Deutsche Umwelthilfe e.V.
Pressemitteilung - Mittwoch, 08.02.2023
Sondertagung des EU-Rats:
Deutsche Umwelthilfe begrüßt !Green Deal Industrial Plan" und
fordert klaren Fokus auf Schlüsseltechnologien für die
Energiewende
• Initiative bietet Chance, europäische Klima-Industrie zu stärken
• DUH fordert Förderungen für Solar, Windkraft, Wärmepumpen und grünen Wasserstoff
• Nicht nachhaltige Technologien wie CCS und blauer Wasserstoff müssen von der Förderung ausgeschlossen werden
• Umweltschutz und Menschenrechte müssen entlang aller
Lieferketten durchgesetzt werden
Berlin, 8.2.2023: Als Reaktion auf den internationalen Wettlauf
um grüne Technologien hat die Europäische Kommission in der
vergangenen Woche den "Green Deal Industrial Plan" vorgestellt.
Er soll den Aufbau EU-eigener Produktionskapazitäten voranbringen
und bestehende Abhängigkeiten abbauen. Am 9. und 10. Februar
treffen sich die EU-Staats- und Regierungschefs bei einem
außerordentlichen EU-Gipfel, um über den Vorschlag zu
diskutieren. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßt die
europäische Initiative und fordert EU-Rat und insbesondere
Bundeskanzler Olaf Scholz auf, die Investitionen zielgerichtet in
Schlüsseltechnologien wie Photovoltaik zu lenken. Die EU müsse
außerdem Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen entlang der
gesamten Lieferketten sicherstellen.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Wenn wir in Europa bei Zukunftstechnologien nicht vollends von anderen Ländern abhängig sein sollen, müssen wir schnellstmöglich die heimische Produktion von Windrädern, Solaranlagen und Wärmepumpen voranbringen. Dafür müssen schleunigst Fördermittel im dreistelligen Milliardenbereich bereitgestellt werden. Hier ist auch die Bundesregierung aufgerufen, sich in europäischer Solidarität zu üben. Es wäre jedoch ein Fehler, das Geld mit der Gießkanne an beliebige Energieprojekte zu verteilen. Stattdessen sollten nur Transformationstechnologien gefördert werden, die für die Energiewende zentral sind. Und auch die nötigen Fachkräfte müssen zum Beispiel im Rahmen eines EU-Fachkräftegeldes bedacht werden. Von der Bundesregierung erwarten wir, dass sie den EU-Vorschlag entsprechend konkretisiert."
Ziel des 'Green Deal Industrial Plan' ist es, Genehmigungen für klimafreundliche Produktionsanlagen in Europa zu erleichtern und die Herstellung sauberer Technologien gezielt zu fördern. Weitere Schwerpunkte des EU-Vorhabens sind die Qualifizierung von Arbeitskräften und die Stabilisierung globaler Lieferketten. Unklar ist dabei noch, inwieweit nicht nachhaltige Technologien, wie Biomasse, Wasserkraft, blauer Wasserstoff oder Carbon Capture & Storage (CCS) gefördert werden sollen.
Nadine Bethge, Stellvertretende Bereichsleiterin Energie und Klimaschutz: "Wichtig ist, dass wir nicht alle Technologien über einen Kamm scheren, sondern Förderungen auf die Technologien beschränken, die zum Erreichen der Klimaziele unabdingbar sind. Um Wertschöpfungsketten bei Windkraft, Photovoltaik, Elektrolyseuren, Stromnetzen und Stromspeichern sowie Wärmepumpen zu stärken, braucht es außerdem nicht allein Investitionsmittel. Es müssen von Beginn an auch Menschenrechte und Umweltschutz im Zentrum der neuen europäischen Industriepolitik stehen. Denn unsere Energiewende ist nur dann nachhaltig und gerecht, wenn wir verantwortungsvoll mit Menschen, Umwelt und kritischen Rohstoffen umgehen."
Wie eine saubere Produktion von Zukunftstechnologien in Europa
gelingen kann, hat die DUH gemeinsam mit anderen Akteuren am
Beispiel der Photovoltaik bereits erarbeitet. Die
Handlungsempfehlungen zur Stärkung der heimischen
Wertschöpfungskette umfassen neben Förderprogrammen bei geringem
Eigenkapital und einem befristeten Betriebskostenausgleich in
Zeiten hoher Energiepreise auch Verbesserungen beim
Lieferkettengesetz und die Stärkung von Wiederverwendung und dem
Recycling von Photovoltaik-Produkten.
Link:
Handlungsempfehlungen PV-Produktion in Europa zum Download:
https://www.duh.de/themen/energie-klima/energiewende/klimafreundliche-energie/
*
Quelle:
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)
Pressemitteilung, 08.02.2023
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030/25 89 86-0, Fax.: 030/25 89 86-19
Internet: www.duh.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 10. Februar 2023
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang