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ENERGIE/1255: Baden-Württemberg - BUND stemmt sich gegen Kraftwerksbau in Schelklingen (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V. - 11. Februar 2009

BUND stemmt sich gegen Kraftwerksbau in Schelklingen

Neuer Name - alte Probleme: Ersatzbrennstoffe sind nichts als Müll


Stuttgart/Ulm. Beim Erörterungstermin zum geplanten Ersatzbrennstoff- Kraftwerk der Firma Vattenfall in Schelklingen übt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) heute massive Kritik. "Ersatzbrennstoff (EBS) ist eine positive Umschreibung für vorbehandelten Müll. In Schelklingen entsteht also nichts anderes als eine kleine Müllverbrennungsanlage - allerdings mit schlechteren technischen Standards", sagte Berthold Frieß, Landesgeschäftsführer des BUND Baden-Württemberg. Der BUND befürchtet hohe Belastungen für die Schelklinger Anwohner und Umwelt.

"Gravierende Mängel" bescheinigt der BUND den vorgelegten Planungen zum EBS-Kraftwerk: So solle der Schadstoffausstoß lediglich auf 12 Stoffe untersucht werden. Ob etwa hoch giftige Dioxine und Furane durch den Schornstein entweichen, werde nicht geprüft. Zudem entspreche die derzeit vom Antragssteller geplante Rauchgasreinigungsanlage nicht dem heutigen Stand der Technik.

Höchst unbefriedigend findet der BUND auch die energetische Ausbeute: der elektrische Wirkungsgrad dieser Anlage liege bei mageren 16 Prozent. "Moderne Kraftwerke schaffen locker das Dreifache. Zudem ist keine Kraft-Wärme-Kopplung vorgesehen. Allein aus Klimaschutzgründen darf eine Anlage, die den Großteil der eingesetzten Energie ungenutzt lässt, gar nicht mehr ge- nehmigt werden", sagte Frieß.

Der BUND hat viele Einwände gegen das Vattenfall-Projekt in Schelklingen und gegen die Nutzung sogenannter Ersatzbrennstoffe generell: Bei Ersatzbrennstoffen handele es sich um heizwertreiche Gewerbe- und Haushaltsabfälle, die vorher mechanisch aufbereitet werden müssen um sie überhaupt nutzen zu können. Der Schadstoffgehalt der Ersatzbrennstoffe liege noch höher als der fossiler Brennstoffe. Grundsätzlich spricht sich der BUND für die im Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz verankerte Reihenfolge aus: Vermeidung, Recycling, Entsorgung. Demnach dürfen auch heizwertreiche Abfälle nur dann energetisch genutzt werden, wenn deren Vermeidung und eine stoffliche Wiederverwertung nachweislich nicht möglich war. Zuvor müssen die Ersatzbrennstoff jedoch von Schadstoffen gereinigt werden, dass eine schadlose energetische Verwertung in jedem Fall gewährleistet ist und die Verbrennung in Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung erfolgen.

BUND-Mitglieder aus der Umgebung und die BUND-Regionalgeschäftsstelle Donau-Iller unterstützten den Widerstand der Bürgerinitiative "Pro Schelklingen". Bei einer hohen Wahlbeteiligung (rund 68 Prozent) hatten rund 80 Prozent der Bürger vergangenen September gegen den Bau des geplanten EBS-Kraftwerks in ihrem Ort gestimmt. Bereits jetzt sind die Anwohner enormen Schadstoffemissionen durch das am Ort ansässige Zementwerk ausgesetzt.


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Quelle:
Presseinformation, 11.02.2009
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
Landesverband Baden-Württemberg
Paulinenstraße 47, 70178 Stuttgart
Tel.: 0711/620306-0, Fax: 0711/620306-77
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Internet: www.bund-bawue.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2009