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ATOM/034: Wartungsarbeiten - Ab 5. Mai 2012 funktioniert Japan ohne Atomstrom (Strahlentelex)


Strahlentelex mit Elektrosmog Report, Nr. 606-607/26. Jahrgang, 5. April 2012

Ab 5. Mai 2012 funktioniert Japan ohne Atomstrom



Seit dem 19. März 2012 erzeugt in Japan nur noch ein Atomkraftwerk (AKW) Strom. Die Fukushima-Betreibergesellschaft Tepco betreibt noch das AKW Kashiwazak-Kariwa in Niigata, in dem jetzt der Block 6 zur regulären Wartung heruntergefahren wurde. Damit läuft keines der AKW von Tepco mehr. Es ist geplant, am 5. Mai 2012 das letzte noch in Betrieb befindliche japanische AKW Tomari auf der nördlichen Insel Hokkaido zu Wartungsarbeiten herunterzufahren. Dann läuft in Japan bis auf weiteres kein einziges AKW mehr. Im Herbst 2011 wurde vor Flächenabschaltungen im Winter gewarnt, jetzt gibt es Warnungen vor schweren Stromversorgungsengpässen im Sommer. Bisher hat es trotz des Ausfalls von 53 von 54 AKW-Blöcken aber noch keine ernsthaften Engpässe gegeben. Natürlich mußten die Importe von Erdgas und Erdöl erhöht werden.

Dr. Hiroaki KOIDE vom Kyoto University Research Reactor Institute (KURRI), weist auf einen bemerkenswerten Sachverhalt hin. In der untenstehenden Abbildung ist beispielhaft die Entwicklung der installierten elektrischen Leistung der Kyushu Electric Power Co. Inc. über 30 Jahre dargestellt. In diese Säulengraphik hat Koide den maximalen Strombedarf als durchgezogene Linie eingetragen.

Es ist deutlich, daß über den gesamten Zeitraum bereits Wasserkraft und fossile Kraftwerke alleine den Strombedarf abgedeckt hätten. Die Kernkraftwerke waren völlig überflüssig. Inzwischen wird von mehreren japanischen Fachleuten dazu offen erklärt, daß es beim Aufbau der Kernkraftwerke auch in Japan primär darum ging, die Option zum Bau von Atomwaffen offenzuhalten.

Wie es auf lange Sicht weitergehen wird, ist aber noch nicht klar. In Japan müssen die Regierungen der Präfekturen der Wiederinbetriebnahme nach wartungsbedingten Abschaltungen der AKW zustimmen. Solche Zustimmungen wurden nach der Katastrophe in Fukushima nicht mehr erteilt. Es gibt inzwischen zahlreiche Initiativen der anwohnenden Bevölkerung, die die lokalen Regierungen unter Druck setzen, diese Zustimmung auch weiterhin nicht zu erteilen. Große Industrieunternehmen beginnen, eigene Kraftwerke aufzubauen. Erschwerend in der gegenwärtigen Umbruchsituation ist, daß es für Japan insgesamt (wie auch für Deutschland) kein schlüssiges Energiekonzept gibt.

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Grafik der Originalpublikation (weitere Angaben siehe dort):
Maximale installierte Stromleistung und maximaler Strombedarf bei der Kyushu Electric Power Co. Inc., Japan, dargestellt nach der Statistik der Federation of Electric Power Companies of Japan (FEPC), Verband der japanischen Elektrizitätswerke.
Stromerzeugung für den Eigenbedarf*
Erneuerbare Energien**
Kernenergie
Kohle, Öl und Erdgas***
Wasserkraft
Jahrgänge nach japanischer Zählung jeweils vom 01.04. bis 31.03. * Die Stromerzeugung für den Eigenbedarf enthält Wasserkraft, Verbrennung (Kohle, Öl und Erdgas) und Erneuerbare Energien, jedoch keine Kernenergie.
** Der Anteil der Erneuerbaren Energien ist insgesamt noch gering und deshalb in der Grafik zwischen der Stromerzeugung für den Eigenbedarf und der Kernenergie kaum zu erkennen.
*** Der Anteil von Kohle, Öl und Erdgas ist besonders groß, wobei das Öl dominiert.

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Quelle:
Strahlentelex mit Elektrosmog Report 4/2012, Seite 14-15
Herausgeber und Verlag: Thomas Dersee, Strahlentelex
Waldstr. 49, 15566 Schöneiche bei Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Mai 2012