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WALD/075: Regenwaldschutz ist machbar - und jeder Schritt zählt. Gemeinsame Erfolge (Regenwald Report)


Regenwald Report Nr. 4/11 - www.regenwald.org

Regenwaldschutz ist machbar - und jeder Schritt zählt

Der Protestmarsch der 2.000 Ureinwohner aus dem bolivianischen Regenwald in die Hauptstadt La Paz hat 69 Tage gedauert. Sie haben ihr Ziel erreicht: Präsident Morales hat den geplanten Bau eienr Straße durch ihren geschützten Lebensraum am Amzonas untersagt. Mit 20.000 Unterschriften konnte Rettet den Regenwald diese mutigen Menschen unterstützen. Das Beispiel gehört zu den größten gemeinsamen Erfolgen der letzten Zeit. Für uns und unsere Unterstützer zählt jeder Schritt, jede Entscheidung, die eins zum Ziel hat: die Regenwälder unserer Erde zu bewahren. Wir haben ein paar davo ausgewählt.


Bolivien
Indianer retten ihren Naturschatz

Ihre Heimat gehört zu den magischen Orten im Amazonasgebiet. Denn der Nationalpark Isiboro Sécure ist einer der artenreichsten Lebensräume in Bolivien. Der Grund für die noch kaum erforschte Vielfalt ist die besondere Lage: Zwischen den Anden und dem Tiefland des Amazonas konnte sich eine Fülle von Tieren und Pflanzen Lebensräume erobern. Drei indigene Völker haben dort bis heute überlebt - sie nutzen die Waldfrüchte und kennen die Bedeutung jeder Medizinpflanze. Doch plötzlich war alles in Gefahr: Die Regierung plante eine Landstraße mitten durch den Regenwald. Die Verkehrsader wäre der Anfang vom Ende gewesen, das Einfallstor für Siedler, Holzfäller, Goldsucher und Landspekulanten, sagen die Einwohner. Dabei genießt das Regenwaldgebiet doppelten Schutzstatus - als Indianerterritorium und als Nationalpark Isiboro Sécure, abgekürzt TIPNIS. Die Menschen wollten die Zerstörung ihrer Heimat nicht kampflos hinnehmen - und machten sich auf den 660 Kilometer langen Weg zum Präsidentenpalast in La Paz. Rund 2.000 Indianer waren mehr als zwei Monate unterwegs. Der Marsch begann friedlich, doch dann eskalierte der Konflikt.

Die Polizei versuchte, die Familien aufzuhalten. Mit einer Prügelattacke sollte der Protest ausgelöscht werden. Zwei Minister traten zurück, die Straße drohte das Land zu spalten. Am Ende lenkte Präsident Evo Morales ein und blockierte das Bauprojekt. Später ging er zum Indianercamp vor dem Regierungssitz. Mit Handschlag und Umarmungen begrüßte er die Marschierer. "Die Regierung versteht euer Anliegen, deswegen habe ich dem Parlament empfohlen, dass die Straße nicht durch den TIPNIS führt", erklärte Morales unter Applaus. Wenige Tage später lehnte auch das Parlament den Bau der Landstraße ab.

Rettet den Regenwald hat die Menschen bei diesem großen Erfolg unterstützt - mit zwei Protestaktionen auf der Webseite und der Übergabe von 20.000 Unterschriften an den bolivianischen Botschafter in Berlin bei einem persönlichen Gespräch. "Herzlichen Glückwunsch - danke für die Unterstützung unserer Kampagne für den TIPNIS", schreibt uns Pablo Rojas aus Cochabamba. Mitten auf ihre Webseite haben die Aktivisten das Foto von unserer Unterschriftenübergabe in Berlin gestellt.

http://www.regenwald.org/regenwaldreport/2011/341/erfolg-indianer-retten-ihren-naturschatz


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Kamerun
Gericht stoppt Rodungen für Palmöl

Noch gibt es Hoffnung für die Regenwaldbewohner im Südwesten von Kamerun: Das Gericht in Mundemba hat die Rodungen für Palmölplantagen vorerst gestoppt. 70.000 Hektar Urwald wollen die US-Firma Herakles Capital und deren lokale Tochter Sithe Global Sustainable Oils Cameroon für ihre Monokulturen abholzen. Die Plantagen würden das artenreiche Mosaik aus Wald und den traditionellen Kulturen von 45.000 Kleinbauern zerstören. Doch nicht nur die Menschen kämpfen um ihr Überleben - in Gefahr ist auch die zweitgrößte Artenvielfalt Afrikas. Denn das Gebiet grenzt direkt an den Korup Nationalpark. Dort leben die Drills, die höchstgefährdete Affenart des Kontinents, und auch die stark bedrohten Nigeria-Schimpansen, Preuss-Meerkatzen, Stummelaffen und Waldelefanten. Tiere und Pflanzen kennen keine Nationalparkgrenzen. Wird der Wald außerhalb der Schutzzonen abgeholzt, nimmt man ihnen wichtige Wanderkorridore. Das Chamäleon gehört zu den 82 Reptilienarten

Mit Planierraupen hatten die Firmen bereits begonnen, den Regenwald zu ver-nichten. Auf den Flächen sollen Millionen Setzlinge für die späteren Plantagen kultiviert werden. Doch Genehmigungen dafür besitzen die Firmen nicht. Rettet den Regenwald hat die lokalen Umweltschützer und die Einwohner dabei unterstützt, gegen die illegalen Rodungen vor Gericht zu klagen. Mit Erfolg: Sämtliche Aktivitäten müssen eingestellt werden. Im Korup Nationalpark lebt ein Viertel aller Primatenarten Afrikas

Allerdings sind damit die Palmölplantagen noch nicht endgültig verhindert. Der Verein hat bereits Spendengelder für ein großes Informationstreffen im Regenwald überwiesen. Dort konnten die Umweltaktivisten die Bevölkerung erstmals über die bedrohlichen Pläne informieren. Viele der Einwohner haben zum ersten Mal erfahren, dass sie ihr Land und den Regenwald für immer an die Palmölfirmen verlieren sollen. Die Menschen waren empört und organisieren nun weiteren Widerstand.

http://www.regenwald.org/regenwaldreport/2011/342/erfolg-gericht-stoppt-rodungen-fur-palmol


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Kolumbien
Das Korallenmeer bleibt vom Öl verschont

"Ich möchte allen Einwohnern von San Andrés mitteilen, dass es garantiert keine Ölsuche und -förderung geben wird", erklärte der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos am 1. Oktober 2011 den Bewohnern des Karibik-Archipels. Damit hat seine Regierung die Pläne der Ölgesellschaften Ecopetrol und Repsol in letzter Minute abgelehnt - und einen einzigartigen Naturschatz bewahrt. Die Konzerne wollten mitten im geschützten Korallenmeer nach Erdöl suchen. Die beiden großen Ölkonzessionen liegen im Biosphärenreservat Seaflower, das seit dem Jahr 2000 ein UNESCO-Schutzgebiet ist.

Auf einer Fläche von 300.000 Quadratkilometern entfaltet sich eine große Vielfalt an Lebensräumen: Tiefseegebiete, Korallenriffe, Atolle, Mangroven- und Regenwälder gehören dazu. Die Bevölkerung der drei dicht besiedelten Inseln San Andrés, Providencia und Santa Catalina lebt vom Fischfang und Tourismus. Die UNESCO-Biosphärenreservate gelten als Modellregionen, in denen "Menschen und Natur einträchtig zusammenleben". Die Erdölindustrie hätte diese, Anstrengungen zerstört. Lokale Umweltschützer baten Rettet den Regenwald deshalb um Hilfe. Anfang Mai richteten wir eine Protestaktion auf unserer spanischen und englischen Webseite an Präsident Santos und die UNESCO- Direktorin Irina Bokova. Viele Tausend Menschen haben sich mit ihrer Unterschrift daran beteiligt. Die Protestbriefe sind angekommen und haben ihre Wirkung nicht verfehlt - das bestätigten uns die kolumbianischen Umweltschützer.

Wir freuen uns über den gemeinsamen Erfolg.

http://www.regenwald.org/regenwaldreport/2011/343/erfolg-das-korallenmeer-bleibt-vom-ol-verschont


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Ecuador Behörden lehnen Umweltstudie des Kupferriesen Codelco ab

In Ecuador ist es den Bauern und Umweltschützern bis heute gelungen, ihren Bergregenwald im Intag vor Ausbeutung zu bewahren. Seit 20 Jahren versuchen internationale Konzerne, in der Tropenwaldregion nördlich der Hauptstadt Quito Kupfer zu fördern. Mit viel Mut, Zusammenhalt und Unterstützung aus vielen Ländern der Welt konnten die Intag-Bewohner bereits zwei Kupferminen verhindern - eine japanische und eine kanadische. Rettet den Regenwald hilft den Menschen seit vielen Jahren. Nun ist der chilenische Codelco-Konzern an den Lagerstätten unter dem Toisan-Gebirge interessiert, doch bereits der erste Anlauf scheiterte: Die vorgelegte Umweltverträglichkeitsprüfung wurde von den Behörden abgelehnt. Sowohl die Umweltschützer als auch die Gemeindeverwaltung hatten haufenweise Unregelmäßigkeiten festgestellt und Beschwerden eingereicht.

Doch der staatliche, weltweit größte Kupfer-Produzent Codelco wird sicher nicht so schnell aufgeben. Die Aktivisten in Ecuador berichten, dass nun Soldaten den Intag kontrollieren, Straßensperren errichten und die Menschen mit Waffen und Militärfahrzeugen einschüchtern. So begannen auch die früheren Konflikte. Jetzt ist Ecuadors Präsident Correa gefragt. Er muss sein Versprechen vom "Recht auf ein gutes Leben in Harmonie mit der Natur" einhalten. Die Bauern machen es vor: Mit Öko-Tourismus und Ökokaffee.

http://www.regenwald.org/regenwaldreport/2011/346/erfolg-behorden-lehnen-umweltstudie-des-kupferriesen-codelco-ab


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
• Kein Weg war den Menschen zu steil: Ihre Heimat liegt zwischen 180 und 3.000 Meter
• Rund 600 Baum- und Straucharten wurden im Korup gezählt. Das Chamäleon zählt zu den 82 Reptilienarten
• Im Karup-Nationalparl lebt ein Viertel aller Primatenarten Afrikas
• Die Schönheit von San Andrés bleibt bewahrt. Zum Dank erhielten wir diese E-Mail aus Kolumbien: "Liebe Freunde von Rettet den Regenwald. Eure solidarischen Stimmen sind uns sehr wichtig - sie tragen dazu bei, die Welt auf unsere Lage aufmerksam zu machen."


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Quelle:
Regenwald Report Nr. 4/11 - www.regenwald.org, S. 12-14
Herausgeber: Reinhard Behrend (v.i.S.d.P.)
Redaktion: Andrea Hülsmeyer, Guadalupe Rodriguez, Klaus Schenk, David
Vollrath, Christiane Zander
Rettet den Regenwald e.V. / Rainforest Rescue
Jupiterweg 15, 22391 Hamburg
Telefon: 040 410 38 04, Fax: 040 450 01 44
E-Mail: info@regenwald.org
Internet: www.regenwald.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2011