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WASSER/052: Mauritius - Marode Leitungen, steigende Kosten; problematische Wasserversorgung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. Dezember 2011

Mauritius: Marode Leitungen, steigende Kosten - Problematische Wasserversorgung

von Nasseem Ackbarally

Die Tropeninsel Mauritius braucht mehr Stauseen - Bild: © Nasseem Ackbarally/IPS

Die Tropeninsel Mauritius braucht mehr Stauseen
Bild: © Nasseem Ackbarally/IPS

Port Louis, 29. Dezember (IPS) - Die Pläne der Regierung von Mauritius, zu Jahresbeginn die Wasserversorgung der kleinen Inselrepublik vor der Ostküste Afrikas zu privatisieren, alarmiert Verbraucher und Gewerkschaftsvertreter. Sie kritisieren, die zu erwartenden höheren Wasserpreise füllten lediglich die Kassen privater Betreiber. Doch dem Staat fehlt das Geld für die Instandhaltung der 100 Jahre alten löchrigen Leitungen und maroden Staudämme, durch die 50 Prozent des Wassers ungenutzt versickern.

Missmanagement, Verschwendung und Klimawandel sind weitere Ursachen für die immer problematischer werdende Wasserversorgung auf der 2.040 Quadratkilometer großen Insel im Indischen Ozean, auf der 1,2 Millionen Menschen leben. Der Wasserbedarf des tropischen Inselstaates wächst jährlich um 2,5 Prozent: bei Wirtschaftsunternehmen um 62 Prozent, bei den Hotels um 44 Prozent und bei den Privathaushalten um 16 Prozent.

"Bei ordentlicher Planung könnten wir jede Menge Wasser haben", räumte Premierminister Navin Ramgoolam kürzlich ein. Derzeit wird das gesamte Wasserwirtschaftssystem des Landes überprüft. Die Regierung will Teile der 2.000 Kilometer langen Wasserleitung ersetzen und zwei weitere Staudämme bauen.

Der für die Versorgungsdienste zuständige Minister Rashid Beebeejaun hat errechnet, dass ein vierköpfiger Privathaushalt bei einem monatlichen Verbrauch von 20.000 Liter Wasser in Zukunft umgerechnet fünf statt bislang drei US-Dollar bezahlen muss. Die staatliche Wasserbehörde (CWA) verlangt für verschiedene Abnehmergruppen wie Privatkunden, Unternehmen und Hotels unterschiedliche Preise.

Haniff Peerun, Vorsitzender des Gewerkschaftsverbandes 'Mauritius Labour Congress', rechnet bei einer privatisierten Wasserversorgung mit steigenden Gebühren und gewaltigen Gewinnen für die Investoren. "Private Lieferanten verlangen schon jetzt 69 Cent für einen Liter Wasser. Für das gleiche Geld bekommt man vom CWA 4.000 Liter Trinkwasser", erklärte er.

Der Generalsekretär des einheimischen Verbraucherverbandes, Jayen Chellum, protestierte kürzlich vor dem CWA-Verwaltungsgebäude. "Weder eine Erhöhung des Wasserpreises noch eine Privatisierung der Versorgung lassen sich rechtfertigen, denn wegen der undichten Leitungen bekommt ein großer Teil der Bevölkerung nicht genügend Trinkwasser", kritisierte er.

Vertreter der Privatwirtschaft sehen der geplanten Privatisierung der Wasserversorgung eher gelassen entgegen. "Bei einer Wasserversorgung in privater Hand gäbe es längst nicht so viel Verschwendung, dafür aber ein besseres Management und genügend Wasser für alle", meinte Riad Hulmuth aus dem südlichen New Grove. "Die Leute, die die Regierung einstellt, haben keine Ahnung von dem Geschäft", meinte er.

Kritinand Beeharry von der Vermarktungsgesellschaft der Agrarwirtschaft betonte, er habe keine Einwände gegen eine privat bewirtschaftete Wasserversorgung, sofern die Abnehmergebühren nicht steigen.


Plantagenbesitzer bedienen sich kostenlos aus Bächen und Flüssen

Die Betreiber der großen Zuckerrohrplantagen haben von einer Privatisierung der Wasserversorgung keine wirtschaftlichen Einbußen zu befürchten. Dank eines seit 1863 geltenden Gesetzes ('River and Canal Act') dürfen sie bislang sämtliche Wasserressourcen auf ihrem Gebiet kostenlos nutzen.

"Wir bewässern damit die Plantagen" erklärte der Direktor des Verbandes der Zuckerproduzenten, Jean Li Yuen Fong gegenüber IPS. "Ohne dieses Wasser könnten wir weder Zuckerrohr noch Gemüse und Obst produzieren."

Minister Beebeejaun hält eine Änderung der Privilegien der Plantagenbetreiber für denkbar. "Die Besitzer der Wasserrechte verbrauchen fast die Hälfte unserer gesamten Wasserressourcen, doch das Wasser gehört dem Staat. Sie haben lediglich das Nutzungsrecht", betonte er. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Dezember 2011