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ANBAU/122: Raubbau für Palmöl, Indonesien - Palmöl heizt dem Klima ein (ROBIN WOOD-Magazin)


ROBIN WOOD-Magazin Nr. 102/3.2009
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie


Raubbau für Palmöl
Tropenwald-Spezial Recherche in Indonesien 2009

Palmöl heizt dem Klima ein

Von Jule Naundorf


Der gigantische und ständig wachsende Verbrauch von Palmöl aus Ländern mit Regenwäldern und Torfgebieten ist mit verantwortlich für die rasch voranschreitende Erderwärmung.

Wie Greenpeace in der Studie "Cooking the climate" bereits 2007 veröffentlichte, entweichen jedes Jahr 1,8 Milliarden Tonnen Kohlendioxid infolge von Zerstörung und Verbrennung von Torfflächen in Indonesien in die Atmosphäre. Dies hat verheerende Folgen. Gebiete, die eigentlich Kohlenstoff speichern, werden zu Quellen von Treibhausgasemissionen. Solche Speicher sind vor allem tropische Regenwälder. Das Ökosystem Wald speichert etwa 1,5-mal so viel Kohlenstoff, wie sich zurzeit in der Atmosphäre befindet. Die Abholzung dieses Ökosystems für Plantagen führt dazu, dass sein natürlicher Kühlmechanismus zerstört wird. Folge ist eine immer schnellere Erwärmung des Klimas. Allein die Zerstörung der tropischen Regenwälder ist für gut ein Fünftel aller Treibhausgas-Emissionen weltweit verantwortlich. Und sie schreitet in Indonesien weitaus rascher voran als in jedem anderen waldreichen Land der Welt. So ist es nicht verwunderlich, dass Indonesien der drittgrößte Produzent von Treibhausgasen ist - gleich nach den USA und China.

Ein Bericht des United Nations Environment Program (UNEP) aus dem Jahr 2007 kommt zu dem Schluss, dass Ölpalmplantagen heute eine der Hauptursachen für die Zerstörung der Regenwälder in Malaysia und Indonesien sind. Schätzungen der Weltbank zufolge wurden 60 Prozent des Tieflandregenwaldes von Kalimantan und Sumatra zwischen 1985 und 1997 zerstört, um dort Palmölplantagen zu pflanzen. Und die indonesische Regierung plant bis zum Jahr 2015 weitere vier Millionen Hektar mit Ölpalmen zu bepflanzen, die ausschließlich für die Erzeugung von Agrotreibstoffen gedacht sind.

Auch Böden fungieren als langfristige Kohlendioxidspeicher. Insbesondere Torfböden können pro Hektar mehrere hundert Tonnen Kohlenstoff speichern. Die Zerstörung dieser natürlichen Kohlenstoffspeicher trägt gleich doppelt zur globalen Erwärmung bei: Der gespeicherte Kohlenstoff wird freigesetzt, zugleich wird die Fähigkeit des Ökosystems weiteren Kohlenstoff aufzunehmen verhindert.

Sobald Torfland trockengelegt wird, verrottet unter der Einwirkung von Sauerstoff das biologische Material und der gespeicherte Kohlenstoff wird in Form von CO2 freigesetzt. In tropischen Gebieten läuft dieser Prozess zehnmal schneller ab als in kälteren Regionen. Allein die Trockenlegung von tropischen Torfgebieten mit einer Tiefe von bis zu einem Meter setzt 80 bis 100 Tonnen CO2 pro Jahr und Hektar frei. Je tiefer die Trockenlegung geht, desto höher fallen die Emissionen aus.

In Südostasien werden Torfgebiete großflächig trockengelegt, um die Abholzung des Torfregenwaldes zu ermöglichen. Nach dem Kahlschlag wird die Trockenlegung häufig noch intensiviert, um Ölpalmen zu pflanzen. Das hat Konsequenzen für die gesamte Landschaft, denn damit wird Wasser aus den angrenzenden Gebieten gezogen, die teilweise noch bewaldet sind. Dort sinkt der Wasserspiegel und noch mehr CO2 wird freigesetzt.

Es mangelt in Indonesien nicht an einer rechtlichen Grundlage für den Schutz der Lebensräume: Seit 1999 ist es verboten Wälder niederzubrennen. Auch darf der Wald auf Torfböden, die mehr als zwei Meter in die Tiefe reichen, nicht zerstört werden. Bei einer Torfschicht von mehr als drei Metern darf der darauf stehende Wald nicht beeinträchtigt werden. Aber die Praxis zeigt, dass sich Konzerne nicht an diese Gesetze halten und die staatlichen Kontrollen nicht ausreichen.

Jule Naundorf, Tropenwaldreferat Hamburg,
Tel.: 040/380892-18
jule.naundorf@robinwood.de

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Mit den tropischen Regenwäldern schwinden unersetzliche Kohlendioxid-Speicher


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. November 2009