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WASSER/160: Tansania - Brackwasser für Küstenbewohner, Meerwasser dringt in Küstengebiete vor (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. Oktober 2013

Tansania: Brackwasser für Küstenbewohner - Meerwasser dringt in Küstengebiete vor

von Kizito Makoye


Bild: © Kizito Makoye/IPS

Behördenvertreter entnehmen Wasserproben, um den Salzgehalt in den Flüssen des Pangani-Beckens zu untersuchen
Bild: © Kizito Makoye/IPS

Pangani, Tansania, 25. Oktober (IPS) - In der Küstenstadt Pangani im Nordosten Tansanias steigt der Salzgehalt im Trinkwasser. Hier, 400 Kilometer nördlich der Hauptstadt Dar es Salam, hat der klimabedingte Anstieg des Meeresspiegels dafür gesorgt, dass das Wasser des Indischen Ozeans in die wichtigsten Trinkwasserquellen der Region - in die unterirdischen Wasserleiter (Aquifere) und in den 500 Kilometer langen Fluss Pangani - vordringen kann.

Auch der Rückgang der Niederschlagsmenge ist ein Problem. Er verhindert, dass sich die kostbaren Frischwasserreserven regenerieren können.

"Die Geschwindigkeit, mit der unsere Trinkwasservorräte versalzen, ist erschreckend. Wir müssen uns dringend dieser Herausforderung stellen", meint Hamza Sadiki, Wissenschaftler bei der Wasserbehörde für das Pangani-Becken. Die meisten Wasserreserven seien bereits kontaminiert, und vielen Menschen bleibe nichts anderes übrig, als das brackige Wasser zu trinken.

Die von der tansanischen Regierung in Zusammenarbeit mit der britischen Entwicklungsbehörde veröffentlichte Untersuchung 'Economics of Climate Change in Tanzania' (Ökonomie des Klimawandels in Tansania) hatte 2011 festgestellt, dass die Klimaveränderungen in dem ostafrikanischen Land die Küstenbewohner noch stärker als bisher den Gefahren durch den ansteigenden Meeresspiegel aussetzen werden.


Brunnen versalzen

Schon jetzt konsumieren die Küstenbewohner salzhaltiges Trinkwasser. Die Hoffnung, dass die Regierung endlich Maßnahmen ergreift, um die Qualität der Ressource zu verbessern, hat sich bisher nicht erfüllt. "Alle Brunnen sind bereits versalzen, und wir brauchen Hilfe", meint Amran Shamte, ein 65-jähriger Einwohner von Pangani, im IPS-Gespräch.

Shamte kann sich noch gut an die Krokodile erinnern, die sich in den 1960er Jahren im Flussdelta getummelt hatten. Der hohe Salzgehalt habe sie vertrieben. Sie seien nun weiter stromabwärts anzutreffen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation liegt der zulässige Salzgehalt im Trinkwasser zwischen 20 und 800 Milligramm pro Liter (mg/l). Doch Wasserproben, die Wissenschaftler der Wasserbehörde flussabwärts entnommen haben, zeigen Werte von 2.000 mg/l. Die Regierung hat daraufhin nationale Höchstwerte eingeführt, die die internationalen Standards überschreiten.

Sabas Kimboka, Ernährungswissenschaftler am 'Tanzania Food and Nutrition Centre', warnt vor den gesundheitlichen Folgen des Salzwasserkonsums. "Meerwasser ist ungesund. Es hat eine dehydrierende Wirkung und steigert das Durstgefühl."

Mohamed Hamis, Wasseringenieur am Bezirksamt von Pangani-Stadt, berichtet, dass das Meerwasser bereits zehn Kilometer stromaufwärts in die Wassersysteme eingedrungen sei. Diese Entwicklung macht es vor allem zu Zeiten der Flut schwierig, die Menschen mit sauberem Wasser zu versorgen. Die Behörden überlegen deshalb, mit ihren Pumpanlagen flussaufwärts zu ziehen.

Wie Hamis weiter erläutert, denken die Behörden auch darüber nach, Experten mit dem Bau von Schutzwällen zu beauftragen, um das weitere Eindringen von Salzwasser in die Aquifere zu verhindern.


Regierung rät zu Umzug ins Hinterland

Die Regierung ist dazu übergegangen, die Menschen, die in nächster Nähe zum Meer leben, aufzufordern, landeinwärts zu ziehen, wo der Salzgehalt im Wasser deutlich niedriger ist. "Doch viele argumentieren, dass sie nicht über die finanziellen Mittel für einen solchen Umzug verfügen."

"Es ist eine Schande, dass die meisten Menschen Wasser trinken müssen, dessen Salzgehalt die empfohlenen Richtwerte übersteigt. Doch wir können ihnen ja schlecht sagen 'Trinkt das nicht!'", meint Hamis, ein entschiedener Gegner des Regierungsbeschlusses, eine eigene Obergrenze für den Salzgehalt im Trinkwasser festzulegen. (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.tfnc.or.tz/
http://www.panganibasin.com/
http://economics-of-cc-in-tanzania.org/images/Economics_of_Climate_Change_in_Tanzania_Factsheet_vs_3_1__1__1_v2.pdf
http://www.ipsnews.net/2013/10/tanzanias-costal-communities-forced-to-drink-seawater/

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IPS-Tagesdienst vom 25. Oktober 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Oktober 2013