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LATEINAMERIKA/012: Mexiko - Gärten gegen Smog, Umweltschützer wollen Hauptstadt regenerieren (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. August 2010

Mexiko: Vertikale Gärten gegen Smog - Umweltschützer wollen Hauptstadt regenerieren

Von Emilio Godoy


Mexiko-Stadt, 20. August (IPS) - Mexiko-Stadt ist nicht nur eine der größten, sondern auch eine der schmutzigsten Metropolen der Welt. Architekten und Städteplaner treiben daher 'grüne' Projekte voran, um eine regenerative und nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Sie lassen Dachterrassen begrünen, legen vertikale Gärten an Häuserwänden an und planen den zunehmenden Einsatz erneuerbarer Energien.

"Eine Regenerierung unserer Stadt ist möglich. Es gibt hier viele Viertel, in denen beispielsweise die Qualität der Böden verbessert werden kann. Die Umwelt muss stärker mit den Aktivitäten der Menschen in Einklang gebracht werden", sagte Elías Cattan, der Chef des Architektenbüros 'Taller 13', im Gespräch mit IPS.

Um die Lebensbedingungen in großen Städten zu verbessern, ziehen Experten nicht nur Umweltaspekte, sondern auch soziale und ökonomische Faktoren in Betracht. Neben der 2001 gegründeten Firma Taller 13 bieten auch die Architektur-Fakultät der privaten Iberoamerikanischen Universität (UIA) und das US-Unternehmen 'Regenesis Group' seit einigen Jahren Workshops zum Thema 'erneuerbare Stadt' an.

Taller 13 hat in der Stadt mehrere Gebäude saniert und neue Häuser nach umweltfreundlichen Kriterien errichten lassen. Die Regenesis Group ist in Mexiko bereits an einem Ökotourismus-Projekt in nordwestlichen Bundesstaat Baja California beteiligt.


Gesamtes urbanes Umfeld sanieren

"Es ist kein einfaches Vorhaben, aber ich denke, dass es realisierbar ist", sagte José Antonio Flores, der Gründer der Nichtregierungsorganisation 'Efecto Verde'. Die Maßnahmen gingen über den reinen Umweltschutz hinaus, erklärte er. Es gehe darum, die gesamte urbane Umgebung zu verbessern.

Seit 2007 arbeitet Efecto Verde unter anderem an Verfahren zum Auffangen von Regenwasser und an der Begrünung der Terrassen von Wohnhäusern. Mit Unterstützung der Nichtregierungsorganisationen sind Dachgärten auf einer Fläche von insgesamt 500 Quadratmetern entstanden.

Die Pflanzen verbessern nicht nur das Klima. Nach Schätzungen der Organisation reicht ein neun Quadratmeter großer Nutzgarten bereits aus, um genug Gemüse für eine vierköpfige Familie zu produzieren.

Die privaten 'grünen' Initiativen vertrauen vor allem auf ihre Kreativität und wollen hohe Kosten vermeiden. "Wir wollen die Ressourcen stärken und nicht Raubbau an ihnen betreiben", erklärte Cattan. Efecto Verde hat außerdem eigene Technologien entwickelt, etwa zur Umwandlung von städtischen Abfällen in Dünger.

In der mexikanischen Hauptstadt leben rund acht Millionen Menschen und in den angrenzenden Vororten weitere zwölf Millionen. Die größten Umweltprobleme sind der dichte Autoverkehr, die Luftverschmutzung, die übermäßige Ausbeutung des Grundwassers und die Müllberge. Im Stadtgebiet sind täglich schätzungsweise vier Millionen Fahrzeuge unterwegs.

Seit 2007 setzt die Stadtregierung einen Grünen Plan um, der den öffentlichen Nahverkehr stärken und die Bürger zum aktiven Einsatz für den Umweltschutz gewinnen will. Ähnliche Projekte sind unter anderem in den kolumbianischen Städten Bogotá und Medellín sowie im brasilianischen Curitiba mit Erfolg umgesetzt worden.

"In anderen Städten gibt es ähnliche Probleme wie bei uns", sagte Gerardo Moncada, ein Experte für nachhaltige Verkehrsentwicklung, gegenüber IPS. Man könne allerdings nur dann etwas erreichen, wenn die Behörden mutige Maßnahmen umsetzten, die die Stagnation überwinden könnten.


Umstrittene Straßenprojekte

Der von der Stadt geplante teure Bau der mautpflichtigen Schnellstraße 'Supervia Poniente' soll die wichtigsten Verkehrsadern im Südwesten von Mexiko Stadt entlasten. Bürger- und Umweltorganisationen protestieren jedoch gegen das Projekt, unter anderem weil Privateigentümer dazu von ihren Grundstücken vertrieben werden sollen.

Frühere Stadtregierungen hatten bereits neue Straßen angelegt, etwa eine 25 Kilometer lange Ringautobahn ('anillo periférico'), der ab dem kommenden Oktober erweitert werden soll. Seit Anfang dieses Jahres wird zudem im Rahmen des Plans 'Ecobici' das Fahrradfahren von den Behörden aktiv gefördert.

Umweltaktivisten bleiben jedoch skeptisch. Sollte der Grüne Plan tatsächlich umgesetzt werden, könnte es in der Stadt interessante Veränderungen geben, meinte Moncada. Wenn Zielsetzungen und Maßnahmen jedoch nicht in Einklang gebracht werden könnten, werde die Stadt nicht so rasch lebenswerter werden. (Ende/IPS/ck//2010)


Links:
http://www.taller13.com/
http://efectoverde.org/projectZMVM.html
http://www.regenesisgroup.com/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=96195

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 20. August 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. August 2010