Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

PROJEKT/001: Tonziegelindustrie soll Klimabilanz verbessern - Projekt in sieben Ländern (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. März 2011

Lateinamerika: Tonziegelindustrie soll Klimabilanz verbessern - Projekt in sieben Ländern

Von Emilio Godoy


Duarte, Mexiko, 17. März (IPS) - Über eine Wanne gebeugt, Ärmel- und Hosenbeine hochgekrempelt, knetet Carlos Frías ein Gemisch aus Lehm, Jauche und Wasser. Nachdem ihn das Ergebnis offenbar zufrieden stellt, kippt er die Masse in eine Form, drückt sie zurecht und gibt ein wenig Wasser dazu. Das verleihe dem Material mehr Haltbarkeit, sagt er.

Das so in Form gebrachte Gemisch legt er neben all die anderen Quader, die nun unter freiem Himmel vier Tage lang durchtrocknen müssen, bevor sie in den Ofen kommen. Die Herstellung der 'tabiques", wie die Tonziegel in Mexiko genannt werden, ist ein mühseliges und wenig lukratives Geschäft, das in Mexiko 20.000 Menschen beschäftigt.

"Wir verdienen nicht viel", bestätigt Frías, der Sekretär der Gewerkschaft der Ziegelsteinhersteller von El Refugio, einem Viertel der rund 390 Kilometer nördlich von Mexiko-Stadt gelegenen Gemeinde Duarte. Die Produktionskosten pro Ziegelstein liegen bei einem US-Cent, der Verkaufspreis bei 13 US-Cent.


Millionen Tonnen Treibhausgase

Die handgefertigten Backsteine werden in konventionellen, mit Holz, Kohle oder Heizöl betriebenen Öfen gebrannt. Sie sind Quelle klimaschädlicher Treibhausgase wie Oxide, Stickstoffe, flüchtige organische Verbindungen und Schwebstoffe - 709 Millionen Tonnen im Jahr. Das soll mit Hilfe einer Non-Profit-Organisation, der Schweizerischen Stiftung für technische Entwicklungszusammenarbeit (Swisscontact), anders werden.

Die Ziegelsteine werden in der Regel 24 Stunden lang bei 1.000 Grad Celsius gebrannt. Swisscontact zufolge arbeiten die Öfen zutiefst energieineffizient. In El Refugio gibt es allein 380 solcher Öfen, die von 128 informellen Ziegeleien betrieben werden. Sie wurden in das sogenannte Lateinamerikanische Programm für Energieeffizienz in den handwerklichen Ziegeleien zur Abmilderung des Klimawandels (EELA) aufgenommen. Ziegelhersteller wie Carlos Frías erhoffen sich von dem Projekt aber auch eine Anerkennung des Ziegelbrennerhandwerks. "Unsere Arbeit muss endlich anerkannt werden", sagt er.

Das von Swisscontact geförderte Projekt wird in insgesamt sieben lateinamerikanischen Ländern - Argentinien, Bolivien, Brasilien, Ecuador, Kolumbien, Mexiko und Peru - durchgeführt, wo insgesamt 48.000 Öfen in Betrieb sind, die jedes Jahr sechs Millionen Tonnen CO2 ausstoßen. Von den technologischen Verbesserungen erhofft man sich einen Rückgang der Treibhausgasemissionen um bis zu 30 Prozent.


Modernisierung dient auch der Armutsbekämpfung

In Nemocón, einem Bezirk im zentralkolumbianischen Departement Cundinamarca wird EELA seit dem zweiten Halbjahr 2010 umgesetzt. In der 11.000 Einwohner zählenden Gemeinde gibt es viele 'Chircales', wie die kleinen Ziegeleien hier genannt werden. Die Abhängigkeit von dem Geschäft mache die Entwicklung ökologischer Technologien und Vermarktungsstrategien auch im Sinne der Armutsbekämpfung dringend erforderlich, heißt es auf der Website der Lokalregierung.

Von den landesweit 1.700 Ziegeleien sind allein in Nemocón 130 angesiedelt, die 400 meist mit Kohle befeuerte Öfen betreiben. Tonziegelsteine sind fester Bestandteil der kolumbianischen Architektur. Die ersten Ziegeleien wurden 1550 eingerichtet. In den Ziegeleien im Umfeld von Bogotá werden die Quader zu sechs US-Cent pro Stück produziert und zu 25 Cent das Stück verkauft. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.comimsa.com.mx/
http://www.redladrilleras.net/
http://www.swisscontact.org.pe/
http://www.itleon.edu.mx/
http://www.ipsnoticias.net/print.asp?idnews=97771

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 17. März 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. März 2011