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GLOBAL/026: Zweifelhafter "Green Development Mechanism" angedacht (ROBIN WOOD-Magazin)


ROBIN WOOD-Magazin Nr. 107/4.2010
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie

Spiel's noch einmal, Sam

Von Regine Richter


Ähnlich wie beim Klimaschutz geht es bei der Biodiversität um viel Geld und damit um die Frage "Wer soll das bezahlen?". Statt beim Klimaschutz zu schauen, was schlecht funktioniert und deshalb bei der Biodiversität vermieden werden sollte, wird dort vorgeschlagen, einen Green Development Mechanism (GDM) einzuführen, um Geld zu beschaffen. Frei nach dem Motto: "Wir kopieren, was schon beim Klimaschutz nicht funktioniert". Wir erinnern uns: Der Clean Development Mechanism des Kyoto-Protokolls soll den Industrieländern helfen, kostengünstig ihre CO2-Reduktionsziele zu erreichen, indem sinnvolle Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern unternommen werden, die dort billiger realisierbar sind. Das eingesparte CO2 können sich die Industrieländer anrechnen, indem sie zertifizierte Emissionsreduktionen (CER certified emission reductions) einkaufen.

Viele der Ausgleichprojekte, die als CDM-Projekte anerkannt werden, sind jedoch sehr zweifelhaft, etwa, wenn Müllverbrennungsanlagen Zertifikate erhalten, die kleine Abfallvermeidungsprojekte killen, die Methanbildung verhindert hätten, was auch gut für den Klimaschutz gewesen wäre. Oder wenn Projekte, die schon lange geplant waren, als CDM-Projekte anerkannt werden, obwohl sie keinesfalls zusätzliche Emissionen einsparen. Oder wenn die Entwicklungs- und Schwellenländer, in denen die Klimaschutzmaßnahmen realisiert werden, durch die CDM-Maßnahmen besondere Anreize haben, zunächst einmal hohe Emissionen zu produzieren, die dann über CDM-Projekte eingespart werden sollen. Nun also das alles auch bei der Biodiversität? Statt Biotopschutz in Europa neue Schutzgebiete in Südländern? Die dann möglicherweise zunächst einmal existierende Schutzgebiete aufheben würden, um sich deren Wiedereinrichtung finanzieren zu lassen? Und wie viel mehr wert ist ein Hektar Amazonas im Vergleich zu einem popeligen deutschen Feuchtgebiet? Händler, die Carbon Credits handeln, würden wohl auch Biodiversity Credits handeln. Dem Schutz der Biodiversität wäre damit jedoch kaum geholfen.

Regine Richter, Berlin, regine@urgewald.de


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Was hat einen höheren Wert? Ein Hektar Amazonas Urwald oder ein deutsches Schutzgebiet?


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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 107/4.2010
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Dezember 2010