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KLIMA/210: Dominica - Klimawandel erhöht Flutgefahr, Flüsse trocknen aus (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH - IPS-Tagesdienst vom 20. Dezember 2012

Dominica: Klimawandel erhöht Flutgefahr - Flüsse trocknen aus

von Desmond Brown

Früher ein Tauchgelände, heute ein Rinnsal: der Roseau-Fluss im Karibikstaat Dominica - Bild: © Desmond Brown/IPS

Früher ein Tauchgelände, heute ein Rinnsal: der Roseau-Fluss im Karibikstaat Dominica
Bild: © Desmond Brown/IPS

Roseau, Dominica, 20. Dezember (IPS) - Seit fast 60 Jahren lebt der 80-jährige Rupert Lawrence in Roseau, der Hauptstadt des Karibikstaates Dominica. Wie die meisten Besucher der Insel fasziniert ihn, dass ein Fluss durch das Zentrum fließt. Doch im Laufe der Jahre ist der Roseau zu einem Rinnsal verkümmert, in dem man nicht einmal mehr schwimmen kann.

Wie alle anderen Gewässer Dominicas trockne auch dieser Fluss aus, warnt Bernard Wiltshire, der Gründer der Umweltorganisation 'Waitkbuli Ecological Foundation' (WEF). Als Grund sieht er die achtlose Landnutzung. "Früher konnten wir von der Brücke in den Fluss springen. 1980 saßen wir auf der Mauer und hielten unsere Füße ins Wasser", erinnert er sich.

Mehr als 30 Jahre später hat der Roseau laut Wiltshire "weit mehr als zwei Drittel seines Wassers verloren. Ähnliches geschieht auch in anderen Teilen der Insel". Der etwa zehn Kilometer von der Hauptstadt entfernte Layou, der früher der größte Fluss des Landes war, sei nur noch "eine Sandbank".

Nach Angaben des ehemaligen nationalen Katastrophenschutzbeauftragten Cecil Shillingford sind lokale Umweltschützer bereits seit langem besorgt über das Austrocknen der Flüsse. Dafür machte er die massive Bebauung der Ufer und das Fällen von Bäumen aus agrarwirtschaftlichen Gründen verantwortlich.

Der Layou war früher der größte Fluss in Dominica - Bild: © Desmond Brown/IPS

Der Layou war früher der größte Fluss in Dominica
Bild: © Desmond Brown/IPS

"Viele Leute wissen nicht zu schätzen, dass die Uferzonen als eine Art Puffer wirken", sagt er. Alles werde abgeholzt. Wenn es kein radikales Umdenken gebe, werde die nächste Generation wahrscheinlich keinen Roseau- oder Grand Bay-Fluss haben. Shillingford ermahnt dazu, Maßnahmen zur geplanten Landnutzung und zu Pufferzonen umgehend in Kraft zu setzen. Häuser müssten in größerer Entfernung zu den Flüssen gebaut werden, fordert er.

Wiltshire ist davon überzeugt, dass solche Entwicklungs- und Landwirtschaftsprojekte im Zusammenhang mit dem Klimawandel eine große Rolle spielen. Dominica sei bereits mit den Folgen konfrontiert, erklärt er. Den großen Industrienationen wirft er vor, ihre Gier über die Bedürfnisse der Allgemeinheit zu stellen.


Regenfälle verstärken sich

"In der jüngeren Vergangenheit hat es hier intensiver geregnet", sagt Shillingford zu den Auswirkungen der Klimaveränderungen. "Wenn es heute einen Tag lang regnet, können schon Überschwemmungen entstehen. Stürme haben ebenfalls zugenommen, auch die Meeresspiegel steigen." Der Experte hat beobachtet, dass sich der Ozean immer mehr den Dörfern nähert. In Dominica seien die meisten Häuser direkt in Strandnähe gebaut worden, erklärt er. Und die westliche Seite der Insel sei viel flacher als die östliche.

Umweltexperte Cecil Shillingford an einer Promenade, die 1999 durch Hurrikan 'Lenny' zerstört wurde - Bild: © Desmond Brown/IPS

Umweltexperte Cecil Shillingford an einer Promenade, die 1999 durch Hurrikan 'Lenny' zerstört wurde
Bild: © Desmond Brown/IPS

Der Karibikstaat hat kürzlich Maßnahmen zur klimaschonenden Entwicklung entworfen. Die Bereiche, die am meisten durch den Klimawandel geschädigt würden, sind demnach Landwirtschaft, Fischfang und Ökotourismus.

Wie Shillingford anmerkt, wurde die Infrastruktur an den Küsten schon immer stark durch Stürme in Mitleidenschaft gezogen. Die Regierung muss danach immer Unsummen für die Wiederherstellung der Straßen ausgeben. Obwohl mit staatlicher Unterstützung dicke Mauern entlang der Küsten gebaut worden seien, um die Dörfer zu schützen, bietet diese Maßnahme keinen 100-prozentigen Schutz.


Tsunami würde die Hälfte der Insel vernichten

So zerstörte Hurrikan 'Lenny' 1999 in der Hauptstadt den Dame-Eugenia-Charles-Boulevard trotz einer solchen Barriere. Ohne diese Mauer wäre jedoch möglicherweise der gesamte Stadtteil verwüstet worden, meint Shillingford. "Das Wasser stand etwa anderthalb Meter hoch auf den Straßen", erinnert er sich. "Nicht einmal die Schutzwälle können vor den Auswirkungen größerer Stürme schützen." Käme gar ein Tsunami, so würde er alle Menschen im westlichen Teil der Insel in den Tod reißen. (Ende/IPS/ck/2012)


Link:

http://www.ipsnews.net/2012/12/in-dominica-diminished-rivers-among-climate-changes-effects/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 20. Dezember 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2012