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ARTENRAUB/315: Bericht wirft neues Schlaglicht auf Tierleid in der Wal- und Delphinjagd auf den Färöern (OceanCare)


OceanCare - News, 7. Februar 2023

Bericht wirft neues Schlaglicht auf Tierleid in der Wal- und Delphinjagd auf den Färöern


Auf den Färöern, einer autonomen Inselgruppe im Königreich Dänemark, werden seit Jahrhunderten bestimmte Wale und Delphine gejagt. OceanCare lehnt diese Praxis ab und ist wiederholt bei der Inselverwaltung und bei den zuständigen Behörden in Dänemark und auf EU-Ebene vorstellig geworden, um das Ende dieser Jagd zu verlangen. Doch die Regionalregierung stellte sich stets auf die Seite jener, die die Waljagd fortsetzen wollen.

Es ist sehr schwierig, unabhängig zu erheben, was bei den Jagden genau geschieht. Die Inseln liegen isoliert, die kleinen Gemeinden sind über zahlreiche Inseln verstreut und die Jagd findet an verschiedenen Orten statt.

Wir baten daher Dr. Andrew Butterworth um eine Analyse der Tierschutzaspekte der Jagden, die er anhand von frei im Internet verfügbarem Filmmaterial durchführte.

Dr. Andy Butterworth ist ein vielpublizierter unabhängiger Tierarzt und Tierschutzkonsulent und führt Forschung, Beratung und Analysen in den Bereichen Tierkrankheiten, Tierhaltung, Tierschutz und -gesetzgebung sowie Verhaltensbiologie sowohl in der Landwirtschaft als auch bei Wildtieren durch. Andy hat Tierschutzprojekte in vielen Teilen der Welt durchgeführt und ist Direktor von AWT, Animal Welfare Training. Zuvor war er Mitglied von ACOS (Advisory Committee on Organic Standards), EFSA AHAW (European Food Safety Authority, Animal Health and Welfare Panel) und UK Gov AWC (Animal Welfare Committee). Zu seinen Veröffentlichungen gehört das 2017 erschienene Buch «Marine Mammal Welfare - Human Induced Change in the Marine Environment and its Impacts on Marine Mammal Welfare». Dr. Butterworth hat auch Beurteilungen der Wal- und Delphinjagd in Japan veröffentlicht.

Dr. Butterworth zieht folgende Schlüsse aus seiner Untersuchung der Jagd - des so genannten «Grind» - auf den Färöern:

Die Tötungsmethode ist veraltet. In der Schlachtung landwirtschaftlich genutzter Tiere wurde die Methode der Durchtrennung des Rückgrats schon vor langer Zeit verboten. Die Jäger überprüften nicht, ob die Wale und Delphine nach der Rückgratdurchtrennung noch bei Bewusstsein waren, wie es ihre Anweisung vorschreibt.

Aus Tierschutzsicht ist es höchst problematisch, dass der Haken ins Blasloch eingeführt und das Tier damit gezogen wird. Offenbar wird bei allen vier Arten, die im Grind gejagt werden, dieselbe Tötungsmethode angewendet, obwohl es unwahrscheinlich ist, dass bei so unterschiedlich grossen Tieren dieselbe anatomische Anweisung in Bezug auf die Positionierung der Lanze angemessen ist.

Es scheint, dass die im Grind angewendeten und akzeptierten Tötungsmethoden auf einem weit tieferen Tierwohlstandard liegen als die auf den Färöern und in Dänemark vorgeschriebenen Schlachtungsmethoden bei landwirtschaftlich genutzten Tieren.

Der Bericht ist hier zu finden:
https://www.oceancare.org/wp-content/uploads/2023/02/Faroe-Islands-whale-hunt-Butterworth-final.pdf

Wir weisen darauf hin, dass es sich bei dem Filmmaterial, das der fachlichen Begutachtung der Tötungsszenen zugrunde liegt, um Material handelt, das bereits der Öffentlichkeit seitens anderer Quellen zugängig gemacht und veröffentlicht wurde.

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Quelle:
OceanCare - News, 7. Februar 2023
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 14. Februar 2023

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