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ARTENSCHUTZ/037: Walschutz bleibt auf der Strecke, Korruption im IWC wird erschwert (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Montag, 18. Juli 2011 / Wasser & Meere

Walschutz bleibt auf der Strecke, Korruption im IWC wird erschwert


Vergangenen Donnerstag endete die 63. Konferenz der Internationalen Walfangkommission IWC mit einem Eklat. Vertreter von Walfangländern wie Island, Japan und Norwegen hatten nach Angaben des WWF für mehrere Stunden den Saal verlassen und so eine Abstimmung über ein Schutzgebiet im Südatlantik boykottiert.

Zwar wurde ein Maßnahmenpaket für mehr Transparenz und weniger Korruption beschlossen, um Stimmenkäufe von Delegierten zu verhindern, dennoch sei der internationale Walschutz ein weiteres Mal am Widerstand der Pro-Walfangstaaten gescheitert, wie der WWF mitteilte. "Über Schutzgebiete wurde ohne Ergebnis debattiert und andere Bedrohungen wurden erst gar nicht thematisiert", sagte Artenschutzexperte Volker Homes. Weder sei eine internationale Meldepflicht für Schiffskollisionen beschlossen worden, noch hätten die Staaten zur Lärmbelastung der Ozeane, dem Abbau von Bodenschätzen oder der Beifang-Problematik auch nur gesprochen.

Kritik an der Tagung kam auch von der Whale and Dolphin Conservation Society (WDCS). Denn die eigentlichen Walfangaktivitäten Islands, Norwegens und Japans waren kein Thema. "Die Walfangkommission wäre gut beraten, sich dem Problem der jährlichen Tötung Hunderter Wale und dem zunehmenden Handel mit Walprodukten zu widmen", sagte WDCS-Sprecher Nicolas Entrup. Die WDCS und die Environmental Investigation Agency (EIA) hatten einen umfassenden Bericht über das Ausmaß des Handels mit Produkten gefährdeter Finnwale und Zwergwale vorgelegt. Der Bericht belege unter anderem, dass Islands Regierung wissentlich Ausfuhrgenehmigungen erteilt hat, die gegen internationales Recht verstoßen. Island hat eien Antrag auf EU-Mitgliedschaft gestellt.

Thema der 63. IWC-Tagung war auch ein britischer Vorschlag, die Zahlungsweise von Mitgliedsbeiträgen der Vertragsstaaten zu reformieren, einen transparenteren Umgang mit Informationen einzuführen sowie die Partizipation von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in Verhandlungen zu fördern. Die EU-Staaten unterstützten dies zwar, strichen aber auf Druck von Dänemark, das 2012 die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, die Partizipation von NGOs.

Die 64. Jahrestagung soll 2012 in Panama stattfinden. Walschützer erwarten "einen heißen Tanz" um die Einrichtung des Walschutzgebietes im Südatlantik und die alle fünf Jahre anstehende Erneuerung von Walfangquoten für indigene Völker. [hmp, jg]


WWF-Pressemitteilung
http://www.wwf.de/presse/details/news/walschutz_gescheitert_mal_wieder/

WWF-Positionspapier zur 63. IWF-Tagung
http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/pdf_neu/WWF%20Position%20Statement%20IWC63FINAL.PDF

WDCS-Reaktion
http://www.wdcs-de.org/news.php?select=1018


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Quelle:
EU-News, 18.07.2011
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juli 2011