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FISCHEREI/006: Senegal - "Ausländische Boote plündern unsere Fanggründe aus", Fischer machen mobil (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. April 2011

Senegal: "Ausländische Boote plündern unsere Fanggründe aus" - Fischer machen mobil

Von Souleymane Faye


Dakar, 5. April (IPS) - Senegals Berufsfischer gehen auf die Barrikaden. Sie werfen der Regierung in Dakar vor, trotz schwindender Fischbestände in senegalesischen Hoheitsgewässern der ausländischen Konkurrenz zu viele Fanglizenzen zu verkaufen und dadurch die einheimische Fischwirtschaft in Existenznot zu bringen.

"Seit März fischen 22 Trawler aus Russland, Mauritius, Belize, der Ukraine und den Komoren in senegalesischen Gewässern", berichtete Dougoutigui Coulibaly, der Generalsekretär des senegalesischen Reeder- und Fischerverbandes (GAIPES). Seine Organisation ist Wortführer der einheimischen Fischer.

Der Verband spricht vom Ausverkauf der maritimen Ressourcen und besteht darauf, dass das Fischereiministerium die ihrer Ansicht nach illegalen Lizenzen für unter fremder Flagge segelnde Fangboote annulliert. Eine für den 31. März in Dakar geplante Protestdemonstration der Berufsfischer hatte die Regierung verboten.

Schützenhilfe erhalten Senegals Fischer von der Umweltschutzorganisation 'Greenpeace Africa'. Wegen drohender Überfischung fordert Greenpeace ebenfalls eine Rücknahme der Fanglizenzen für Ausländer, weil sie die Senegalesen um ihr Hauptnahrungsmittel bringen.


600.000 Existenzen bedroht

Der Soziologe Amadou Chérif Diagne, der im Norden Senegals in Saint-Louis in einem Fischerviertel lebt, warnt vor den schwimmenden Fischfabriken auf hoher See. Sie beschleunigten die Ausplünderung der Fischgründe und bedrohten die wirtschaftliche Existenz von 600.000 Menschen, meinte er.

Auch Sada Fall, der Generalsekretär des Nationalverbands senegalesischer Berufsfischer (CNPA), hat die Regierung in Dakar aufgefordert, keine weiteren Fanglizenzen auszustellen. "Sie werden zum Todesurteil für die einheimische Fischerei", klagte er.

Für Senegal mit seiner 500 Kilometer langen Atlantikküste ist die Fischerei einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige. Sie beschäftigt rund 600.000 Menschen, acht Mal mehr als der gesamte Staatsapparat mit seinen mehr als 75.000 Bediensteten. Fisch und Fischereiprodukte machen über 28 Prozent des Exportvolumens aus.

Die Regierung weist die vielstimmige Kritik zurück. GAIPES übertreibe, sagte Matar Sambou, Chef der zuständigen Kontrollbehörde, IPS. "Seit März haben wir lediglich elf oder zwölf Fangschiffen Lizenzen erteilt, und zwar für zwei Monate. Die sechs ausländischen Fangschiffe, die 2010 Lizenzen für vier Monate erhalten hatten, haben unsere Gewässer nach Ablauf der Vertragszeit verlassen."


35 Dollar pro Tonne Fisch für den Staat

"Der souveräne Senegal hat sich zum Nutzen der Staatskasse dafür entschieden, einen Teil seiner Meeresressourcen mit Anrainerstaaten zu teilen", betonte das Fischereiministerium in einer Stellungnahme. Für jede Tonne Fisch, die ausländischen Fangschiffen in senegalesischen Hoheitsgewässern ins Netz geht, kassiert der Staat 35 US-Dollar. Die Fangmenge wird von senegalesischen Experten an Bord kontrolliert.

Die im CNPA organisierten Fischer sind entschlossen, Widerstand zu leisten, falls die Regierung die Fanglizenzen für Ausländer nicht kassiert. "Was immer es kostet: Wir werden die Trawler verfolgen und aus unseren Gewässern verjagen" kündigte Verbandschef Fall an. In seiner Berufsvereinigung mit Sitz Saint-Louis sind 15.000 Mitglieder mit einer Flotte von etwa 2.800 seetüchtigen Pirogen organisiert. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.loffice.sn/SAER-SECK-PRESIDENT-DU-GAIPES.html
http://www.greenpeace.org/africa/fr
http://www.ipsinternational.org/fr/_note.asp?idnews=6452

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 5. April 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. April 2011