Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

LATEINAMERIKA/050: Brasilien - Landfrauen protestieren gegen Agrarchemikalien (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. März 2011

Brasilien: Landfrauen protestieren gegen Agrarchemikalien

Von Fabiana Frayssinet


Rio de Janeiro, 3. März (IPS) - In sechs brasilianischen Bundesstaaten sind tausende Bäuerinnen auf die Straße gegangen, um gegen die zunehmende Verseuchung der Böden durch die Agrarchemikalien der großen Konzerne zu protestieren. Unter dem Motto 'Frauen gegen die Gewalt der Agroindustrie und ihrer Agrargifte und für Landreform und Nahrungssouveränität' forderten sie die Hinwendung zu einer für Mensch und Umwelt gleichermaßen gesunden und nachhaltigen Landwirtschaft.

Seit 2009 ist Brasilien das Land, in dem die meisten Pestizide und Kunstdüngemittel verwendet werden. So wird jedes Jahr mehr als eine Milliarde Liter Agrarchemikalien auf die Felder des südamerikanischen Lands ausgebracht. Die Produkte, die die landwirtschaftlichen Erzeugnisse vor Schädlingsbefall und anderen Widrigkeiten schützen sollen, beeinträchtigen jedoch die Gesundheit lebender Organismen und somit auch der Menschen.

Wie Amanda Matheus, die Landeskoordinatorin der brasilianischen Landlosenbewegung MST, erklärte, ist die Verwendung der Agrargifte die Folge eines exportorientierten Wirtschaftsmodells, "das eine Allianz aus Großgrundbesitzern und transnationalen Konzernen begünstigt, die sich immer mehr Land aneignen und in Monokulturen wie den Zuckerrohr- und Eukalyptusanbau investieren".


Kredite für Großunternehmen

Matheus gehörte der Gruppe von Demonstranten an, die sich vor dem Sitz der Nationalen Entwicklungsbank (BNDES) in Rio de Janeiro versammelt hatten. Kleinbauern beschuldigen das Finanzinstitut seit langem, bei der Kreditvergabe den ökologisch umstrittenen Projekten der transnationalen Konzerne den Vorzug zu geben. Die BNDES kontert den Vorwurf stets mit dem Hinweis, dass sie die Finanzierung landwirtschaftlicher Projekte von einer Einschätzung der Umweltfolgen abhängig mache und die Agroindustrie einen wichtigen Beitrag für Brasiliens Volkswirtschaft leiste.

Mit ihren Protesten vom 1. bis 3. März in den Bundesstaaten Bahia, Pernambuco, Minas Gerais, Rio de Janeiro, Rio Grande do Sul und São Paulo wollen die Landfrauen ein Zeichen für die Notwendigkeit einer ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft setzen, die den Schutz der Artenvielfalt, das Überleben der landwirtschaftlichen Kooperativen und Familienbetriebe und gesunde Nahrungsmittel garantiert.

Wie aus einer Mitteilung des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums hervorgeht, ist das größte Land Südamerikas längst ein Garant für Qualitätsnahrungsmittel. So beruft sich das Amt auf eine Untersuchung aus dem letzten Jahr, in deren Rahmen 19.235 Proben tierischer Produkte wie Fleisch, Eier, Milch und Fisch einer genaueren Prüfung unterzogen worden waren. In 99,83 Prozent lagen die Belastungen unterhalb der vom Nationalplan zur Kontrolle von Rück- und Giftstoffen festgelegten Höchstwerte. Zu den einzelnen Inhaltsstoffen selbst machte der Bericht keine Angaben. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://viacampesina.org/fr/
http://ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=97676

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 3. März 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. März 2011