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WASSER/010: Sambia - Desolate Wasserwirtschaft, im wasserreichen Norden ist Trinkwasser knapp (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 31. Januar 2011

Sambia: Im wasserreichen Norden ist Trinkwasser knapp - Desolate Wasserwirtschaft

Von Nebert Mulenga


Mansa, Sambia, 31. Januar (IPS) - Sebastian Chilekwa ist um seinen Posten nicht zu beneiden. Der Direktor der regionalen Wasserwerke der Provinz Luapula im Norden von Sambia verwaltet den Mangel. Die Einnahmen decken nur ein Drittel der Betriebskosten. An Instandhaltung oder Ausbau des maroden Leitungsnetzes ist nicht zu denken, auch nicht an höhere Wasserpreise, die die Kundschaft nicht bezahlen könnte.

Der für Sambias Wasser- und Abwasserwirtschaft zuständige Nationalrat (NWASCO) hatte in den vergangenen Jahren landesweit die regionalen Wasserwerke privatisiert, zuletzt, 2008, auch die Wasserversorgung in der Provinz Luapula. Der Zuständigkeitsbereich der 'Luapula Water and Sewage Company' (LWSC) umfasst sieben Bezirke. Vor der Privatisierung waren die sieben Bezirksräte der Provinz für die Versorgung mit Leitungswasser zuständig.

"Wir können aber nur zwölf Prozent der Region bedienen" stellte Chilekwa resigniert fest. "Mehr als 30 Prozent der regulären Wohngebiete von Mansa und die armen Außenbezirke werden nicht beliefert."

"Nirgendwo im Land ist die Wasserversorgung so schlecht wie in Luapula, denn hier wurde seit den 70-er Jahren nichts investiert", klagte der Chef der Wasserwerke. "Die monatlichen Betriebskosten des Unternehmens belaufen sich auf umgerechnet 61.000 US-Dollar. Seit fünf Monaten sind wir mit den Lohnzahlungen in Verzug." Neben einer heruntergekommenen Infrastruktur hat sein Unternehmen auch unbezahlte Stromrechnungen über insgesamt 250.000 Dollar vom früheren Betreiber geerbt.

"Das trübe Wasser, das hier aus der Leitung fließt und das für alles benutzt wird, sieht eher aus wie Urin", lamentierte Monica Mutale aus Mansa und zeigte sichtlich angeekelt auf die öffentliche Zapfstelle im Stadtteil Mutende. "Wenn wir Besuch haben, stellen wir Flaschen mit Mineralwasser auf den Tisch. Doch das können wir uns nicht jeden Tag leisten", berichtete sie.

In der Provinz Luapula versorgen die meisten Menschen ihren Haushalt mit unsauberem Quellwasser, das sie aus einem selbst gegrabenen Loch schöpfen.


Wasserreich, doch schlecht versorgt

Luapula ist zwar die wasserreichste Provinz des südafrikanischen Landes, zugleich aber nach Angaben des staatlichen Statistikbüros die am wenigsten mit sauberem Trinkwasser versorgte Region. Nur 18 Prozent der Einheimischen werden mit Leitungswasser beliefert. Abwasserkanäle sind Luxus und nur für 2,3 Prozent der Bevölkerung zu benutzen.

Vier der sieben Bezirke von Luapula landeten auf dem untersten und 10. Platz, als bei der letzten Volkszählung (2000) in den 73 Bezirken des Landes nach der Versorgung mit Trinkwasser und sanitären Einrichtungen gefragt wurde.

Zu den Ursachen des desolaten Zustands der Wasserwirtschaft in der Provinz gehören nicht zuletzt die niedrigen Gebühren, die die LWSC von ihren wenigen Kunden einzieht. In Wohngegenden mittlerer Qualität bezahlen die Wasserkunden monatlich umgerechnet fünf Dollar, das Doppelte in den teuersten Wohnvierteln.

In den vornehmen Wohnvierteln der sambischen Hauptstadt Lusaka hingegen fallen monatlich bis zu 100 Dollar an Wassergebühren an, und selbst in den Slums verlangen die Wasserwerke rund 25 Dollar pro Haushalt.

Gebührenerhöhungen muss die nationale Wasserbehörde (NWASCO) zustimmen. Als Luapulas Wasserwerke 2010 eine Verdoppelung ihrer Tarife planten, um in den Ausbau des Versorgungsnetzes investieren zu können, genehmigte man lediglich eine Anhebung um 50 Prozent. In Mansas Außenbezirken durften die Gebühren nur um 30 Prozent steigen.

In einer Presseerklärung räumte NWASCO ein, in Mansa sei der Wasserpreis so gering, dass er die Betriebskosten des Unternehmens nicht decken könne. "Dennoch ist es unsere Pflicht dafür zu sorgen, dass Trinkwasser und Abwasserentsorgung für jedermann erschwinglich sind", betonte die Behörde.


Hoffen auf dänische Entwicklungshilfe

In den rasch wachsenden Minengebieten von Luapula steigt der Wasserbedarf ständig. Doch anders als in Sambias florierendem 'Kupfergürtel' fehlen hier die eigenständigen Wasserversorger der Bergbauunternehmen.

Jetzt setzt Chilekwa auf die Unterstützung der dänischen Entwicklungsagentur DANIDA. "Mit rund 28 Millionen Dollar an Investitionskapital können wir unser Betriebssystem modernisieren, bekommen mehr Kunden und könnten erste Gewinne einfahren", erklärte der LWSC-Chef.

Mit dem Dilemma, ohne zahlungskräftige Kunden Investitionskapital für Bestandserhalt und Modernisierung der Leitungsnetze zu erwirtschaften und die Wasserversorgung nachhaltig zu sichern, steht Chilekwa aus Luapula nicht alleine da. Überall im südlichen Afrika wird die Wasserwirtschaft mit dieser doppelten Aufgabe konfrontiert. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Februar 2011