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KLIMA/116: Klimakiller Kohle - Deutsche Banken auf Top-Plätzen im Investitionsranking (urgewald)


Gemeinsame Pressemitteilung von urgewald und der klima-allianz deutschland - 30. November 2011

Klimakiller Kohle: Deutsche Banken auf Top-Plätzen im Investitionsranking

Deutsche Bank, HypoVereinsbank, Commerzbank, Allianz, WestLB und LBBW investieren Milliarden in Kohle


Berlin, 30. November 2011. Die Deutsche Bank zählt zu den weltweit sechs Banken, die am stärksten in die klimaschädliche Kohle investieren. Auch die UniCredit/HVB, die Commerzbank, die Allianz sowie die beiden Landesbanken WestLB und LBBW sind jeweils mit Milliardensummen im Abbau oder bei der Verbrennung von Kohle engagiert. Dies geht aus der heute in Durban, Berlin und Nijmegen veröffentlichten Studie "Bankrolling Climate Change" hervor.

Kern der Studie ist ein Ranking von 93 Banken, die weltweit mit den größten Beträgen an der Finanzierung von Kohleprojekten beteiligt sind. Mit einem Kohleportfolio von 16,5 Milliarden Euro führt die US-Bank JP Morgan Chase das Ranking an. Die Deutsche Bank folgt mit einem Engagement von 11,5 Milliarden Euro an weltweit sechster Stelle. Betrachtet man nur das Engagement im Kohlebergbau, steht die Deutsche Bank weltweit sogar an zweiter Stelle. Insgesamt fallen in dem Ranking 20 deutsche Banken als Klimasünder auf.

"Wir haben die Kohlefinanzierung untersucht, weil Kohlekraftwerke die größte Quelle für CO2-Emissionen sind", erklärt Heffa Schücking von urgewald, Hauptautorin der Studie. "Erschreckenderweise zeigt unsere Untersuchung, dass sich die Kohlefinanzierung seit Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls fast verdoppelt hat, obwohl die katastrophalen Folgen des Klimawandels immer offensichtlicher werden", so Schücking.

"Geld für Kohle: Seit dem Kyoto-Protokoll ist das unentschuldbar"

Neben den drei großen Privatbanken Deutsche Bank, Unicredit/HVB und Commerzbank sind in dem Ranking von Kohleinvestoren auch Landesbanken und die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie zahlreiche Kreditinstitute aus dem Sparkassen- und Genossenschaftssektor prominent vertreten. Allein die Landesbanken investierten seit 2005 rund 4,4 Milliarden Euro in den Kohlesektor (s. PDF-Link unten, Seite 5).

"Wir haben ganz bewusst die Investitionstätigkeit der Banken seit dem Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls im Jahr 2005 untersucht: Seitdem kann es keinerlei Entschuldigung mehr geben, noch weiter in Kohle zu investieren. Unsere Zahlen belegen, dass die Nachhaltigkeitserklärungen deutscher Banken zum Thema Klima nur heiße Luft sind", sagt Schücking. So bezeichnet sich die Deutsche Bank als "Klimabotschafter", die Unicredit/HVB "bekräftigt ihr Engagement zur Erreichung der im Kyoto-Protokoll erreichten Ziele", und die Commerzbank schreibt auf ihrer Webpage: "Klimawandel erfordert entschlossenes Handeln."

Besonders absurd erscheint das Geschäftsgebaren der KfW. Die staatliche Bank, die aus Klimaschutzgründen beispielsweise Solaranlagen oder Wärmedämmungen fördert, ist mit insgesamt rund 540 Millionen Euro im Kohlesektor engagiert. Dabei heißt es auf der Webpage der KfW: "Dem Klimawandel nichts entgegenzusetzen und weiterzumachen wie bisher (...) würde fundamental gegen Menschheitsinteressen verstoßen. Nur grundlegendes, schnelles und gemeinsames Umsteuern kann die schlimmsten Folgen verhindern."

Die KfW und andere staatliche Förderbanken verteidigen ihr Engagement im Kohlesektor häufig mit der Begründung, sie investierten in Kraftwerke mit besonders hohem Wirkungsgrad. Unterschlagen wird dabei jedoch, dass es sich häufig um gigantisch dimensionierte Kraftwerke handelt und dass selbst das modernste Kohlekraftwerk in seinem Lebenszyklus Hunderte Millionen Tonnen CO2 freisetzt. So wird allein das von der KfW unterstützte 4.800 MW Kohlekraftwerk Kusile in Südafrika den CO2 Ausstoß des südafrikanischen Energiesektors um fast 13 Prozent steigern.

Mit der Studie liegt erstmals eine umfassende Untersuchung darüber vor, wie international führende Banken zum Klimaproblem beitragen. "Nun können sich die Banken nicht mehr hinter schönen Klimaworten verstecken, sondern ihre Kohle-Portfolios sind erstmals vergleichbar", so Schücking. Die Studie wurde gemeinsam von der deutschen NGO urgewald, den beiden NGOs groundWork und Earthlife Africa aus Südafrika und dem internationalen NGO-Netzwerk BankTrack mit Sitz in Nijmegen veröffentlicht.

NGOs nehmen zunehmend die Finanzierung ins Visier

Mit der Studie wollen die Organisationen nun Druck auf die Banken ausüben. "Pläne für neue Kohlekraftwerke und Kohleminen treffen weltweit auf entschlossenen Widerstand. Dieser Widerstand richtet sich zunehmend auch gegen Banken. Wer also neue Kohlekraftwerke finanziert, holt sich den Protest vor die eigene Bankzentrale", erläutert Mona Bricke von der Anti-Kohlekampagne der klima-allianz deutschland, einem Netzwerk von mehr als 110 deutschen Verbänden, Kirchen und NGOs. "Wenn Banken verantwortliche Klimaakteure werden wollen, müssen sie aufhören, Kohle zu finanzieren und ihr Portfolio hin zu Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz ändern", so Bricke.


Hintergrundinformationen zur Studie "Bankrolling Climate Change" finden Sie hier:
http://www.die-klima-allianz.de/wp-content/uploads/2011/11/PM_Banken-Kohleinvestments_111130.pdf

Die komplette Studie ist online auf der urgewald-Webpage
http://urgewald.org verfügbar.


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Quelle:
Pressemitteilung, 30.11.2011
Herausgeber: urgewald e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2011