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ARTENSCHUTZ/015: Sri Lanka - Habitat von Elefanten schrumpft, Weltbank fördert Schutzprojekte (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. Februar 2011

Sri Lanka: Habitat von Elefanten schrumpft - Weltbank fördert Schutzprojekte

Von Amantha Perera


Hambantota, Sri Lanka, 17. Februar (IPS) - In Südasien ist Kricket so populär wie in Deutschland Fußball. In diesem Jahr richtet Sri Lanka gemeinsam mit Indien vom 19. Februar bis 2. April die Weltmeisterschaften aus. Umweltaktivisten in dem Inselstaat wollen das große öffentliche Interesse dazu nutzen, für den Schutz der Elefanten zu werben. Hilfe kommt bereits von der Weltbank.

'Slumpy, der blaue Elefant' ist das Maskottchen der Meisterschaften, die in Sri Lanka an mehreren Orten ausgetragen werden. Dort dürfte 'Slumpy' auch einige echte Artgenossen treffen. In Hambantota, etwa 200 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Colombo, wurde erst kürzlich ein Kricketstadion gebaut. Außerdem gibt es dort einen neuen Hafen. Ein Flughafen, der Ausbau der Eisenbahnstrecke und mehrere Straßen sind in Planung.

Elefanten kommen Menschen oft sehr nahe - Bild: © Amantha Perera/IPS

Elefanten kommen Menschen oft sehr nahe
Bild: © Amantha Perera/IPS

Der rasante Ausbau der Infrastruktur verdrängt die Elefanten zunehmend aus ihrem angestammten Habitat. Die Dickhäuter ziehen daher häufig durch Ortschaften und kommen dort mit Menschen in Konflikt. Allein 2009 starben bei solchen Zusammenstößen mindestens 50 Menschen und mehr als 220 Elefanten.

Wie die Tierschützerin Manori Gunawardena kritisierte, befindet sich das neue Stadion mitten im Elefantengebiet. Dies zeige, dass Infrastrukturprojekte keine Rücksicht auf den Fortbestand der Elefanten-Populationen nähmen. Damit Wildtiere überleben könnten, müssen sich ihre Interessen in den Planungen wiederfinden, forderte sie im Gespräch mit IPS. "Elefanten in Nationalparks zu bringen, ist keine Lösung des Problems."

Die Umsiedlung der großen Tiere geht zudem nicht ohne Risiken vonstatten. Nachdem Ende vergangenen Jahres ein Bulle auf einem Transport starb, lagen ähnliche Vorhaben zunächst auf Eis.


Elefanten seit 80er Jahren massiv verdrängt

Nach Ansicht von Gunawardena sollte die Infrastrukturentwicklung von vornherein so angelegt sein, dass die Elefanten nicht in Bedrängnis kommen. Als in den achtziger Jahren das Zentrum und der Nordwesten des Landes einen Bauboom erlebten, wurde der Lebensraum für die Tiere knapp. "Das Mahaweli-Entwicklungsprogramm hat die Landschaft zerstückelt und den Tieren keine Bewegungsfreiheit mehr gelassen", beanstandete die Umweltaktivistin.

Nach wie vor kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Elefanten und Menschen, die manchmal einen Katz- und Maus-Spiel ähneln. Regelmäßig nähern sich die Dickhüter bei Anbruch der Dunkelheit dem Dorf Konwewa, das etwa 170 Kilometer von Colombo entfernt am Rand des Urwalds liegt. Sie trampeln dann durch die Reisfelder und überqueren eine Straße vor einem Militärstützpunkt. Die Bauern beschweren sich darüber, dass ihnen die Elefanten schlaflose Nächte bereiten.

Umweltschützer haben eine plausible Erklärung für das Verhalten der Tiere. Sie seien auf der Suche nach Nahrung, da sie nicht mehr zu ihren ehemaligen Futtergründen kämen. Die Weltbank will jedoch helfen, mit einem Pilotprojekt im Umfang von elf Millionen Dollar den Elefantenschutz auf eine neue Basis zu stellen. "Wir wollen Konflikte zwischen Elefanten und Menschen vermeiden und eine friedliche Koexistenz erreichen", sagte Sumith Pilapitiya, der für die Finanzorganisation tätig ist. "Wir wollen das Problem auch aus der Sicht der Tiere angehen."

Mitte 2011 sollen neun weitere Pilotprojekte im Süden und im Nordwesten Sri Lankas anlaufen. Pilapitiya sagte IPS, dass sich erstmals die Behörden für Tier- und Waldschutz gemeinsam für den Fortbestand der Elefanten einsetzen. Geplant sind Elektrozäune, mit denen an vielen Orten bereits Angriffe der Dickhäuter abgewehrt werden.

Bislang wurden solche Zäune vor allem an den Rändern von Nationalparks errichtet. Laut Pilapitiya überwinden die Elefanten häufig diese Hindernisse, um Futter in der Nähe menschlicher Siedlungen zu suchen. Neue Zäune sollten daher entlang der "ökologischen Grenzen" der Elefantengebiete gebaut werden und ihre Marschrouten berücksichtigen.


Schutz für Dörfer durch Elektrozäune

Wenn neue Infrastrukturprojekte begonnen würden, sollten nicht nur diese Gebiete, sondern auch umliegende Dörfer durch Elektrozäune abgeschirmt werden, erklärte der Weltbankexperte. Denn die Tiere ziehen weiter, wenn ihr Futter zur Neige geht.

Umweltorganisationen dringen darauf, dass die Verantwortlichen für die Bauprojekte auch die Kosten für den Schutz der Anwohner und der Tiere übernehmen, anstatt sie den Behörden aufzubürden. "In Gebieten, in denen seit Generationen Ureinwohner leben, gibt es kaum Zusammenstöße zwischen Elefanten und Menschen", sagte Pilapitiya.

Jayantha Jayewardene von der 'Asian Elephant Specialist Group' befragte zahlreiche Hinterbliebene von Opfern der Elefantenattacken. Die meisten Todesfälle wären vermeidbar gewesen, meinte er. In mehr als 60 Prozent der Fälle hätten betrunkene Männer die Tiere provoziert. Wenn ein Elefant einen Menschen mit seinem Rumpf ramme, sei er tot, erklärte Jayewardene. Wenn alle Dorfbewohner über diese Gefahren aufgeklärt seien, würden sie ihnen nachts künftig aus dem Weg gehen. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.asesg.org/
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http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=54479

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IPS-Tagesdienst vom 17. Februar 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2011