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PRODUKT/174: Recyclingpapier auf dem Vormarsch (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 158 - Oktober/November 2010
Die Berliner Umweltzeitung

Recyclingpapier auf dem Vormarsch
In der deutschen Wirtschaft gewinnt es an Bedeutung

Von Tibor Jung


Ob nun in Indonesien, Skandinavien oder Kanada: Weltweit werden riesige Landstriche abgeholzt, um den Rohstoff für neues Frischfaser-Papier zu gewinnen. Die Hauptabnehmer sind natürlich, wie sollte es anders sein, die Industrieländer. So kommt es zustande, dass 70 Prozent des Weltverbrauchs von 15 Prozent der Weltbevölkerung erzielt werden. Im Jahr verbraucht jeder Deutsche durchschnittlich über 250 Kilogramm Papier, mit steigender Tendenz. Auf ganz Deutschland gerechnet ist das eine Menge von über 20 Millionen Tonnen Papierprodukten. Damit liegt Deutschland auf dem dritten Platz der weltweit größten Papierverbraucher, nach den USA und Japan.

Neben dem hohen Verbrauch ist aber auch das Herstellungsverfahren belastend für unsere Umwelt. Dabei bietet die Wiederverwendung von Altpapier nicht nur eine Lösung für das Rohstoffproblem. Auch in allen sonstigen Herstellungsbereichen ist sie weit ökologischer.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist recyceltes Papier heute kaum noch von Frischfaserpapier zu unterscheiden. Das graue Papier, welches Drucker zerstörte und auf dem Tinte verlief, gehört der Vergangenheit an. Zudem wird bei der Recyclingpapier-Herstellung im Vergleich zum Frischfaserpapier rund 60 Prozent an Wasser und Energie gespart. Niedrigere CO2-Emissionen und geringere Abwasserbelastungen durch Chemikalien runden die Bilanz ab. Es ist möglich, Altpapierfasern bis zu fünf Mal wiederzuverwenden. Dieses Potential wird mit ein bis zwei Wiederverwertungen derzeit noch fast nicht ausgenutzt. Das Recycling von Altpapier ist also, wissenschaftlich belegt, eine wirksame Maßnahme zur Schonung der natürlichen Ressourcen.

Laut einer aktuellen Studie der "Initiative Pro Recyclingpapier" gewinnt dieses Papier in der deutschen Wirtschaft immer mehr an Bedeutung. So wollen 40 Prozent der bereits Recyclingpapier verwendenden Firmen über ein Drittel mehr verwenden. Rund jede dritte Firma, die noch kein Recyclingpapier nutzt, will in Zukunft innerhalb der Büros auf die ökologische Alternative zurückgreifen. Aber auch die bisherigen Nichtverwender zeigen eine hohe Wechselbereitschaft.

Gründe dafür sind niedrigere Kosten und Druck von Seiten der Verbraucher und Mitarbeiter. Neben den möglichen Einsparungen darf nicht vergessen werden, dass eine Firma, die recyceltes Papier verwendet, damit eine gewisse Außenwirkung erzielt. In Zeiten des Nachhaltigkeitstrends kann man das Image also allein schon durch die Verwendung von umweltfreundlichem Papier aufbessern. Zu hoffen bleibt, dass diese Entwicklung voranschreitet und sich die Verwendung von Recyclingpapier weiterhin verbreitet.

Bei Schulheften gab es leider gegenläufige Entwicklungen. So ist nur noch jedes zehnte von den etwa 200 Millionen in Deutschland verkauften Schulheften aus recyceltem Material. Das war noch vor einigen Jahren anders und sollte auch dringend wieder so werden. Auch im privaten Bereich ist die Verwendung von Recyclingpapier noch nicht ausreichend verbreitet. Hier gibt es also noch viel zu tun.

www.papiernetz.de


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Abholzung riesiger Wälder für Frischfaser-Papier


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Quelle:
DER RABE RALF - 21. Jahrgang, Nr. 158, Oktober/November 2010, s. 20
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2010