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FISCHEREI/151: EU-Fischereirat beschließt Quoten für Tiefsee 2017 und 2018 (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - Dienstag, 15. November 2016 / Wasser & Meere

Fischereirat beschließt Quoten für Tiefsee 2017 und 2018


Die EU-FischereiministerInnen haben sich am Montag abend auf Gesamtfangmengen (TACs) und Quoten für Tiefseehaie, Schwarzen Degenfisch, Rote Fleckbrasse sowie andere sensible Tiefseearten im Nordostatlantik geeinigt. Insgesamt darf weniger gefischt werden. Verbände kritisieren, dass die Quoten die Überfischung nicht verhindern.

Der Fischereirat beschloss für die meisten Arten eine Reduzierung der Fangmengen und -quoten, um eine weitere Überfischung zu verhindern. Tiefseefischarten stellen etwa ein Prozent der Fangmengen, die im Nordostatlantik angelandet werden.

Die Umweltverbände Seas at Risk, Deep Sea Conservation Coalition und Bloom reagierten enttäuscht auf die vom Fischereirat erlaubten Quoten. Sie seien höher als durch WissenschaftlerInnen empfohlen und könnten damit eine Überfischung nicht verhindern. Darüber hinaus kritisierten sie die Entscheidung, Rundnasen-Grenadiere überhaupt weiter zu fangen, denn diese Art stehe seit 2015 auf der Roten Liste der Internationalen Naturschutzunion (IUCN).

Die meisten Tiefseearten leben lange und wachsen nur sehr langsam. Deshalb sind sie durch Fangtätigkeiten besonders gefährdet, gerade wenn lokal in der Laichzeit gefischt wird. Granatbarsch-, Blauleng- und Kaiserbarschbestände sind stark gefährdet. Im Juni 2016 war ein Gutachten des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) mit einer Analyse über den Zustand der Tiefseearten veröffentlicht worden. Allerdings weist dieses erhebliche Lücken auf, da Tiefseearten äußerst schwierig zu beforschen sind und wenig Daten vorliegen. Auch der Wissenschafts-, Technik- und Wirtschaftsausschuss für Fischerei (STECF) hat Empfehlungen abgegeben.

Umweltverbände wie der WWF warnen vor einer "Unterwasserwüste", wenn die Überfischung der Tiefsee weiter geht. Darüber hinaus seien die Fischereipraktiken wie Grundschleppnetzfischerei und anderem schweren Gerät zerstörerisch und gefährdeten Korallen, Schwämme und Lebensgemeinschaften am Grund der Meere.

Die MinisterInnen haben außerdem über den Vorschlag der Kommission zur Festlegung eines Mehrjahresplans für Grundfischbestände in der Nordsee diskutiert. Eine Entscheidung darüber erfolgt aber erst später. [jg]


Pressemitteilung des Fischereirates
http://www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2016/11/14-deep-sea-stocks-agreement-catch-limitations-2017-2018/

Pressemitteilung von Seas at Risk, DSCC, Bloom
http://www.seas-at-risk.org/16-fisheries/688-fisheries-council-s-reduction-in-deep-sea-fishing-quotas-will-not-avoid-overfishing.html

Hintergrundseiten des WWF
http://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/fischerei/ueberfischung/tiefseefischerei/

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Quelle:
EU-News, 15.11.2016
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2016

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