Ab 1. März 2011 ist die Produktion und ab 1. Juni 2011 der Verkauf von Babyflaschen aus Polycarbonat, in dem der Weichmacher Bisphenol A (BPA) enthalten ist, in der EU verboten. Das hat der Ständige Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit gestern mit qualifizierter Mehrheit beschlossen.

Die Ausschussmitglieder stimmten damit für einen Richtlinienvorschlag der EU-Kommission. Die Abstimmung folgt einer monatelangen Diskussion zwischen EU-Kommission, Europäischer Lebensmittelbehörde (EFSA), den Mitgleidstaaten und VertreterInnen der Industrie. EU-Kommissar John Dalli - zuständig für Gesundheit und Verbraucherschutz - nannte die Entscheidung "eine gute Nachricht für europäische Verbraucher" und verwies auf kürzlich erschienene Studien, die Unsicherheiten über die schädliche Wirkung von BPA aufgedeckt hatten. Die Studien hätten gezeigt, dass der Stoff möglicherweise Effekte auf die Entwicklung, die Immunabwehr und die Tumorentwicklung bei Menschen haben könnte. Nun müssen die EU-Mitgliedstaaten den Beschluss in ihren Hoheitsgebieten umsetzen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Organisation Women in Europe for a Common Future (WECF) begrüßten den Beschluss, forderten aber ein generelles Verbot von Bisphenol A in Verbraucherprodukten. Allein in Deutschland würden jährlich rund 400.000 Tonnen Bisphenol A vermarktet. Babyfläschchen hätten daran nur einen geringen Anteil. So finde sich der Stoff auch in zahlreichen anderen Kunststoffartikeln aus Polycarbonat sowie in den Innenbeschichtungen von Dosen und in Thermopapier.

BPA wirke im Körper bereits in geringsten Mengen hormonell. Herz- und Kreislauferkrankungen, Störungen der Sexualentwicklung sowie Diabetes würden mit der Chemikalie in Verbindung gebracht. Sie könne im Urin von nahezu jedem Menschen nachgewiesen werden.

BUND-Chemikalienexpertin Patricia Cameron, nannte die Entscheidung einen "wichtigen Schritt in die richtige Richtung". Die Belastung mit BPA fange jedoch bereits im Mutterleib an. Deshalb müsse die Chemikalie auch für alle Anwendungen verboten werden, die Kinder und schwangere Frauen belasten können. Das Verbot für Babyfläschchen könne nur ein Anfang sein, schon weil der Stoff leicht zu ersetzen sei, so die Verbände.


Hintergrund Ständiger Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit

Der Ausschuss setzt sich aus VertreterInnen der Mitgliedstaaten unter dem Vorsitz eines Kommissionsvertreters zusammen. Die EU-Kommission kann nach einem Mehrheitsbeschluss der im Ausschuss vertretenen Mitgliedstaaten Durchführungsmaßnahmen beschließen. [jg]


Pressemitteilung der EU-Kommission (Midday Express)
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEX/10/1126&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en

BUND-Infoseite zu BPA: www.bund.net/bisphenola

WECF Schadstoff-Seite: www.wecf.eu/english/chemicals-health/

Ausschuss: http://europa.eu/legislation_summaries/food_safety/general_provisions/f80502_de.htm


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Quelle:
EU-News, 26.11.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Dezember 2010