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MEER/222: Brennpunkt Plastikmüll - OceanCare setzt sich an der UNO für die Meeresbewohner ein (OceanCare)


OceanCare - News, 20. Juni 2016

Brennpunkt Plastikmüll im Meer: OceanCare setzt sich an der UNO für die Meeresbewohner ein


Die Delegierten von 54 Mitgliedstaaten, zwölf internationalen Umweltabkommen und acht NGOs, die am ICP (informellen Konsultationsprozess) vom 13.-17. Juni 2016 an der UNO in New York teilnahmen, waren sich einig: Das Problem der Vermüllung der Meere mit Plastik, Mikroplastik und verlorengegangenem Fischereigerät ist eines der grössten Umweltprobleme. Der Plastikmüll im Meer bedroht die Meerestiere und Menschen im selben Masse und dies gleich mehrfach. Die Zeit drängt. Das Entwicklungsziel der UNO sieht vor, bis 2025 den Müll in den Meeren drastisch zu reduzieren und weitere Verschmutzungen zu verhindern.

Tiere verwechseln Plastik mit Nahrung oder verfangen sich in Plastikmüll, was meistens tödlich endet. Da Giftstoffe im und am Mikroplastik abgesondert werden, sind Fische, Muscheln und andere Tiere mit Schadstoffen belastet. Diese vergiftete Nahrung aus dem Meer bedroht am Ende der Nahrungskette auch die Gesundheit des Menschen. Plastikmüll gefährdet aber auch die Lebensgrundlage der Küstenbevölkerung und Bewohner kleiner Inselstaaten, weil der Müll Touristen fern hält und die Fischerei behindert.

Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Technik und Industrie sowie Vertreter verschiedener Umweltschutzorganisationen haben ihr Wissen im Rahmen von dreissig Präsentationen mit den Konferenzteilnehmenden geteilt. Einigkeit herrschte in der Einsicht, dass dringend Massnahmen umgesetzt werden müssen, die eine weitere Vermüllung der Meere verhindert. Deshalb wird der Aufklärung, sowie ausreichenden und gut konzipierten Mülltrennungssystemen an Land - insbesondere auch in Häfen - grösste Bedeutung zugemessen. Plastik soll als Wertstoff erkannt werden, dessen Wiederverwendung sich lohnt. An kritischen Stellen, beispielsweise in Flussmündungen, sollen Systeme installiert werden, die den Plastikmüll auffangen. Systematische Strandsäuberungen können verhindern, dass Plastik ins offene Meer gelangt.

Das Ocean Cleanup Projekt wurde vorgestellt. Viele Länder sehen dieses Plastik-Abschöpfungsprojekt als die einfachste Lösung, die grossen Plastikstrudel zu beseitigen. Mit über fünfzig Kilometer langen Barrieren an denen ein dreissig Meter langer Vorhang angebracht ist, will man Plastik auffangen und abschöpfen. OceanCare forderte Massnahmen, die vermeiden, dass Kleinstlebewesen und andere Meerestiere, die sich in diesem gigantischen Trichter verfangen könnten, zu Schaden kommen.

Einig war man sich auch darüber, dass Plastikverpackungen, die nach einmaligem Gebrauch in den Müll wandern, reduziert werden müssen. Die Industrie wurde aufgefordert, intelligente Verpackungen zu entwickeln. Auch müssen Konsumenten dazu gebracht werden, unverpackten Produkten den Vorzug zu geben und Einwegplastik zu vermeiden.

OceanCare war mit Sigrid Lüber und Fabienne McLellan vertreten und hat sich im Rahmen ihres UNO-Sonderberaterstatus in Meeresbelangen mit mehreren Wortmeldungen an der Lösungsfindung beteiligt.

Am Ende der Sitzung fasste Sigrid Lüber nochmals die wichtigsten Massnahmen und Forderungen von OceanCare zusammen:

  • Die einzelnen Staaten müssen konkrete Beschlüsse fassen, um die Plastikmüll-Entsorgung zu regulieren.
  • Mikro- und Nanoplastikpartikel in Kosmetikprodukten müssen umgehend verboten werden.
  • Plastikmaterialien sollen nach ihrer Gefährlichkeit klassifiziert werden. Die Produktion besonders giftiger Materialien muss verboten, der Handel damit eingestellt werden.
  • Die Abschöpfung treibender Plastikabfälle im Meer darf Kleinstorganismen als Basis der marinen Nahrungskette nicht gefährden.
  • Die Rettung von in Plastikmüll verfangener Tiere muss durch ein globales Netzwerk gewährleistet werden.

Die meisten Vorschläge von OceanCare wurden in die Zusammenfassung zu Handen der UNO Generalversammlung aufgenommen - ebenso die Bedenken betreffend des Verlust von Biomassen und Artenvielfalt beim Abschöpfen von Plastik aus dem Meer, die viel Zustimmung fanden.

193 Länder sind in der UNO Generalversammlung vereint. Sie alle haben sich im Rahmen der Agenda 2030 den UNO-Zielen für eine nachhaltige Entwicklung verpflichtet. Das Entwicklungsziel für die Meere enthält explizit die Absicht, den Müll in den Meeren bis 2025 drastisch zu reduzieren und die weitere Verschmutzung zu verhindern.

OceanCare wird sich weiterhin intensiv unter dem Motto "Reduce - Remove - Rescue" für die Lösung des Plastikproblems im Meer einsetzen.

Hier finden Sie die Rede [1] von Sigrid Lüber sowie die einzelnen Wortmeldungen [2]. Und hier gelangen Sie zum Blog [3], der die fünf UNO-Tage aus der Sicht der OceanCare-Delegierten protokolliert.


[1] https://assets.oceancare.org/downloads/icp_statement_final.pdf
[2] https://assets.oceancare.org/downloads/oceancare_intervention_1_unpolos_icp_14_06_2016.pdf
[3] http://blog.oceancare.org/2016/06/15/oceancare-news-from-nyc-the-lady-in-the-back.html

Downloads
Stellungnahme OceanCare
https://assets.oceancare.org/downloads/oceancare_statement_icp_long_final___deutsch.pdf
Verbale Stellungnahme
https://assets.oceancare.org/downloads/icp_statement_final.pdf
Wortmeldung 2
https://assets.oceancare.org/downloads/oceancare_intervention_2_unpolos_icp_14_06_2016.pdf
Wortmeldung 3
https://assets.oceancare.org/downloads/oceancare_intervention_3_unpolos_icp_14_06_2016.pdf
Wortmeldung 4
https://assets.oceancare.org/downloads/oceancare_intervention_4_unpolos_icp_15_06_2016.pdf
Wortmeldung 1
https://assets.oceancare.org/downloads/oceancare_intervention_1_unpolos_icp_14_06_2016.pdf

Links
Earth Negotiations Bulletin Bericht
http://www.iisd.ca/vol25/enb25107e.html

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Quelle:
News vom 20. Juni 2016
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2016

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