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WALD/083: Brasilien - Amazonas-Regenwald an der Grenze der Belastbarkeit (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. Februar 2012

Brasilien: Amazonas-Regenwald an der Grenze der Belastbarkeit


Rio de Janeiro, 8. Februar (IPS) - Der Amazonas-Regenwald hat offenbar die Grenzen seiner Belastbarkeit ereicht. Wie brasilianische Wissenschaftler berichten, vollzieht sich derzeit der Übergang zu einem störanfälligen System, der sich etwa durch Veränderungen des Wasser- und Energiekreislaufs ankündigt.

"Wir konnten die Grenzen des Amazonasbeckens ebenso identifizieren wie die Folgen, die eine Übertretung dieser Grenzen mit sich bringt", sagte Paulo Artaxo, einer der Koordinatoren des im Rahmen des Großen Biosphären-Atmosphären-Experiments in Amazonien ('Large Scale Biosphere-Atmosphere Experiment in Amazonia' - LBA) durchgeführten Forschungsprogramms.

"Aufgrund der Wechselwirkungen zwischen Entwaldung, Bränden und Dürren kann es zu einem Verlust der CO2-Speicherkapazität sowie zu Veränderungen der regionalen Niederschlagsmuster und Flussverläufe führen", sagte Artaxo. Das LBA habe einige dieser Mechanismen sichtbar machen können.

Das LBA ist ein Regierungsprogramm, das die klimatologischen, ökologischen, biogeochemischen und hydrologischen Funktionsweisen des Amazonasbeckens, die Auswirkungen der Landnutzung auf diese Funktionsweisen und das Wechselspiel zwischen dem Amazonasgebiet und dem System des Planeten Erde erforscht. Von 1998 bis 2007 war LBA eine von Brasilien geleitete internationale Forschungsinitiative.

Brasilien gehört zu den größten Treibhausgasemittenten der Welt. Umweltorganisationen machen dafür in erster Linie Brandrodung und den Holzeinschlag verantwortlich. Beiden Aktivitäten soll das südamerikanische Land drei Viertel seiner CO2-Emissionen verdanken. Wissenschaftlern zufolge setzt bei einem Verlust des Regenwalds um 40 Prozent die Versteppung ein - mit verheerenden Folgen für Mensch und Natur.

Brasilien verfügt über 5,3 Millionen Quadratkilometer Regenwald. Davon stehen 1,3 Millionen Quadratkilometer unter Naturschutz. In den Jahren 2009 und 2010 wurden in dem südamerikanischen Land 700.000 Hektar Wald zerstört. Das war die niedrigste Rate seit 1988, als mit den Messungen des Waldschwunds begonnen wurde. Doch ein Regierungsbericht vom Mai letzten Jahres kam zu dem Schluss, dass zwischen August 2010 und April 2011 27 Prozent mehr Wald vernichtet worden sind. Die größten Verluste wurden im westlichen Bundesstaat Mato Grosso festgestellt, wo Soja im großen Stil angebaut wird. (Ende/IPS/kb/2012)


Links:
http://150.163.158.28/lba/site/?p=intro&t=1
http://www.greenpeace.de
http://www.tierramerica.info/nota.php?lang=esp&idnews=4184&olt=563

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IPS-Tagesdienst vom 8. Februar 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Februar 2012