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KLIMA/054: Entwicklungsländer preschen vor - Umfangreiche CO2-Reduktionszusagen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. April 2011

Klima: Entwicklungsländer preschen vor - Umfangreiche CO2-Reduktionszusagen

Von Marwaan Macan-Markar


Bangkok, 8. April (IPS) - Unter Führung von Indonesien haben 48 Entwicklungsländer umfangreiche Zusagen für eine freiwillige Verringerung ihrer Treibhausemissionen bis 2020 angekündigt. Wie die indonesischen Unterhändler auf der Klimakonferenz vom 3. bis 8. April in der thailändischen Hauptstadt Bangkok erklärten, ist Jakarta fest entschlossen, seine CO2-Emissionen bis 2020 um 26 Prozent unter das Niveau von 1990 abzusenken. Zu einer Reduktion von 41 Prozent wäre das bevölkerungsreichste muslimische Land bereit, wenn es in den Genuss der von den Industriestaaten in Aussicht gestellten Entwicklungshilfe käme.

Der Vorstoß Indonesiens auf der ersten von drei Konferenzen im Vorfeld des UN-Klimagipfels im südafrikanischen Durban Ende November, ist aus zwei Gründen bemerkenswert. So steht das Land nach China, USA, Indien und Brasilien an fünfter Stelle, was die CO2-Emissionsmenge angeht. Zudem hatte es nach dem UN-Klima-Gipfel 2007 auf der Ferieninsel Bali erklärt, im Kampf gegen den Klimawandel allein auf einen Rückgang der Entwaldung zu setzen.

Auch kleinere Entwicklungsländer wie die Malediven, Bhutan, Papua-Neuguinea und Costa Rica wollen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Malediven, ein Inselarchipel im Indischen Ozean, gelten Klimaexperten mit ihrer Zielsetzung, bis 2020 klimaneutral zu werden, als leuchtendes Vorbild. Auch der Inselstaat hofft auf Unterstützung in Form ausländischer Entwicklungshilfe. Er betont den freiwilligen Charakter seines Angebots und will seine Zusage auch nicht von ausländischer Unterstützung abhängig machen.


Entwicklungsländer machen Druck

"Die meisten dieser Entwicklungsländer wollen zum einen zeigen, was sie selbst zu tun bereit sind, zum anderen den Industriestaaten signalisieren, dass sie von ihnen größere Emissionseinschnitte erwarten", sagte Marion Vieweg von 'Climate Analytics' in Potsdam. "Von der politischen Warte aus gesehen ist dies ein kluger Schachzug."

Die Bangkoker Gespräche zeigen, dass es inzwischen eine Bruchlinie gibt zwischen den Industrieländern als Verursachern des Klimawandels und den Entwicklungsländern, die die Folgen des Klimawandels am stärksten zu spüren bekommen. Umweltdiplomaten aus den Mitgliedsländern der Gruppe der 77, der mit 130 Milgliedsländern größten Vereinigung der Länder des Südens, setzen ihre Verhandlungspartner aus den reichen Staaten zunehmend unter Druck, damit diese ihren Verpflichtungen nachkommen, die ihnen in einer zweiten Phase des Kiotoprotokolls ab 2013 abverlangt werden sollen.

Das Kioto-Protokoll von 1997 ist das einzige internationale Abkommen, das seit Inkrafttreten 2005 37 Industriestaaten und die Europäische Union zur Einhaltung verbindlicher Klimaziele verpflichtet. Die erste Phase des Protokolls - ein Eckpfeiler der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) - läuft 2012 aus. Bis dahin müssen die Industriestaaten ihre Treibhausgasemissionen um fünf Prozent unter das Niveau von 1990 gedrückt haben.

"Wir wollen von den Industriestaaten hören, dass sie sich an die Vorgaben der zweiten Phase des Kioto-Protokolls halten werden", sagte Pablo Solon Romero Oroza, Leiter der bolivianischen Delegation in Bangkok in einer Diskussionsrunde über die Zukunft des Protokolls. "Entwicklungsländer tun mehr für die Verringerung der Emissionen, ohne dass sie dazu verpflichtet wären, als die Industriestaaten."


Trübe Aussichten

Die Aussichten, dass die Industriestaaten in der zweiten Phase des Kioto-Protokolls ihren Verpflichtungen nachkommen und noch größere Mengen CO2 als bisher einsparen, sind trübe. Doch entsprechende Zusagen seien entscheidend, meinte Rajani Ranjan Rashmi, Mitglied des indischen Verhandlungsteams. "Sie sind das Sprungbrett, um voranzukommen. Größere Ambitionen sind erforderlich."

Was den derzeitigen Verhandlungsstand angeht, so sind die Industriestaaten nur bereit, zwischen zehn bis 15 Prozent ihrer Emissionen bis 2020 unter den Stand von 1990 zu drücken. Der Weltklimarat aus renommierten Wissenschaftlern hält jedoch Reduktionen zwischen 25 bis 40 Prozent für erforderlich, um eine Umweltkatastrophe zu verhindern. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.climateanalytics.org/
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. April 2011