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MELDUNG/038: Scharfe Kritik von Experten am CCS-Gesetz der Bundesregierung (BBU)


Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V
Bürgerinitiative "Gegen das Steinkohlekraftwerk Arneburg e.V."

Pressemitteilung vom 26.07.2010

CCS-Gesetz vorgestellt:
Bundesregierung unterliegt einer großen Illusion - Scharfe Kritik von Experten


(Bonn/Havelau-Strodehne; 26.7.2010) Die Bundesregierung spricht von Zukunfts- und Schlüsseltechnologie in Bezug auf die CCS-Technik (Abscheidung und Lagerung von Kohlendioxid aus Rauchgasen von Kraftwerken). Dabei verkennt sie die Sackgasse, in die sie mit dem CCS-Gesetz führt und gelangt: Während eine vollständige Umstellung auf regenerative Energiequellen das Gebot der Stunde sein sollte, bekommen Dinosauriertechniken mit Braunund Steinkohle eine Überlebenschance. Die Bundesregierung erliegt dabei der großen Illusion, CO2 könne im geologischen Untergrund kontrolliert und sicher gelagert werden.

Die beiden Mitglieder der die Bundesregierung beratenden Kommission für Anlagensicherheit (KAS), Prof. Dr. Jürgen Rochlitz (Vorsitzender der Bürgerinitiative "Kein Steinkohlekraftwerk Arneburg") und Diplom-Physiker Oliver Kalusch (Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz) sind empört. Sie kritisieren scharf, dass der Gesetzentwurf vorgelegt wurde, ohne die Untersuchungen und Überlegungen der KAS abzuwarten, die sich derzeit auch mit der Sicherheitsproblematik der CCS-Technik befasst. Sie monieren weiterhin, dass weder die Empfehlungen des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) noch die Position des Umweltbundesamtes berücksichtigt wurden, die beide in Studien nachgewiesen haben, dass eine 100prozentige Versorgungssicherheit mit Energie aus regenerativen Quellen - ohne Atom- und Kohlestrom - mittelfristig möglich ist. Vom "maximalen rechtlichen und technischen Sicherheitsstandard" spricht Bundesumweltminister Röttgen. Dieser Standard müsste allerdings erst noch entwickelt werden. Beispielsweise mit Hilfe der KAS, so die beiden Experten.

"Tatsächlich ist es eine Illusion, zu glauben, man könne mit der relativ kleinen Versuchsmenge von 60.000 t oder100.000 t (geplant für die Versuchsstandorte Ketzin, Brandenburg, bzw. Salzwedel, Sachsen-Anhalt) Sicherheitserkenntnisse für die mehrere Millionen Tonnen CO2 eines einzigen Demonstrationskraftwerks gewinnen. Die Tiefengeologie ist kein Reaktionsgefäß, für das klassische Vergrößerungsmaßnahmen aus der Chemie anwendbar sind (dort lässt sich eine funktionierende Reaktion üblicherweise relativ leicht upscalen, d.h. vergrößern). Dabei ist auch eine 'CCS-Unschärferelation' zu beachten: Je genauer man messen will, wo und wie das verpresste CO2 sich befindet, umso unsicherer wird die Lagerung durch die zusätzlich nötigen Bohrungen." führt der Chemieprofessor aus. Und Oliver Kalusch ergänzt: "Unter diesen Aspekten bietet das Gesetz viele Möglichkeiten, Steuergelder im Untergrund zu versenken - ohne Sinn und Verstand. Allerdings mit dem Nebeneffekt, dass diese für die Weiterentwicklung der regenerativen Energiequellen fehlen!"

Für die Entwicklung in der Altmark heißt dies - wie Wilfried Padelt vom Vorstand der BI formuliert: "Wir werden helfen, den Widerstand gegen die CO2-Verpressung bei Salzwedel zu verstärken und werden weiterhin aufmerksam jeden weiteren Schritt zu einem Steinkohlekraftwerk Arneburg verhindern." Den Befürwortern der CCS-Technik und der Bundesregierung muss schließlich vorgehalten werden, dass sie offensichtlich in den weniger bevölkerten Gebieten Brandenburgs und Sachsen-Anhalts leichtfertig in Kauf nehmen, wenn dort entweder ein weiterer Wegzug der Bevölkerung oder gar eine Entvölkerung durch einen CO2-Unfall mit Erstickungsfolgen durch in Bodennähe waberndes CO2-Gas stattfindet - ein später Beitrag zu den "blühenden Landschaften".

Für den BBU e.V.
Dipl.-Phys. Oliver Kalusch

Für die BI "Gegen das Steinkohlekraftwerk Arneburg e.V." Prof. Dr. Jürgen Rochlitz

Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V
Prinz-Albert-Str. 55,
53113 Bonn
Tel.: 0228 / 21 40 32,
Fax: 0228 / 21 40 33,
Email: BBU-Bonn@t-online.de
Homepage: www.BBU-online.de

Bürgerinitiative "Gegen das Steinkohlekraftwerk Arneburg e.V."
Vorstand: Prof. Dr. Jürgen Rochlitz
Kleindorf 17
14715 Havelau-Strodehne
Email: j.rochlitz[at]gegenkohle.de
Homepage: www.kein-steinkohlekraftwerk-arneburg.de


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Quelle:
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V
Gemeinsame Pressemitteilung, 26.07.2010
Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn
Tel.: 0228 / 21 40 32, Fax: 0228 / 21 40 33,
E-Mail: BBU-Bonn@t-online.de
Internet: www.BBU-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juli 2010