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MELDUNG/485: Unkontrollierte Methan-Lecks an Biogasanlagen und Klärwerken - extrem schädliches Klimagas (DUH)


Deutsche Umwelthilfe e.V.
Pressemitteilung - Montag, 14.04.2025

Methan-Lecks an Biogasanlagen und Klärwerken:
Neue Messungen der Deutschen Umwelthilfe belegen unkontrolliertes Ausweichen von extrem schädlichem Klimagas


• DUH-Mes­sun­gen be­le­gen un­kon­trol­lier­ten Aus­tritt von Me­than aus Bio­gas- und Klär­an­la­gen sowie si­gni­fi­kan­ten An­stieg vom Kli­ma­gas im länd­li­chen Raum

• Mes­sun­gen zei­gen auch: Le­cka­gen las­sen sich durch War­tung, mo­der­ne Tech­nik und Kon­trol­len wirk­sam ver­hin­dern

• DUH for­dert na­tio­na­le Me­than-Stra­te­gie, ver­bind­li­che

Re­duk­ti­ons­zie­le und eine zu­stän­di­ge Mo­ni­to­ring-Be­hör­de

Ber­lin, 14.4.2025: Neus­te Mes­sun­gen des Emis­si­ons-Kon­troll-In­sti­tuts (EKI) der Deut­schen Um­welt­hil­fe (DUH) be­le­gen: Aus Bio­gas­an­la­gen und Klär­wer­ken ent­weicht wei­ter­hin un­kon­trol­liert das hoch­wirk­sa­me Kli­ma­gas Me­than. Durch die hohe An­zahl von An­la­gen gibt es vor allem im länd­li­chen Raum einen si­gni­fi­kan­ten Me­than-An­stieg. Die Daten be­le­gen gleich-

zei­tig ein­fa­che Lö­sungs­we­ge: Mit tech­ni­schem Stan­dard und kon­se­quen­ter War­tung las­sen sich Le­cka­gen na­he­zu voll­stän­dig ver­mei­den. Me­than wirkt über 20 Jahre be­trach­tet mehr als 80-mal stär­ker als CO2 und ist damit das zweit­wich­tigs­te Treib­haus­gas. Min­des­tens ein Drit­tel der Erd­er­hit­zung geht auf Me­than zu­rück. Und die Kli­ma­ka­ta­stro­phe zu ver­hin­dern, for­dert die DUH eine na­tio­na­le Me­than-Stra­te­gie, kon­kre­te Re­duk­ti­ons­zie­le sowie zu­stän­di­ge Be­hör­den für ein ef­fek­ti­ves Mo­ni­to­ring.

Jür­gen Resch, Bun­des­ge­schäfts­füh­rer der DUH: "Das un­kon­trol­lier­te Ent­wei­chen von Me­than ist eine kli­ma­po­li­ti­sche Ka­ta­stro­phe und ge­fähr­det un­se­re Ge­sund­heit sowie Ern­ten. Die neue Bun­des­re­gie­rung muss schnellst­mög­lich eine na­tio­na­le Me­than-Min­de­rungs­stra­te­gie mit ver­bind­li­chen Re­duk­tion­zie­len in allen Sek­to­ren vor­le­gen. Me­than zu re­du­zie­ren ist eine der schnells­ten und ef­fek­tivs­ten Kli­ma­schutz­maß­nah­men über­haupt. Wir for­dern von der zu­künf­ti­gen Bun­des­re­gie­rung ef­fek­ti­ve So­fort­maß­nah­men zur Ein­däm­mung die­ser un­sicht­ba­ren Emis­sio­nen, klare Zu­stän­dig­kei­ten und mehr Kon­trol­len."

Neben Mo­ni­to­ring, So­fort­maß­nah­men und Kon­troll­be­hör­den ver­weist die DUH dar­auf, dass die neue EU-Me­than­ver­ord­nung zügig in na­tio­na­les Recht um­ge­setzt sowie über EU-Vor­ga­ben hin­aus­ge­hen muss - auch Bio­gas- und Klär­an­la­gen müs­sen be­rück­sich­tigt wer­den. Die Mes­sun­gen im Ber­li­ner Um­land, Bran­den­burg und Nie­der­sach­sen zei­gen: Wäh­rend mo­der-

ne und gut ge­war­te­te An­la­gen kaum Me­than emit­tie­ren, wei­sen viele äl­te­re An­la­gen er­heb­li­che Le­cka­gen auf. Auch an Klär­an­la­gen - wo Me­than als Haupt­be­stand­teil des Faul­ga­ses zur En­er­gie­ge­win­nung ge­nutzt wird - zei­gen sich bei man­gel­haf­ter War­tung er­höh­te Emis­sio­nen.

Axel Fried­rich, Pro­jekt­lei­ter des Emis­si­ons-Kon­troll-In­sti­tuts: "Un­se­re Mes­sun­gen zei­gen, dass die Größe einer An­la­ge kaum Ein­fluss auf die Höhe der Me­than­emis­sio­nen vor Ort hat, son­dern viel­mehr ihr tech­ni­scher Zu­stand und re­gel­mä­ßi­ge Kon­trol­len. Die Be­hör­den müs­sen end­lich aktiv wer­den. Ein­fa­che und so­fort um­setz­ba­re Maß­nah­men kön­nen den Me­tha­n­aus­tritt er­heb­lich re­du­zie­ren - das zei­gen un­se­re Mes­sun­gen deut­lich." Die neuen Daten de­cken zudem ein wei­te­res Pro­blem im länd­li­chen Raum auf: In Re­gio­nen mit in­ten­si­ver Tier­hal­tung, of­fe­ner Bio­mas­se­la­ge­rung und zahl­rei­chen un­dich­ten An­la­gen - etwa im Land­kreis Clop­pen­burg - ist die Me­than-Hin­ter­grund­kon­zen­tra­ti­on mess­bar er­höht. Die DUH hat ent­lang meh­re­rer Ki­lo­me­ter eine durch­schnitt­li­che Kon­zen­tra­ti­on von 2.316 ppb do­ku­men­tiert - etwa 15 Pro­zent höher als Ver­gleichs­wer­te aus dem Ber­li­ner Um­land mit rund 2.000 ppb.

Hin­ter­grund:
Be­reits im Ok­to­ber 2024 ver­öf­fent­lich­te die DUH erste Mes­sun­gen an Bio­gas­an­la­gen, einer Gas­ver­dicht­er­sta­ti­on sowie einem schwim­men­den LNG-Im­port­ter­mi­nal. An allen un­ter­such­ten An­la­gen wurde

ein si­gni­fi­kan­ter An­stieg der Me­than­kon­zen­tra­ti­on in der Um­ge­bungs­luft ge­mes­sen. Me­than ist eine Vor­läu­fer­sub­stanz für bo­den­na­hes Ozon - ein Reiz­gas, das zu Atem­wegs­er­kran­kun­gen führt und land­wirt­schaft­li­che Er­trä­ge min­dert. Al­lein in Deutsch­land

ster­ben laut Eu­ro­päi­scher Um­welt­agen­tur jähr­lich 3.300 Men­schen durch Ozon. Die Ern­te­ver­lus­te der Land­wirt­schaft in der EU sum­mie­ren sich auf zwei Mil­li­ar­den Euro jähr­lich.

Link:
Neue Methan-Messungen der DUH: Zum ersten Messbericht vom Oktober 2024: Webseite Methane Matters: methanematters.eu

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Quelle:
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)
Pressemitteilung, 14.04.2025
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030/25 89 86-0, Fax.: 030/25 89 86-19
Internet: www.duh.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 17. April 2025

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