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GLOBAL/157: Überblick Biodiversität post-2020 (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - 27.03.2019 / Service & Termine

Überblick: Biodiversität post-2020


Was steht in diesem Jahr auf der Agenda für Artenvielfalt und Biodiversitätsschutz? Das unabhängige politische Forschungsinstitut IDDRI, das auch als Dialogplattform fungiert, hat eine Zusammenstellung der wichtigsten Themen auf der Biodiversitätsagenda veröffentlicht. Auch das UN-Umweltprogramm hat eine "post2020-Timeline" herausgegeben.

Ende 2020 in China soll das globale Biodiversitätsmanagement auf neue Füße gestellt werden: Die Vertragsstaaten der UN-Konvention über biologische Vielfalt (CDB) beschließen auf der COP15 einen neuen Politikrahmen. Das will vorbereitet sein. Mehrere große diplomatische, wissenschaftliche und (geo-)politische Veranstaltungen stehen 2019 an, um die drängendsten Fragen zu beantworten, vor allem: Wie können wir weltweit die Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt verstärken?

Aufnahme von Verhandlungen über den Rahmen für die biologische Vielfalt nach 2020

Das Jahr 2019 ist entscheidend für die Vorbereitung und Mobilisierung für die Zeit nach 2020. Der "globale post-2020-Biodiversitätsrahmen" soll den bisherigen Strategieplan 2011-2020 und die 2010 in Nagoya (Japan) verabschiedeten Aichi-Ziele (1) ersetzen. Seit Januar gibt es weltweit eine Reihe von Regionalkonsultationen (2): in Nagoya Ende Januar für den Raum Asien-Pazifik, in Bonn (Deutschland) Mitte März für Westeuropa, in Addis Abeba (Äthiopien) Anfang April für Afrika, in Belgrad (Serbien) Mitte April für Mittel- und Osteuropa, in Montevideo (Uruguay) Mitte Mai für Lateinamerika.

Bei diesen Treffen sollen die StaatsvertreterInnen jeder Region sowohl die wichtigsten Errungenschaften der derzeitigen Rahmenbedingungen, die beibehalten werden sollten, als auch mögliche innovative Wege für die Zeit nach 2020 herausarbeiten.

Auf der geplanten Konferenz in Trondheim (3) (Norwegen) im Juli sollen ExpertInnen und Entscheidungsebenen informell die Analysen und Vorschläge so aufbereiten, dass sie in die offiziellen Verhandlungen einfließen können. Danach starten die Verhandlungen.

Das erste Treffen der CBD-Arbeitsgruppe sollte Ende August stattfinden, gefolgt von einem zweiten Treffen im November, sowie das Treffen des wissenschaftlich-technischen Ausschusses (Subsidiary Body on Scientific, Technical and Technological Advice - SBSTTA): Spätestens hier werden Spannungsfelder, Gegensätze und Koalitionen offen zu Tage treten.

Update und Zusammenfassung der wissenschaftlichen Erkenntnisse

Ende April findet in Frankreich die 7. Vollversammlung der Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) [4] statt. Während dieser Sitzung soll - erstmals seit 2005 - die globale Bewertung von Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen präsentiert werden.

Hunderte von WissenschaftlerInnen bereiten dies vor und sollen damit Klarheit über den globalen Zusammenbruch der biologischen Vielfalt schaffen. Deren Schlussfolgerungen müssen bei der politischen Umsetzung berücksichtigt werden. Insbesondere wird der Bericht zweifellos zeigen, dass die "Krankheiten", die die biologische Vielfalt betreffen, ebenso bekannt sind wie ihre Ursachen. Beispielsweise könnten sich daraus konkrete Verpflichtungen in Bezug auf Menge und Art des Pestizideinsatzes in Europa entwickelt werden.

Die Veröffentlichung dieses Berichts sollte auch die politische Dynamik rund um die biologische Vielfalt stärken und die auf der COP14 gestarteten Maßnahmen (Action Agenda (5)) mit konkreten Initiativen voranbringen.

Darüber hinaus werden Biodiversitätsthemen in diesem Jahr auch in den Klimagesprächen stark präsent sein. Sogenannte naturbasierte Lösungen ("Nature-Based Solutions" - NBS) (6) [1] sollen auf dem UN-Klimagipfel im September vorangetrieben werden. NBS werden wohl auch im Zentrum des Zwischentreffens in Costa Rica zur Vorbereitung der nächsten Klima-COP und wahrscheinlich Thema bei der COP25 in Chile im Dezember sein. Dabei sollen die Perspektiven der Klima- und der Biodiversitätsakteure herausgearbeitet werden, damit diese in den kommenden Jahren zusammenarbeiten, statt sich - wie es derzeit oft der Fall ist - weiterhin gegenseitig zu ignorieren.

Nationale und EU-Ebene

Nicht zuletzt muss auch jeweils auf nationaler und EU-Ebene analysiert werden, welche Fortschritte gemacht wurden und welche Prioritäten bei der nationalen Umsetzung gesetzt werden.

Die nächsten Schritte der EU-Biodiversitätspolitik (7) beginnen laut Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission mit der Bewertung der EU-2020-Strategie für die Biodiversität. Im März 2019 startet eine Studie, außerdem sollen 2019 und 2020 Konsultationen stattfinden:

  • Biodiversitätskonferenz (23. bis 24. Mai 2019)
  • Online Konsultation (2. bis 3. Quartal 2019)
  • Interviews in zehn Mitgliedstaaten
  • Konferenz zu vorläufigen Ergebnissen: Mitte 2020
  • Ein gebündelter Gesamtbericht der EU-Kommission: Ende 2020
  • Beschluss einer globaler Biodiversitätsagenda nach 2020: Ende 2020.

[jg]


vollständiger IDDRI-Artikel (Englisch)
https://www.iddri.org/en/publications-and-events/blog-post/what-2019-agenda-biodiversity

Offizielle CBD post-2020 Website
https://www.cbd.int/post2020/

Zum Weiterlesen: zusammenfassender Bericht über den ersten Biodiversitäts-Workshop vom 9. bis 10. Oktober 2018 in Peking: Perspectives on CBD implementation and options for the post-2020 global biodiversity framework
https://www.iddri.org/en/publications-and-events/report/perspectives-cbd-implementation-and-options-post-2020-global

[1] Die Weltnaturschutzunion IUCN definiert Nature-Based Solutions als "Maßnahmen zum Schutz, nachhaltigen Umgang und zur Wiederherstellung natürlicher oder veränderter Ökosysteme, die gesellschaftliche Herausforderungen effektiv und anpassungsfähig angehen und sowohl dem menschlichen Wohlergehen als auch der Artenvielfalt dienen."

(1) https://www.cbd.int/sp/
(2) https://www.cbd.int/post2020/
(3) https://trondheimconference.org/
(4) https://www.ipbes.net/event/ipbes-7-plenary
(5) https://www.cbd.int/cop/cop-14/annoucement/nature-action-agenda-egypt-to-china-en.pdf
(6) https://www.un.org/en/climatechange/un-climate-summit-2019.shtml
(7) https://enrd.ec.europa.eu/sites/enrd/files/ws34_biodiversity_dg-env_kovacevic.pdf

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Quelle:
EU-News, 27.03.2019
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2019

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